Draussen ist es noch immer dunkel. Ein Hauch von Mondschein hängt am endlosen afrikanischen Himmel, als sich Nelson Sabata zur Arbeit aufmacht. Zehn Minuten Fussmarsch trennen sein Haus von Camp Chobe, einer eleganten Zelt-Lodge am Ufer des Chobe-Flusses, wo sich das nordöstliche Namibia und Botswana treffen. Sabata ist Touristenguide dieser Lodge. Er bringt den Feriengästen die raue Pracht wilder Giraffen, Flusspferde, Löwen, Zebras, Nashörner und anderer Geschöpfe näher, die hier durch die weitläufigen Flussauen wandern.
Diesen Morgen aber hat Sabata ein Problem: Sein Haus ist von Elefanten umrundet. Viel zu gefährlich, um zu Fuss an den ungebetenen Gästen vorbeizukommen. Also ruft Sabata in der Lodge an, worauf ihn der Chef mit einem Geländewagen abholt. Jetzt kann sein Arbeitstag beginnen. "Ich bin Erlebnisse dieser Art gewöhnt", sagt Sabata unbeeindruckt und schmunzelt. "Elefanten kommen häufig zu uns." Die Gelassenheit des Guides erstaunt, wurde doch Sabatas Grossvater vor drei Jahren in der Nähe seines Dorfes von einem Elefanten getötet.

Es kann ganz schön gefährlich werden

Elefanten, Löwen, Büffel und Flusspferde als Nachbarn zu haben, ist für die Dorfbewohner in den ländlichen Gebieten Namibias Freud und Leid. Elefanten können in einer Nacht eine ganze Ernte auffressen oder ein Feld zertrampeln. Löwen und Hyänen attackieren Viehherden und reissen Tiere. Das macht den Dorfbewohnern das Leben schwer. Einige Bauern greifen dann zum Gewehr oder streuen Giftköder aus gegen die Wildtiere. Die grösste Gefahr für die Elefanten bleibt aber die Wilderei. Obwohl Namibia den Elfenbeinhandel seit 1989 verboten hat, wurden 2016 101 Elefanten und 61 Nashörner wegen ihrer Stosszähne und Hörner getötet.
Namibia ist eine von neun Fokusregionen des WWF Schweiz, zu der er eine langjährige Beziehung pflegt. Neben der Unterstützung des Kavango-Zambesi-Schutzgebietsverbunds setzt er sich auch für eine bessere Lebensgrundlage der Bevölkerung ein. "Alternative Einkommensmöglichkeiten als Wildhüter, Reiseführer oder Gästebetreuer halten die Menschen von der Wilderei ab", erklärt Doris Calegari, Artenschutzverantwortliche beim WWF Schweiz. Der WWF unterstützt gezielt Gemeinden bei solchen Ausbildungen.

Für den Tourismus unverzichtbar

Ein weiterer Pfeiler sind kommunale Hegegebiete. Seit 1996 wurden 82 davon eingerichtet. In diesen verwalten die Gemeinden ihre Gebiete in Eigenregie. Je mehr verschiedene Tierarten in einer Region leben, umso spannender wird sie für die Touristen. Die Bevölkerung hat erkannt, wie wertvoll Wildtiere für sie sein können. Die Einnahmen aus dem Tourismus fliessen direkt in die Gemeinden, die unabhängig vom Staat und vom WWF über deren Verwendung entscheiden.
"Mich beeindruckt, wie sich die Einstellung der Menschen hier verändert hat. Einst haben sie Wildtiere gefürchtet und sie als Fleischlieferanten betrachtet. Heute haben die Tiere für die Bevölkerung einen grossen Wert, den es zu bewahren und zu schützen gilt", sagt Calegari. Dieser gemeindebasierte Naturschutz ist sehr erfolgreich und weltweit ein Paradebeispiel. Namibia nahm als erstes afrikanisches Land den Schutz der Umwelt in seine Verfassung auf und setzte sich dafür ein, dass seine ländliche Bevölkerung vom Reichtum der Natur profitiert.
Heute stehen 44 Prozent der Gesamtfläche des Landes unter Schutz oder nachhaltigem Management. In der Region Zambezi, dem Landstrich im Norden Namibias, liessen sich die Konflikte zwischen Elefanten und Menschen zwischen 2015 und 2016 halbieren. Dafür bauten die selbstverwalteten Gemeinden elefantensichere Wasserstellen. Namibia geht so mit eigenem Beispiel erfolgreich voran und zeigt seinen Nachbarn Angola, Sambia und Simbabwe, wie Land und Bevölkerung vom Schutz seiner Wildtiere profitieren können.

