Megaresort entweiht Inseljuwel auf Fidschi
Das Resort wäre das grösste auf Fidschi und soll das erste Casino der pazifischen Nation beinhalten.
Ein Tourismusexperte warnt, dass die Beschädigung der Insel Malolo zu einem internationalen Beispiel dafür werden könnte, was man bei einer nachhaltigen Tourismusentwicklung nicht tun sollte, neben Resorts mit übermässigen Auswirkungen in Ländern wie den Philippinen und Thailand.
Der chinesische Entwickler Freesoul Real Estate Development (Fidschi) hat im Stil eines Überrumpelungs-Ansatzes zwei Gerichtsbeschlüsse ignoriert, um die Zerstörung zu stoppen, und wird beschuldigt, das Umweltgesetz Fidschis, das Genehmigungsverfahren, die Umwelt und die Inselbewohner rücksichtslos zu übergehen.
Alle bisherigen Arbeiten wurden ohne Vorlandpacht für die Landgewinnung, ohne Umweltverträglichkeitsprüfung und ohne Entwicklungsgenehmigungen durchgeführt, sagt der in Fidschi ansässige neuseeländische Umweltanwalt Dr. Kenneth Chambers.
Ein Ältester aus dem nahegelegenen Dorf Solevu, Jonetani Nayate, erklärte gegenüber Newsroom, er glaube, dass die Regierung Fidschis den chinesischen Entwickler nicht aufhalte, weil sie Geld von der Firma erhalte.
"Bei der letzten Wahl, glauben wir, haben sie (Freesoul Real Estate) Geld für die Regierung gespendet. Deshalb hält die Regierung sie nicht auf. Der Generalstaatsanwalt versteht sich gut mit den Chinesen, deshalb. Den Chinesen ist das Land egal. Es ist versaut und wird immer schlimmer und schlimmer."
Jonetani sagte, die Menschen in seinem Dorf seien sehr verärgert. "Es gibt ungeklärtes Abwasser, das in die Mangrovenwälder gelangt [aus Lagern, die für Bauarbeiter eingerichtet wurden]. Es sind unsere Fischgründe, wo wir die Muscheln und Krabben sammeln, auch die Frauen bringen sie auf das Festland und verkaufen sie. Durch das Abwasser und den Kanal, den sie gegraben haben, ist alles verschandelt. Wir wollen die Chinesen aufhalten, bevor sie alles ruinieren."
Auf der Insel Malolo gibt es sieben bestehende Resorts. Es wird als "ein idyllisches Paradies mit Sandstränden, üppigen Korallenriffen, wiegenden Kokospalmen und azurblauen Meeren" beworben. Die Preise für Unterkünfte liegen zwischen ca. NZ $130 und $2000 pro Nacht.
Die vorgesehene Entwicklung auf der Insel Malolo wäre das bisher grösste Resort Fidschis. Auf der Südseite der Insel beinhaltet der Masterplan das erste Casino Fidschis, mit schätzungsweise 370 Spielbanken, von denen fast 90 über dem Wasser stehen und mehr als 100 in geschützten Mangrovenwäldern gebaut werden sollen.
Das provisorische Arbeiterdorf wurde Anfang letzten Jahres buchstäblich über Nacht eingerichtet, um mehr als 50 Bauarbeiter, sowohl Chinesen als auch Fidschianer, aufzunehmen. Auch dies erfolgte ohne einen sogenannten Foreshore Lease – eine Küstenvorland-Nutzungsgenehmigung – und überhaupt ohne jegliche Genehmigungen.
Die chinesischen Entwickler kauften Anfang 2018 einen Teil des Geländes über zwei lokale Clans. Aber die Mehrheit der Inselbewohner will nicht, dass der Bauherr ihre angestammten Fischgründe zerstört und ergreift nun rechtliche Schritte, um ihr Land und das umliegende Vorland zurückzuerkämpfen.
Der Freesoul-Leasingvertrag enthält die Bedingung, dass das Unternehmen das fidschianische Recht einhält. Anwälte, andere Grundbesitzer und Einheimische sagen, dass diese Bedingung unzählige Male verletzt wurde. Es wächst die Erkenntnis, dass man Freesoul nicht trauen kann, die Umwelt zu respektieren und zu erhalten.
