Schicksalhafte Entwicklungen und überraschende Wendungen im Leben ihrer ProtagonistInnen sind für Dokumentarfilmende willkommene Zutaten. Aber wenn der Regisseur und seine Familie selbst ProtagonistInnen im eigenen Film sind, wird jede bedrohliche Lage zum Gewissenskonflikt. Soll man die dramatischen Momente filmen oder ist der Gedanke an eine gute Filmszene mitten im Unglück unmoralisch?
Ein Film von Hassan Fazili. Afghanistan, 87 Min.

Eine Todesdrohung der Taliban bringt den afghanischen Regisseur Hassan Fazili und seine Frau Fatima Hussaini, ebenfalls Filmemacherin, im Jahr 2015 in diese Situation. Zusammen mit den beiden Töchtern Nargis (11) und Zahra (6) fliehen sie auf der Suche nach Sicherheit aus der Heimat ins ferne Europa. Das Ehepaar und auch die beiden Töchter filmen die mehrjährige Reise mit ihren Mobiltelefonen. Auf der Balkanroute, während langer und ungewisser Aufenthalte in verschiedenen Flüchtlingslagern, gibt es ihnen Kraft, ihre schwierige Situation zu dokumentieren. Trotz Widrigkeiten und Rückschlägen verlieren die Eltern nie ihre Menschlichkeit. Sie nehmen alle Entbehrungen auf sich und hoffen auf eine bessere Zukunft für ihre Töchter, die sich auf der langen Reise allmählich emanzipieren.

Hassan Fazili sagt: "Ich machte 2014 in Afghanistan einen Film über einen Taliban, der Frieden wollte. Nach der Ausstrahlung im Fernsehen wurde dieser von seinen ehemaligen Mitkämpfern umgebracht – und sie riefen zur Ermordung auch des Filmemachers, also von mir auf. Um das Leben meiner Familie zu retten, flohen wir aus Afghanistan. Wir hatten Glück. Aber die Umstände waren oft grauenhaft."