Darum gehts

Das Start-up Twiliner will ab Ende Jahr eine Nachtbuslinie von Zürich nach Barcelona betreiben.
Ein Weg soll etwa 230 Franken kosten.
Ziel ist es, eine bequeme Alternative zum umweltschädlichen Flugverkehr zu bieten.
Das Unternehmen entwickelt dafür spezielle Busse mit selbstentworfenen Schlafsitzen.
Bald sollen weitere Destinationen folgen.

Wenn man an Busreisen denkt, dann denkt man an Klassenfahrten, Skiausflüge, Rheumadecken oder an die grünen Billigbusse, die einen im Sardinenbüchsen-Verfahren überall hinkarren. Mit Nachhaltigkeit und Bequemlichkeit bringt man die grossen Brummer selten in Verbindung.

Das Zürcher Start-up Twiliner will das ändern. Es steckt mitten in der Entwicklung von stilvollen Nightlinern, die bald jede Nacht auf der Strecke von Zürich nach Barcelona verkehren sollen.

Twiliner-Nachtbus als «super bequeme Alternative»

«In unseren Bussen reist man anders als in herkömmlichen Bussen», sagt Luca Bortolani, Mitgründer und CEO von Twiliner. «Wir wollen eine super bequeme Alternative zum Flugverkehr anbieten – abends entspannt einsteigen in Zürich, morgens entspannt ankommen in Barcelona.» Die doppelstöckigen Busse der neusten Generation verfügen über eine Snackbar und Garderoben. Die Sitze eignen sich sowohl zum Arbeiten als auch zum Schlafen. Geräumig und gemütlich solls werden: Nur 21 Passagiere finden Platz. Der Preis pro Strecke: 230 Franken.

Für Bortolani, früher als Nachhaltigkeitsexperte bei Ikea tätig, ist die Nachhaltigkeit der entscheidende Beweggrund für das Projekt. «Täglich reisen im Schnitt rund 2000 Menschen von Zürich aus nach Barcelona und umgekehrt. Fast alle davon fliegen. Wenn wir es schaffen, nur ein oder zwei Prozent davon im Sinne des Umweltbewusstseins zum Umsatteln auf den Bus zu überzeugen, dann sind wir im Geschäft.» Seit 2021 arbeiten er und seine drei Mitstreiter Vollzeit an ihrem Mobilitätskonzept.

Twiliner 80 bis 93 Prozent klimafreundlicher als Fliegen

Aber sind archaische Busse wirklich die Ultima Ratio? Und sind dieselbetriebene Busse denn wirklich nachhaltig? «Ja!», meint Bortolani und schmunzelt: «Ich verstehe die Reaktion: Kein Hyperloop, kein Elektroflugtaxi oder grünes Fliegen – sondern Busse. Aber während das alles schöne Visionen sind: In der Realität sind diese Lösungen noch Jahrzehnte entfernt und das Klimaproblem haben wir heute.»

Mit Twiliner werde eine Reise im Vergleich zum Fliegen 80 bis 93 Prozent klimafreundlicher. 80 Prozent bei der Verwendung von Benzin, 93 Prozent bei der Verwendung von Biodiesel. «Unser Ziel ist, Busreisen so attraktiv und ‹smooth› zu gestalten, dass es eben nicht mehr archaisch wirkt.» Mit dem Angebot will man auf jene Strecken fokussieren, die nicht oder nur schlecht mit dem Zug erreichbar sind.

«Twiliner ist mehr als eine Firma»

Eigentlich wollten sie bereits im letzten Jahr den Fahrbetrieb aufnehmen, doch vor allem die Sicherheitsbestimmungen rund um die Schlafsitze führten zu Verzögerungen. Inzwischen hat Twiliner dafür ein eigenes Patent angemeldet und dafür bereits Interessenten aus aller Welt. «Wir könnten unsere Sitze in aller Herren Länder verkaufen, aber darum geht es uns nicht», betont Bortolani, dessen Firma vom Migros Pionierfonds und Innosuisse unterstützt wird.
«Twiliner ist mehr als eine Firma: Es ist die Vision von einer Verkehrsverlagerung auf der Kurzstrecke, weg vom Fliegen und hin zum Reisen auf dem Boden.»

Und wer Visionen hat, der denkt weiter. Etwa an die Strecken Zürich-London oder Genf-Brüssel, an Marseille, Bordeaux oder Madrid. An Fahrten nach Skandinavien. Und irgendwann, wenn die Technik reif ist, an Busse mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb. An Ambitionen mangelt es jedenfalls nicht.

Quelle: 20Minuten