Anfangs September, einen Tag nachdem in der vierzig Kilometer südlich von Mexico‑City gelegenen Ortschaft Tepoztlan die Bauarbeiten an einer luxuriösen Freizeitanlage mit Golfclub begonnen hatten, nahmen mit Steinen, Messern und gespitzten Stöcken bewaffnete Bauern sieben Beamte als Geiseln. Am selben Tag hatten bereits gegen 3000 aufgebrachte EinwohnerInnen im Zentrum der Stadt gegen den Freizeitpark demonstriert. Befürchtet wird, dass mit dem 600 Millionen starken Grossprojekt der Charme der 13’000 EinwohnerInnen zählenden ehemaligen Kolonialstadt verloren geht, die Wasserreserven aufgebraucht werden und ein kürzlich entdeckter über 1000 Jahre alter archäologischer Fundort zerstört wird. Die Protestierenden sind der Meinung, dass die Zustimmung zu dieser Freizeitanlage nur unter massivem wirtschaftlichem und politischem Druck zustande kommen konnte und eigentlich gegen die Gesetze verstosse. Die für den Freizeitpark vorgesehenen 187 Hektaren Land waren seit 1929 im Besitz der Gemeinde, wurden aber vom früheren mexikanischen Präsidenten Carlos Salinas de Gortari unter Missachtung eines Dekrets an Privatpersonen übertragen. Als die Provinzregierung anfangs August das Projekt genehmigte, kam es zu ersten Protesten, und empörte Bauern belagerten das Rathaus. Mit dem Aufruf, die Freizeitanlage zu verhindern, gelangten die GegnerInnen nach den ersten Spatenstichen anfangs September nun auch, an den jetzigen mexikanischen Präsidenten Ernesto Zedillo.
Basler Zeitung 8.9.95; The Nation 5.9.95 /kg