
Mit Kochen und Servicedienstleistungen aus der Armut
Teresina liegt im Nordosten von Brasilien, im ärmsten Bundesstaat des Landes, Piauí. Es ist eine aufstrebende Stadt, die viele Leute vom Land anzieht. Die Stadt bietet aber wenig Arbeitsplätze in der Industrie, sondern entwickelt sich mehr im Dienstleistungsbereich: in Gesundheitswesen, Finanzen und Verwaltung.
Rund um die Stadt und selbst mitten in der Stadt gibt es Armenquartiere. Dort wohnen die vielen Menschen, die keine Arbeit gefunden haben und sich mit Gelegenheitsjobs durchschlagen müssen. Es sind so viele, dass die Stadt nicht nachkommt, Strom und Wasserleitungen zu legen und bessere Strassen zu bauen.
Die Menschen wohnen teilweise in Verschlägen aus Brettern und Pappe. Es ist eine schreckliche Vorstellung, das ganze Leben darin verbringen zu müssen. Darum suchen die Menschen verzweifelt nach Arbeit und Verdienst, damit sie ihre Lebenssituation verbessern können.
In Teresina ist auch die Organisation Caritas tätig. Sie führt verschiedene Projekte durch und unterhält Sozialprogramme. Mit Unterstützung von Brücke · Le pont hat sie ein Projekt entwickelt, das Frauen und jungen Leuten eine berufliche Ausbildung gibt. (Bild: Hier sind Leute zusammengekommen, die am Projekt interessiert sind.)
Die Projektleiterin erklärt, dass viele Restaurants und Hotels in der Stadt zu wenig ausgebildetes Personal haben. Sie suchen Leute in anderen Landesteilen, weit weg in Rio de Janeiro und São Paulo. Aber das wäre gar nicht nötig. Mit einer Ausbildung im Hotelfach und in Restauration könnten Leute von Teresina dort arbeiten. Hier besteht also eine Chance für die Arbeitsuchenden. Aber zunächst gilt es zu lernen.
Bei der Eröffnung des Kurses gibt es bereits ein paar feine Sachen zu probieren. So sehen die Leute, was sie lernen werden. Es motiviert sie, denn vielen fällt das Lernen nicht leicht. Sie sind kaum zur Schule gegangen. Einige haben schon Kinder und müssen jemanden finden, der diese hütet. Die Ausbildung dauert aber nur ein paar Monate und nicht wie in der Schweiz mehrere Jahre. So lange könnten die Leute ohne Lohn gar nicht warten. Wovon sollten sie denn leben?
Nun geht es also ans Lernen. Fachkräfte unterrichten verschiedene Fächer. Das wichtigste Fach ist kochen. Es ist auch das Fach, das am meisten gebraucht wird: nicht nur in Hotels und Restaurants, sondern auch in Pensionen und Imbissstuben, von denen es in Brasilien viele gibt.
Bis ein feines Menü auf dem Tisch steht, braucht es viel Kleinarbeit. Da ist sauberes und exaktes Arbeiten gefragt. Für die Frauen, die bisher nur in einer dunklen Ecke auf einem alten Herd gekocht haben, ist es eine ganz neue Erfahrung, auf so blitzblanken Tischen zu arbeiten. Und dass das Wasser direkt aus einem Hahn kommt, ist für viele von ihnen auch ungewohnt.
Die Frauen bringen schon viele Erfahrungen im Kochen mit. Also gibt es manchmal Diskussionen mit dem Küchenchef: Könnte man das nicht auch anders machen? Ich würde jetzt noch dies und das hinzugeben … Es stimmt nicht immer, was man so sagt: Viele Köche verderben den Brei.
Die meisten Projektteilnehmenden sind Frauen. Aber auch junge Männer machen mit. Schliesslich gibt es in den Küchen der Hotels viele gute Köche. Und zu Hause heisst es ja auch immer mehr: Männer an die Töpfe!
Ein zweites Fach in diesem Kurs ist die Herstellung von Back-und Süsswaren. Brasilien hat ja alle Zutaten für feine Süssigkeiten: Kakao, exotische Früchte, Zucker usw. Süsswaren gehören als Dessert zu einem feinen Menü. Und mit Kuchen, Pralinen und anderen Leckereien kann man auch Geld verdienen.
Wenn dann feine und schöne Produkte auf den platten und Tellern liegen, sind die Frauen und Männer schon ein bisschen stolz, ganz zu Recht.
Ein weiteres Fach des Projekts ist der Service in Bars. In einer Stadt mit Unternehmen und Geschäften ist auch das ein Betätigungsfeld, das Arbeit und Einkommen bietet. Also lernen einige der Projektbeteiligten, wie man eine Bar führt und welche bunten Säfte zusammenpassen.
Wahrscheinlich hat dieser junge Mann in seinem ganzen Leben noch nie einen Cocktail probiert. Jetzt lernt er, wie man Cocktails mixt und shaket.
Zur Ausbildung gehört selbstverständlich auch theoretisches Wissen in allen Fächern. Dazu kommen Kenntnisse in Gesundheit und Hygiene, eine Einführung in Buchhaltung und Administration sowie ein Kurs in Unternehmensführung.
Gegen Ende der Ausbildung zeigen die jungen Leute, was sie gelernt haben, und bieten ihre Produkte auf Geschäftsmessen oder Märkten an. Hier erfahren sie, was andere zu ihren Künsten sagen, und sie lernen den Umgang mit der Kundschaft. Davon haben sie in der Theorie einiges gehört und gelernt, aber jetzt müssen sie sich in der Praxis bewähren.
Zum Projekt gehört auch, dass die jungen Leute an Hotels und Restaurants vermittelt werden. Denn schliesslich suchen die Kursabsolventinnen und -absolventen eine Stelle. Im Projekt lernen sie sich bewerben; in praktischen Arbeiten können sie ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen.
Diese drei Frauen haben einen eigenen Weg gewählt. Nach dem Kurs haben sie ein eigenes kleines Unternehmen gegründet und verkaufen jetzt Backwaren und Süssigkeiten auf eigene Rechnung. Das beweist den Mut der Frauen, und zeigt, dass die Ausbildung für verschiedene Lösungen gut ist.
Warum sind die Frauen und die jungen Leute so froh über dieses Projekt? Das ist ganz klar: Sie wollen der Armut entrinnen und ein besseres Leben für sich und ihre Familien. Mit dem Projekt Culinaria bekommen sie die Chance dazu!