Die fidschianische Regierung hat 2005 ein Ressourcenmanagementgesetz verabschiedet, aber keines ihrer Kriterien wurde nach Chambers befolgt. Er vertritt angrenzende Grundbesitzer und ist langjähriger Dozent für Umweltrecht an der University of the South Pacific in der Suva.
"Jeder fragt sich, was das Geheimnis von Freesoul ist, wie dies ohne UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung) und ohne Forshore-Pacht geschehen konnte. Sind die Institutionen einfach zu beschäftigt und unterbesetzt oder geschieht hier etwas Unheimlicheres?"
Zu den Beschwerden über schwere Umweltschäden, die bereits von Freesoul Real Estate Development (Fidschi) begangen wurden, gehören:
- illegale Gewinnung von Küstenvorland und Strandzugang
- Ausbaggern und Zerschlagen eines geschätzten 5’000 Quadratmeters Riffes, um einen Bootskanal an einem Strand zu bauen, für den der Entwickler nicht einmal die erforderlichen Rechte hatte.
- spätere illegale Deponierung von totem Riff auf geschütztes Seegras
- Destabilisierung von Hanglagen nach dem Abtragen der Vegetation
- Sand-/Rohabwässer und Abfälle, die in geschützten Mangrovenwäldern am Meer abgelagert werden.
- ein Kraftstofftank, der an Land gelagert wird.
- Lastwagen und Bagger, die bei Ebbe über das Riff fahren.
Dies alles ohne Küstenvorland-Nutzungsvertrag oder – damals – UVP-Genehmigung.
Chambers erklärte gegenüber der Redaktion: "Was wir hier haben, ist also eine Bebauung, die nicht nur das Gebiet verändert, dass sie ohne Genehmigungen gepachtet haben, sondern auch Gebiete zerstört, für die sie keinerlei Rechte haben. Meine Kunden besitzen das angrenzende Grundstück und Freesoul hat ihren Strandzugang ausgegraben und zerstört. Dies ist ein Beispiel für die totale Inanspruchnahme und Ausbeutung. Wirklich bemerkenswert ist, dass all dies geschehen ist, nachdem die Institutionen über die illegale Aktivität informiert wurden.
"Mein Kunde hat am 15. September letzten Jahres für einen Drohnenüberflug bezahlt, der deutlich zeigt, was Freesoul bereits getan hat. Diese Fotos und Videos wurden eine Woche später an die Generalstaatsanwaltschaft geschickt, aber es wurde nichts getan."
Einer der angrenzenden Grundbesitzer, der australische Surfer Woody Jack, erzählte Newsroom: "Stell dir die Einfahrt in deinem Haus vor, dann wachst du eines Morgens auf und dein Nachbar hat 10, 15 Tonnen schwere Lastwagen mit totem Riff darauf ausgeladen.
"Das ist genau das, was Freesoul Real Estate mit unserem Strandzugang gemacht hat. Es hat illegal Riffe an unserem Strand abgeladen, unseren einzigen Zugang zunichte und unser Land praktisch unzugänglich gemacht", sagte er.
"Freesoul pachtete neben uns Land ohne natürlichen Zugang und beschloss dann, unseres zu nehmen. Sie taten dies in dem Wissen, dass wir das Land und den Strand bis zur Hochwassermarke besassen. Jetzt landen sie dort alle paar Tage mit 100 Tonnen schweren Lastkähnen."
Chambers fügte hinzu: "Trotz zweier Verfügungen des High Court, vier Baustoppverfügungen, wovon zwei vom iTaukei Land Trust Board wegen Nichteinhaltung der Pachtbedingungen für Vegetation und Mangrovenräumung herausgegeben wurden, eine vom Direktor von Lands und eine vom Direktor von Environment, hat die chinesische Entwicklung nicht aufgehört. Noch wurde sie aufgehalten, was ernsthafte Fragen über die Wirksamkeit oder den Enthusiasmus der fidschianischen Regierung bei der Umsetzung ihrer eigenen Umweltgesetze aufwirft."
Die Dorfvorsteher von Solevu und Malolo Island prüfen derzeit, ob sie ihre Kräfte für einen Rechtsstreit gegen Freesoul und die fidschianische Regierung bündeln können. Im Februar fand ein Treffen statt, um einen Aktionsplan zu erstellen.
Die Redaktion schickte die folgenden Fragen an die fidschianische Regierung, einschliesslich der Büros des Premierministers, Umweltministers und Landwirtschaftsministers.
