Mehr Schein als Sein!
Während das ‹Internationale Jahr des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung 2017› an der allgemeinen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt vorbei geht, kommt nun zumindest auf dem Papier Schwung in die Sache. Endlich! – könnte man meinen, doch die Absichten dahinter wirken fadenscheinig.
Positionspapier statt Strategieprozess
Zunächst ist da das Positionspapier "Tourism for Development" der Welttourismusorganisation UNWTO. Im April 2017 veröffentlicht, stand es etwa zwei Monate für Kommentierungen offen. Während das Ziel des Papiers, nämlich eine Debatte um die nötigen strukturellen Änderungen im Tourismus voranzubringen, durchaus visionär ist, ist es das Papier selbst leider nicht. Die Analysen bleiben fragmentiert und oberflächlich und während Risiken zwar (theoretisch) benannt werden, entsteht doch der Eindruck, dass eigentlich im Tourismus alles so bleiben könnte – nur ein bisschen nachhaltiger sollte es bitteschön werden. Der Wachstumskurs des Tourismus wird an keiner Stelle in Frage gestellt und die Rollen und Verantwortlichkeiten von wichtigen Akteuren aus Wirtschaft und Politik bleiben schemenhaft. Auch die eigene Gestaltungsrolle benennt die Welttourismusorganisation nicht.
Die Mitglieder der Transforming Tourism Inititative, die sich im März in Berlin zu einem zivilgesellschaftlichen Vernetzungsprozess getroffen haben, haben in ihrer Kommentierung deshalb zwar ihre Bereitschaft zur Mitwirkung an notwendigen weiteren Debatten erklärt. Dieses sei aber daran gebunden, dass die UNWTO einen klaren, transparenten und mit zeitlichen Vorgaben ausgestatteten Strategieprozess eröffnet, zu dem Zivilgesellschaft eingeladen wird. Sie erbitten im Laufe dieses Jahres eine entsprechende Einladung zu einem derartigen Prozess.
UNWTO will Konvention für Tourismus-Ethik
Einen zweiten Meilenstein im Internationalen Jahr des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung sieht die UNWTO in der Umwandlung des fast 20 Jahre alten Ethikkodex "Global Code of Ethics for Tourism" in eine völkerrechtlich verbindliche Ethik-Konvention. Nachdem seit Jahrzehnten nicht viel geschehen ist, ausser dass immer mehr Unternehmen, den Kodex unterzeichneten, ohne nachzuweisen, dass sie ihn umsetzen, kann es nun gar nicht schnell genug gehen. Die neue Konvention soll bereits im September von der Generalversammlung der UNWTO abgesegnet werden.
Um zu verhindern, dass Details des alten Kodex erneut diskutiert werden, hat die Ethikkommission der UNWTO entschieden, den Kodex unverändert zu übernehmen. Dazu gehört auch das "Recht auf Tourismus", das quasi als "logische Folge" aus dem Recht auf Erholung und Freizeit völkerrechtlich verankert werden soll. Zivilgesellschaftliche Organisationen haben schon vor vielen Jahren darauf hingewiesen, dass die Forderung nach einem Recht auf Tourismus im Gegensatz zu einem glaubwürdigen Menschenrechtsansatz im Tourismus steht, dessen primäres Ziel es sein muss, Menschenrechtsverletzungen im Tourismus zu beseitigen.
Besonders problematisch bei der Umwandlung des Kodex in eine Konvention ist, dass der Beschwerdemechanismus, der im Kodex bereits verankert war, jetzt als Zusatzprotokoll aus der Konvention ausgelagert werden soll. Dies wäre eine eklatante Schwächung des auch so schon schlecht funktionierenden Mechanismus und lässt erhebliche Zweifel daran erkennen, dass die Konvention wirklich die Wirkung erzielen soll, die der Kodex leider nie hatte. Notwendig wäre es im Gegenteil gewesen, den Beschwerdemechanismus im Sinne der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte weiterzuentwickeln und zu stärken.
Inhaltliche und Prozessmängel
Neben den inhaltlichen Mängeln lassen auch Defizite bei den Verfahren Zweifel an der Glaubwürdigkeit aufkommen: Die Bitte einiger Mitglieder – darunter Deutschlands – den Transformationsprozess enger mit den Mitgliedsstaaten abzustimmen und den Kodex so zu gestalten, dass er tatsächlich auch von Regierungen angenommen und umgesetzt werden kann, so dass sich tatsächlich etwas in Sachen Ethik im Tourismus ändert, wurde in dem eiligen Prozess geflissentlich ignoriert. Eine breitere gesellschaftliche Konsultation wurde gar nicht erst in Erwägung gezogen. So entsteht der Eindruck, als gehe es nicht um mehr Ethik im Tourismus, sondern darum, dass die Welttourismusorganisation endlich ihre erste eigene Konvention hat.
Viel Lärm um Nichts!
