Menschenrechte und Tourismus: Chancen und Risiken
Die meisten Bewohner sind nicht grundsätzlich gegen den Tourismus – schliesslich lebt die überwiegende Mehrheit direkt oder indirekt von ihm -, sondern gegen die ungesteuerten Auswüchse eines Massentourismus, der kaum wirtschaftliche Impulse setzt, weil 90 Prozent der Besucherinnen und Besucher nur ein paar Stunden in der Lagunenstadt verbringen. Die Bevölkerung fühlt sich in ihrer eigenen Stadt überrannt und ist in dramatischer Weise von 175’000 Einwohnern in den 50er-Jahren auf nunmehr weniger als ein Drittel geschrumpft. Venezianer erleben den Alltag zunehmend als strapaziös, weil sie mit den Gästen in Konkurrenz um die wenigen Wassertaxis und -busse stehen, ihre Mieten wegen der Verteuerung unbezahlbar werden und es in der Stadt immer weniger Waren des täglichen Bedarfs zu kaufen gibt.
Gut 3’000 Kilometer südöstlich von Venedig zeigt sich eine anderes Bild – von Hektik keine Spur, aber von Gastfreundschaft und Neugierde: Abed begrüsst stolz die Gäste seines Dorfes. Es liegt am "Nativity Trail", dem 160 Kilometer langen Pilgerweg zwischen dem israelischen Nazareth und Bethlehem im palästinensischen Westjordanland. "Ich bin glücklich, dass ich mit Menschen aller Generationen über unterschiedliche Themen diskutieren kann", sagt der junge Mann, der Begegnungen zwischen Wanderern und Vertretern seines Dorfes organisiert. Ein Handwerker aus Beit Jahour bei Bethlehem, der selbst Gastgeber für Reisende ist, sagt: "Wenn wir schon selbst nicht in die Welt hinausgehen können, dann wollen wir alles dafür tun, dass Menschen aus aller Welt zu uns kommen und sich wohlfühlen."
Diese beiden Beispiele zeigen, wie unterschiedlich der Tourismus von den Menschen in den Reisegebieten wahrgenommen wird. Dort, wo es nicht gelingt, die Menschen und ihre Rechte in den Mittelpunkt des wirtschaftlichen Handelns zu stellen, ist eine nachhaltige Entwicklung durch Tourismus unmöglich.
In vielen Reiseländern und Urlaubsgebieten birgt der Tourismus Chancen, aber auch erheblich Risiken für Menschenrechte: sei es durch Ressourcenkonflikte, die etwa der hohe Wasserbedarf von parkähnlichen Hotelanlagen oder Golfresorts in wasserarmen Ländern wie Marokko oder Griechenland anheizt, oder durch gravierende Arbeitsrechtsverletzungen und Ausbeutung der Wanderarbeiterinnen aus Myanmar in thailändischen Hotels. Vertreibungen im Zuge touristischer Entwicklung finden sowohl an Küsten statt, wo beispielsweise die Fischer in Sri Lanka den Zugang zum Meer verlieren, als auch durch touristische "Verschönerungsprogramme" in brasilianischen Favelas oder chinesischen Altstadtvierteln.
Gleichzeitig kann Tourismus durch Begegnungen auf Augenhöhe, und wenn Unternehmen menschenrechtliche Sorgfaltsstrategien in ihren Geschäftspraktiken etablieren, zur Einhaltung und Umsetzung der Menschenrechte beitragen. Abed aus dem Westjordanland beispielsweise, dessen eigenes Recht auf Freizügigkeit eingeschränkt ist, freut sich über den Austausch mit Besucherinnen und Besuchern, denen er von seinen Herausforderungen berichten kann. Auch Fischer aus Sri Lanka, die heute dafür kämpfen, ihr Land zurückzubekommen, wollen neben der Fischerei mit garantierten Landrechten in Zukunft auch Gäste begrüssen und ihren Fisch an Hotels verkaufen. Und in einigen Ländern der Welt gibt es mittlerweile Zertifikate, die Arbeitsbedingungen in Hotels und faire Verträge zwischen Reiseveranstaltern und ihren Dienstleistern kontrollieren, wie das Fair-Trade-Tourismus-Siegel in Südafrika oder das Zertifikat TourCert Andina in Ecuador und Peru.