- Das Umweltmanagementgesetz enthält einige sehr strenge Durchsetzungsbestimmungen. Warum war es Ihrer Regierung nicht möglich, seine eigene Umweltvorschriften und -richtlinien im Zusammenhang mit dieser Entwicklung durchzusetzen?
- Im August 2018 wurde zugunsten der angrenzenden Grundbesitzer von den fidschianischen Gerichten eine einstweilige Verfügung erlassen; warum wurden die Bauherren an dieser Stelle nicht gestoppt?
- Im Dezember 2018 wurde zugunsten von Matagali (Lokaler Fidschianischer Klan) von den fidschianischen Gerichten eine zweite einstweilige Verfügung erteilt. Nochmals, warum wurden die Entwickler an dieser Stelle nicht angehalten?
- Es scheint, dass die institutionellen und rechtlichen Wege der Regierung, ihr eigenes Recht durchzusetzen, versagen. Ist das der Fall?
Nach mehr als einer Woche – und Folgeanfragen – gab es immer noch keine offizielle Antwort.
Chambers meint: "Dies ist nicht nur ein Rechtsfall. Es hat enorme Auswirkungen auf die fidschianische Umwelt und auf die Institutionen, die vorgeben, die Entwicklung zu regulieren. Wenn ein überholtes Bauvorhaben die Region auslöschen kann, wie Freesoul es getan hat, dann können wir uns auch gleich vom Paradies verabschieden."
Die Redaktion versuchte wiederholt, Freesoul Real Estate zu kontaktieren, wobei jeder Anruf an eine andere Person weitergeleitet wurde. Als sie schließlich den Projektleiter am Telefon hatten, legte er auf.
Aus heiterem Himmel konnte Chambers Anfang dieser Woche, nach Anfragen des Newsrooms, die Direktorin für Umwelt, Sandeep Singh, treffen. Sie sagte ihm, die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) sei kürzlich tatsächlich für die Freesoul-Entwicklung genehmigt worden – aber sie sei nicht verpflichtet gewesen, alle interessierten Parteien vorgängig zu konsultieren.
Aber Chambers meinte gegenüber der Redaktion: "Weil die Umweltdirektorin keinem der Einsprechenden die Entscheidung mitgeteilt hat, was eigentlich nicht dem im Gesetz festgelegten gesetzlichen Verfahren zu entsprechen scheint und offen gesagt empörend ist: Weil also niemand informiert wurde, ist das 21-tägige Recht auf Beschwerdefrist abgelaufen und es kann jetzt keine Beschwerde mehr geben. Das ist Umweltmanagement nach Franz Kafka ohne Kompass.
"Das Umweltmanagementgesetz ist sehr klar darin, was geschehen muss, bevor die Umweltdirektorin Freesoul eine UVP-Genehmigung erteilen kann. Vor kurzem gab der Ständige Umweltminister der Fidschi Times ein Interview unter dem Titel "Unwissenheit über das Gesetz ist keine Entschuldigung". Wenn also der im Gesetz klar festgelegte Prozess nicht eingehalten wird, werden die Menschen unweigerlich sagen, dass es sich um einen Mißbrauch handelt, und was auch immer getan werden muss, um diesen Mißbrauch anzugehen, wird folgen. Ein bisschen wie die Nacht dem Tag folgt, eigentlich."
Die Direktorin für Umwelt, Sandeep Singh, antwortete nicht auf die Fragen von Newsroom.
Dr. Stephen Pratt, Leiter der University of the South Pacific’s School of Tourism and Hospitality Management, sagte in einer Eingabe zur Entwicklung der Insel Malolo im November, dass es sich um einen klaren Fall von "Overtourismus" handeln könnte. "Ich würde es hassen, wenn die Insel Malolo zu einer der "wie man’s nicht machen soll"-Fallstudien über die nachhaltige Tourismusentwicklung würde. Die Behörden in Boracay, Philippinen, und Maya Bay, Thailand, haben drastische Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen der übermäßigen Tourismusentwicklung zu begrenzen." Er fügte hinzu: "Es wäre in diesem Fall ratsam, die Entwicklung so zu gestalten, dass sozio-ökologische Analysen durchgeführt werden, bevor dauerhafte Schäden und irreversible Schäden entstehen."