Michelle Cliff: Kein Himmel über Jamaika. Roman
(No Telephone to Heaven, 1989)
Orlanda Frauenverlag, Berlin 1996.
252 Seiten, SFr. 39.80
«Sind Sie weiss?» «Nein, aber mein Vater war ein Weisser.» Dieses «Nein, aber» ärgert Claras Vater. Ist er nicht hellhäutig genug um einfach zu sa-gen «Ja»? Seine Unterwürfigkeit prägt Claras Jugend in den Staaten. Spä-ter macht sie sich auf nach Europa, auf der Suche nach ihren Wurzeln, bis sie merkt, dass sie in Jamaika sind, im verwahrlosten, geschichten-umwobenen Haus ihrer Grossmutter. Von hier aus kann sie im Unter-grund für die Anerkennung ihrer Heimat kämpfen.
«Im Himmel gibt’s kein Telefon», Gott ist nicht zu sprechen für dieses Volk. Es ist auch ein Sinnbild für die Hoffnungslosigkeit im Leben Christophers, auch er Jamaikaner, schwarz. Er lebt mit seiner Grossmut-ter im Elendsviertel, und er spürt, dass sie so die Erde nicht verlassen kann. Dass dieses Gefühl mit seinen Wurzeln in Afrika zu tun hat, will niemand verstehen und seine Rache an der Gesellschaft dafür ist brutal.
Gekonnt spinnt die Autorin die Fäden der verschiedenen Lebensge-schichten, webt sie zu einem spannenden Ganzen. Ob hellhäutig wie Clare, ob schwarz wie Christopher, alle sind auf der Suche nach ihrem Platz in der Bevölkerung Jamaikas, die trotz Wurzeln in Europa, in Afrika, ein neues, lebendiges Ganzes bildet.
Annemarie Euler
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