Frauen sind überdurchschnittlich oft von Armut betroffen. Mit dem neuen Sozialen Stadtrundgang "Schattenwelten" macht Surprise dieses Phänomen in Zürich sichtbar. Warum werden insbesondere armutsbetroffene Frauen "unsichtbar"? Wie (über-)leben Frauen auf der Gasse? Auf der Tour durch den Kreis 4 erhalten Interessierte Antworten direkt von einer Betroffenen. Surprise Stadtführerin Sandra Brühlmann zeigt anhand ihrer persönlichen Geschichte auf, wie schnell man aufgrund von Sucht und psychischer Erkrankung in eine Abwärtsspirale gerät. Aber auch, wie man durch starken Willen und wertschätzende Hilfe wieder in einen geregelten Alltag zurückfinden kann. Besucherinnen und Besucher der Tour lernen die Anlaufstellen und Einrichtungen kennen, wo Armuts- und Suchtbetroffene Unterstützung finden – etwa das Haus zur Stauffacherin, das Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen der psychiatrischen Universitätsklinik, den Gassentierarzt und den "Suneboge". 

Die Expertin der Strasse

Seit sich Sandra Brühlmann erinnern kann, war sie mit Armut konfrontiert. Bereits früh erlebte sie psychische und physische Gewalt und kam mit Alkohol in Berührung. Die Negativspirale drehte sich immer schneller: Es folgte der Lehrabbruch, ein erster Klinikaufenthalt, eine schwere Depression und schliesslich eine ärztliche Fehlmedikation, die eine Psychose auslöste. Sie verlor die Wohnung und landete auf der Strasse. Sandra Brühlmann konnte sich vor einigen Jahren aus der Psychose befreien und schaffte den Weg aus der Obdachlosigkeit und der Sucht zurück in eine geregelte Alltagsstruktur. Und sie begann ihre Ausbildung als Stadtführerin bei Surprise. Die 36-Jährige sagt: "Ich möchte mit meinen Stadtrundgängen erreichen, dass die Menschen hinschauen und auch Menschen mit Suchtproblemen mit Würde behandeln."

"Ein schmerzhafter Weg"

Die Ausbildung von Sandra Brühlmann zur Stadtführerin dauerte über ein Jahr. "Es war ein langer und manchmal schmerzhafter Weg", sagt Carmen Berchtold, Leiterin Soziale Stadtrundgänge Zürich bei Surprise. Die Erinnerungen an die schwierige Zeit begleiten die junge Frau noch immer. Doch durch das Verstehen und Erzählen der eigenen Geschichte hat Sandra Brühlmann wieder Selbstachtung und Würde gewonnen. 

Infos zur Frauenarmuts-Tour «Schattenwelten»

Besuchte Institutionen:

  • Haus zur Stauffacherin
  • Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen
  • Gassentierarzt
  • Wohn- und Arbeitsgemeinschaft Suneboge

Zeit: jeweils am Montag um 14:30 – 16:30 Uhr (erste Tour am 30. September)

Start: Haupteingang St.-Jakobs-Kirche (am Stauffacher), Zürich

Anmeldung und weitere Infos: Carmen Berchtold, T +41 44 242 72 14, carmen.berchtold@surprise.ngo, www.surprise.ngo/stadtrundgangzh/