Manfred Kohl (Kohl & Partner) eröffnete die Veranstaltung mit seiner Keynote über den Wertewandel im Tourismus – unter dem provokanten Titel "Wir ‹verkaufen› Lebensqualität!". Während in den 1950er-Jahren das Pflichtbewusstsein im Mittelpunkt stand, ist nun "Lebensqualität" immer wichtiger. Hier ist das Erfolgsrezept die Vereinfachung: "Wenn Sie etwas Neues entwickeln, muss es einfach sein! Die Komplexität muss rausgenommen werden", so Kohl. Der Tourismusexperte empfiehlt auch, mehr auf personalisierte Qualität und Aufmerksamkeit gegenüber dem Gast zu achten: "Der Markt der Aufmerksamkeit wird gross werden. Die besondere Aufmerksamkeit wird zu einem grossen Wettbewerbsvorteil werden." "Adaptierte Qualität" ist das neue Schlagwort: "Die Gäste suchen die innere Heimat – da braucht es Gastgeber, die diese innere Heimat haben."
Der zweite CSR-Tag stand ganz im Zeichen der Menschenrechte im Tourismus.
Der Journalist des WDR, Joachim Angerer (Redaktion "die story"), zeigte zum Einstieg Ausschnitte aus seiner Dokumentation "Billigurlaub Türkei", die sich kritisch mit den sozialen und ökologischen Auswirkungen des Tourismus auseinandersetzt: "Unsere Serie zeigt beides: die Schönheit und Attraktion von Urlaubszielen – unter besonderer Berücksichtigung der ökologischen und sozialen Folgen des Reisens."
In der anschliessenden Diskussion mit Astrid Steinkellner (Ludwig-Boltzmann-Institut für Menschenrechte), Petra Thomas (a&e erlebnisreisen & forum anders reisen e.V.) und Andreas Zotz (Naturfreunde Internationale) wurde unter anderem die Frage nach der menschenrechtlichen Verantwortung von Reiseveranstaltern gestellt. Petra Thomas betonte, dass Veranstalter sehr wohl Verantwortung haben und diese wahrnehmen sollten: "Die Zusammenstellung einer Reise ist ein Werk aus zahlreichen Leistungsträgern. Man muss bewusst auswählen." Darüber, dass der Tourismus als Branche besonders gefährdet ist, nicht-konform mit den Menschenrechten zu agieren, waren sich die ExpertInnen einig. Petra Thomas: "Die Anfälligkeit des Tourismus liegt in seiner Kleinteiligkeit." Astrid Steinkellner betonte, dass der Konsumentendruck im Tourismus höher als in anderen Branchen ist. "Nach aussen gehen und offen kommunizieren kann für Unternehmen ein grosser Wettbewerbsvorteil sein – wenn sie tatsächlich nachhaltig arbeiten", so die Menschenrechtsexpertin. Der "Roundtable Menschenrechte im Tourismus" unterstützt Reiseveranstalter, die sich für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzen. "Als Multistakeholder-Initiative versteht sich der Roundtable als offene Plattform zur Förderung der Menschenrechte im Tourismus", erklärte Andreas Zotz von der Naturfreunde Internationale und Kontaktestelle des Roundtables in Österreich.
Ein weiteres Highlight des Themenschwerpunktes "Menschenrechte im Tourismus" bildete ein Blick auf Sportgrossereignisse. Eine internationale Expertenrunde berichtete über ihre Aktivitäten im Rahmen der Fussball-WM in Brasilien und Qatar.
Marcio Caetano Alves (Servicio Social da Indústria, Brasilien), Philippe Galland (ECPAT France) und Martin Kainz (VIDC – FairPlay) stellten ihre Kampagnen gegen die sexuelle Ausbeutung von Jugendlichen und Kindern während der Fussball-WM in Brasilien 2014 dar. "Keine Fussball-WM ohne Arbeitnehmerrechte!" fordert Gernot Zirngast (Vereinigung der Fussballer VdF), der einen kritischen Blick auf die Vorbereitungen für die Fussball-WM in Qatar 2022 warf und auf die katastrophalen Arbeitsbedingungen aufmerksam machte: "Mehr Menschen werden beim Bau der WM-Infrastruktur sterben als bei der WM Fussball spielen!" Aber es geht auch anders. Als Good-Practice-Beispiel für die Einhaltung von Menschenrechten und CSR-Standards bei Sportgrossveranstaltungen stellte Robin Deisenhammer (PDM Tourism Group) das "World Sports Festival 2014" vor.