Es ist gut, dass sich die Diskussion um Menschenrechte im Tourismus über die Frage, ob Reisen in Länder mit problematischer Menschenrechtslage ethisch vertretbar sind, hinaus weiterentwickelt hat. Tourismus kann menschenrechtssensibel gestaltet werden, wenn Staaten die Auswirkungen auf die Menschenrechte bei Infrastrukturprojekten und Tourismusplanungen beachten und die lokale Bevölkerung intensiv einbeziehen. Unternehmen sind gefordert, aktiv Strategien menschenrechtlicher Sorgfalt umzusetzen – sowohl im eigenen Unternehmen als auch entlang der oft komplexen touristischen Dienstleistungskette. Für Reisende kann menschenrechtssensibles Reisen ganz praktisch bedeuten, sich vorzustellen, selbst Gastgeber zu sein, und so zu handeln, wie man selbst behandelt werden möchte.
Die Achtung der Menschenrechte ist für die Menschen vor Ort elementar und nicht verhandelbar. Doch auch für die Besucherinnen und Besucher ist sie Grundvoraussetzung für ein einmaliges und positives Reiseerlebnis.
In vielen Reiseländern und Urlaubsgebieten birgt der Tourismus Chancen, aber auch erheblich Risiken für Menschenrechte: sei es durch Ressourcenkonflikte, die etwa der hohe Wasserbedarf von parkähnlichen Hotelanlagen oder Golfresorts in wasserarmen Ländern wie Marokko oder Griechenland anheizt, oder durch gravierende Arbeitsrechtsverletzungen und Ausbeutung der Wanderarbeiterinnen aus Myanmar in thailändischen Hotels. Vertreibungen im Zuge touristischer Entwicklung finden sowohl an Küsten statt, wo beispielsweise die Fischer in Sri Lanka den Zugang zum Meer verlieren, als auch durch touristische "Verschönerungsprogramme" in brasilianischen Favelas oder chinesischen Altstadtvierteln.
Gleichzeitig kann Tourismus durch Begegnungen auf Augenhöhe, und wenn Unternehmen menschenrechtliche Sorgfaltsstrategien in ihren Geschäftspraktiken etablieren, zur Einhaltung und Umsetzung der Menschenrechte beitragen. Abed aus dem Westjordanland beispielsweise, dessen eigenes Recht auf Freizügigkeit eingeschränkt ist, freut sich über den Austausch mit Besucherinnen und Besuchern, denen er von seinen Herausforderungen berichten kann. Auch Fischer aus Sri Lanka, die heute dafür kämpfen, ihr Land zurückzubekommen, wollen neben der Fischerei mit garantierten Landrechten in Zukunft auch Gäste begrüssen und ihren Fisch an Hotels verkaufen. Und in einigen Ländern der Welt gibt es mittlerweile Zertifikate, die Arbeitsbedingungen in Hotels und faire Verträge zwischen Reiseveranstaltern und ihren Dienstleistern kontrollieren, wie das Fair-Trade-Tourismus-Siegel in Südafrika oder das Zertifikat TourCert Andina in Ecuador und Peru.
Es ist gut, dass sich die Diskussion um Menschenrechte im Tourismus über die Frage, ob Reisen in Länder mit problematischer Menschenrechtslage ethisch vertretbar sind, hinaus weiterentwickelt hat. Tourismus kann menschenrechtssensibel gestaltet werden, wenn Staaten die Auswirkungen auf die Menschenrechte bei Infrastrukturprojekten und Tourismusplanungen beachten und die lokale Bevölkerung intensiv einbeziehen. Unternehmen sind gefordert, aktiv Strategien menschenrechtlicher Sorgfalt umzusetzen – sowohl im eigenen Unternehmen als auch entlang der oft komplexen touristischen Dienstleistungskette. Für Reisende kann menschenrechtssensibles Reisen ganz praktisch bedeuten, sich vorzustellen, selbst Gastgeber zu sein, und so zu handeln, wie man selbst behandelt werden möchte.
Die Achtung der Menschenrechte ist für die Menschen vor Ort elementar und nicht verhandelbar. Doch auch für die Besucherinnen und Besucher ist sie Grundvoraussetzung für ein einmaliges und positives Reiseerlebnis.