Entscheidend sind nicht die Abkommen

Auf welche Weise der Mensch Arten schützt, wirkt sich direkt auf das Überleben von Wildtieren aus. Es können noch so viele Artenschutz-Strategien entwickelt oder an grossen Konferenzen globale Abkommen unterzeichnet werden: Solange die lokale Bevölkerung den Wert der Wildtiere nicht erkennt, werden sie verschwinden. Für manchen von uns liegt Nelson Sabatas kleines Dorf am Ende der Welt. Für den globalen Artenschutz aber ist das Dorf zusammen mit vielen anderen zentral. 

Artenschutz über Grenzen hinwegZwischen Angola, Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe liegt seit 2012 der Schutzgebietsverbund Kavango-Zambesi, kurz Kaza genannt. 36 Nationalparks, Reservate und Schutzgebiete sind über ökologische Korridore verbunden und bilden so ein sicheres Netz für die Natur. Es ist das grösste Schutzgebietsnetwerk auf der Welt; mehr als zehn mal so gross wie die Schweiz. Die Kaza-Staaten waren einst in kriegerische und diplomatische Konflikte verwickelt. Die jetztige enge Kooperation untereinander ist ein doppelter Gewinn für die Region: Für die Menschen, die in den ehemaligen Krisenregionen vom Schutz der Tiere durch Natur-Touristen profitieren. Aber auch für wandernde Arten wie den Afrikanischen Elefanten oder Zebras, die Schutz in einem wertvollen Lebensraum finden.
Mehr zu den WWF-Projekten in Namibia.

Für den Tourismus unverzichtbar

Ein weiterer Pfeiler sind kommunale Hegegebiete. Seit 1996 wurden 82 davon eingerichtet. In diesen verwalten die Gemeinden ihre Gebiete in Eigenregie. Je mehr verschiedene Tierarten in einer Region leben, umso spannender wird sie für die Touristen. Die Bevölkerung hat erkannt, wie wertvoll Wildtiere für sie sein können. Die Einnahmen aus dem Tourismus fliessen direkt in die Gemeinden, die unabhängig vom Staat und vom WWF über deren Verwendung entscheiden.
"Mich beeindruckt, wie sich die Einstellung der Menschen hier verändert hat. Einst haben sie Wildtiere gefürchtet und sie als Fleischlieferanten betrachtet. Heute haben die Tiere für die Bevölkerung einen grossen Wert, den es zu bewahren und zu schützen gilt", sagt Calegari. Dieser gemeindebasierte Naturschutz ist sehr erfolgreich und weltweit ein Paradebeispiel. Namibia nahm als erstes afrikanisches Land den Schutz der Umwelt in seine Verfassung auf und setzte sich dafür ein, dass seine ländliche Bevölkerung vom Reichtum der Natur profitiert.
Heute stehen 44 Prozent der Gesamtfläche des Landes unter Schutz oder nachhaltigem Management. In der Region Zambezi, dem Landstrich im Norden Namibias, liessen sich die Konflikte zwischen Elefanten und Menschen zwischen 2015 und 2016 halbieren. Dafür bauten die selbstverwalteten Gemeinden elefantensichere Wasserstellen. Namibia geht so mit eigenem Beispiel erfolgreich voran und zeigt seinen Nachbarn Angola, Sambia und Simbabwe, wie Land und Bevölkerung vom Schutz seiner Wildtiere profitieren können.

Entscheidend sind nicht die Abkommen

Auf welche Weise der Mensch Arten schützt, wirkt sich direkt auf das Überleben von Wildtieren aus. Es können noch so viele Artenschutz-Strategien entwickelt oder an grossen Konferenzen globale Abkommen unterzeichnet werden: Solange die lokale Bevölkerung den Wert der Wildtiere nicht erkennt, werden sie verschwinden. Für manchen von uns liegt Nelson Sabatas kleines Dorf am Ende der Welt. Für den globalen Artenschutz aber ist das Dorf zusammen mit vielen anderen zentral. 

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