Mit indigenem Kulturerbe handeln
Dieses Buch ist ein internationales Pionierwerk. Erarbeitet von rund 20 Rechtswissenschaftlern, darunter drei Angehörigen indigener Völker, formuliert es konkrete Vorschläge, wie eben diese Völker innerhalb der internationalen Rechtsordnung mit ihren materiellen und immateriellen Kulturgütern Handel treiben und so ihre Existenz sichern können. Handlungsbedarf besteht, weil die Maori, die Aborigines, die nord- und südamerikanischen Indianer, die Inuit und andere höchst benachteiligt in die Moderne gestartet sind. Noch im beginnenden 20. Jahrhundert waren die kolonialistischen Nationen der Meinung, die ganze Welt gehöre ihnen. Heute liegen geraubte Kunstschätze in westlichen Museen, Pharmakonzerne machen mit indigenem Wissen Geschäfte, und Rechtsakte behindern immer wieder den indigenen Handel. So verboten Deutschland und die Schweiz im Jahr 2000 wenig überlegt alle Produkte mit Kava, weil die pflanzliche Substanz, die auf den pazifischen Inseln angebaut wird, angeblich zu Leberschäden führe. Kurz darauf brach der Kavahandel, von dem viele Inselvölker lebten, zusammen.
Der von Christoph B. Graber, Karolina Kuprecht und Jessica C. Lai von der Universität Luzern herausgegebene Band empfiehlt, rechtliche Lösungen vorerst im nationalen Rahmen zu suchen und dabei Indigene miteinzubeziehen; die Welthandelsorganisation einspannen zu wollen sei nicht realistisch, weil die Verhandlungen blockiert seien und die Interessen der indigenen Völker kaum eingebracht werden könnten. Ein vielversprechender Weg seien freiwillige Zertifikationsstandards für indigene Produkte und Markenbezeichnungen
C.B. Graber, K. Kuprecht, J.C. Lai (Hg.): International Trade in Indigenous Cultural Heritage. Edward Elgar, Cheltenham, Northampton 2012, 544 Seiten, CHF 162.00, Euro 158.00, ISBN der gebundenen Ausgabe: 978 0 85793 830 5, ISBN des e-Books: 978 0 85793 831 2