Nach den ersten sieben Monaten des Internationalen Jahres des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung ist die Welt dem Ziel, den Tourismus ethischer zu gestalten kaum näher gekommen. Papiere wurden entwickelt, Konferenzen abgehalten, darunter eine Internationale Konferenz für Ethik im Tourismus in Krakau im April 2017, aber die drängenden Fragen nach der Verantwortung wirtschaftlicher und politischer Akteure, den Grenzen des Wachstums und der Mitgestaltung des Tourismus durch die Menschen vor Ort, hat die UNWTO noch nicht glaubwürdig beantwortet. Das wird sich vermutlich auch in den nächsten fünf Monaten nicht ändern. Die bevorstehende Wahl des neuen Generalsekretärs bindet viele Kräfte und Aufmerksamkeit. Sie ist bereits jetzt von erheblichen Manipulationsvorwürfen überschattet.
Für die UNWTO ist das schade. Für die Menschen weltweit, die noch immer nicht angemessen an touristischen Planungen beteiligt werden und die unter den Folgen eines unregulierten, unkontrollierten Tourismuswachstums leiden, ist es bitter!
UNWTO will Konvention für Tourismus-Ethik
Einen zweiten Meilenstein im Internationalen Jahr des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung sieht die UNWTO in der Umwandlung des fast 20 Jahre alten Ethikkodex "Global Code of Ethics for Tourism" in eine völkerrechtlich verbindliche Ethik-Konvention. Nachdem seit Jahrzehnten nicht viel geschehen ist, ausser dass immer mehr Unternehmen, den Kodex unterzeichneten, ohne nachzuweisen, dass sie ihn umsetzen, kann es nun gar nicht schnell genug gehen. Die neue Konvention soll bereits im September von der Generalversammlung der UNWTO abgesegnet werden.
Um zu verhindern, dass Details des alten Kodex erneut diskutiert werden, hat die Ethikkommission der UNWTO entschieden, den Kodex unverändert zu übernehmen. Dazu gehört auch das "Recht auf Tourismus", das quasi als "logische Folge" aus dem Recht auf Erholung und Freizeit völkerrechtlich verankert werden soll. Zivilgesellschaftliche Organisationen haben schon vor vielen Jahren darauf hingewiesen, dass die Forderung nach einem Recht auf Tourismus im Gegensatz zu einem glaubwürdigen Menschenrechtsansatz im Tourismus steht, dessen primäres Ziel es sein muss, Menschenrechtsverletzungen im Tourismus zu beseitigen.
Besonders problematisch bei der Umwandlung des Kodex in eine Konvention ist, dass der Beschwerdemechanismus, der im Kodex bereits verankert war, jetzt als Zusatzprotokoll aus der Konvention ausgelagert werden soll. Dies wäre eine eklatante Schwächung des auch so schon schlecht funktionierenden Mechanismus und lässt erhebliche Zweifel daran erkennen, dass die Konvention wirklich die Wirkung erzielen soll, die der Kodex leider nie hatte. Notwendig wäre es im Gegenteil gewesen, den Beschwerdemechanismus im Sinne der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte weiterzuentwickeln und zu stärken.
Inhaltliche und Prozessmängel
Neben den inhaltlichen Mängeln lassen auch Defizite bei den Verfahren Zweifel an der Glaubwürdigkeit aufkommen: Die Bitte einiger Mitglieder – darunter Deutschlands – den Transformationsprozess enger mit den Mitgliedsstaaten abzustimmen und den Kodex so zu gestalten, dass er tatsächlich auch von Regierungen angenommen und umgesetzt werden kann, so dass sich tatsächlich etwas in Sachen Ethik im Tourismus ändert, wurde in dem eiligen Prozess geflissentlich ignoriert. Eine breitere gesellschaftliche Konsultation wurde gar nicht erst in Erwägung gezogen. So entsteht der Eindruck, als gehe es nicht um mehr Ethik im Tourismus, sondern darum, dass die Welttourismusorganisation endlich ihre erste eigene Konvention hat.
Viel Lärm um Nichts!
Nach den ersten sieben Monaten des Internationalen Jahres des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung ist die Welt dem Ziel, den Tourismus ethischer zu gestalten kaum näher gekommen. Papiere wurden entwickelt, Konferenzen abgehalten, darunter eine Internationale Konferenz für Ethik im Tourismus in Krakau im April 2017, aber die drängenden Fragen nach der Verantwortung wirtschaftlicher und politischer Akteure, den Grenzen des Wachstums und der Mitgestaltung des Tourismus durch die Menschen vor Ort, hat die UNWTO noch nicht glaubwürdig beantwortet. Das wird sich vermutlich auch in den nächsten fünf Monaten nicht ändern. Die bevorstehende Wahl des neuen Generalsekretärs bindet viele Kräfte und Aufmerksamkeit. Sie ist bereits jetzt von erheblichen Manipulationsvorwürfen überschattet.
Für die UNWTO ist das schade. Für die Menschen weltweit, die noch immer nicht angemessen an touristischen Planungen beteiligt werden und die unter den Folgen eines unregulierten, unkontrollierten Tourismuswachstums leiden, ist es bitter!