Die Reisefachstelle für Menschen mit Behinderung hat bei der Lancierung ihres Qualitätslabels gleich fünf Pionierbetriebe ausgezeichnet. Ziel von "Ferien für alle" sei, so Geschäftsführer Marcus Rocca: "In Zukunft viele lachende und zufriedene Gesichter zu sehen."
Basel, 26.08.2009, akte/ Frau Meier mit einer Hörbehinderung hat ein Zimmer bezogen. In der Nacht wird ein Feueralarm ausgelöst. Der Nachtportier weiss nicht Bescheid, dass Frau Meier diesen Alarm nicht hört und kann somit auch nicht die Feuerwehr informieren, dass sie sich noch um den einen Gast kümmern muss. – Rollstuhlfahrer Müller erkundigt sich im Hotel, ob rollstuhlgerechte Zimmer, ein höhenverstellbares Bett und ein Duschhocker angeboten werden. Und er fragt im Tourismusbüro, ob die Bergbahn, das örtliche Museum und das Hallenbad rollstuhlgerecht sind. Doch mit seinen Anfragen löst er nur Ratlosigkeit aus.
Menschen mit Behinderung, die eine Ferienwoche verbringen möchten, erleben häufig solche Situationen. Umso frustrierender, weil sie oft mehrere Jahre gespart haben, um sich Ferien leisten zu können. Mobility International Schweiz MIS steht für einen Tourismus für alle und ist bemüht, die Informationen und deren Weitergabe zu verbessern sowie das Bewusstsein des Schweizer Tourismus bezüglich des barrierefreien Reisens zu fördern. Neu vergibt die Organisation in Zusammenarbeit mit Quality Service Schaffhausen QS das Qualitätslabel "Ferien für alle". Es ist nach zweijähriger intensiver Zusammenarbeit mit Betroffenen, Fachleuten aus dem Behindertenbereich, dem Tourismus und der Qualitätssicherung entstanden und bewertet nicht nur die Zugänglichkeit der Einrichtungen, sondern prüft auch die angebotenen Dienstleistungen und die Sicherheit des Gastes. Dabei zeichnet MIS für den Inhalt und die Aussage der Zertifizierung verantwortlich, während QS die Richtigkeit und Einhaltung der Zertifizierungskriterien überwacht.
Die fünf Pionierbetriebe, die das Zertifizierungsaudit durchlaufen und sich für das Label qualifiziert haben, stehen exemplarisch für die verschiedenen Arten von Betrieben, die sich für ein Label bewerben können:
• Toggenburg Tourismus mit den Informationsstellen in Unterwasser und Wildhaus SG steht für die Informationsstellen, Tourismusbüros etc.
• Herberge zum kleinen Glück in Trogen AR steht für die Ferienheime mit Betreuung
• Zentrum Elisabeth in Walchwil ZG steht für die Ferienheime mit Betreuung und medizinischer Behandlungspflege
• Hotel Restaurant Hirschen in Wilhaus SG steht für die Hotel- und Restaurationsbetriebe
• Vereinigung Cerebral in Solothurn SO steht für die Reiseveranstalter
Das Zertifikat ist für drei Jahre gültig und bescheinigt, dass die Betriebe sich nicht nur um die nötige Infrastruktur, sondern auch um die transparente Information für die Gäste und die Information und Weiterbildung der Mitarbeitenden kümmern, dass die Sicherheit des Gastes höchste Priorität hat und Notfalldispositive bestehen und dass sich der Betrieb mit dem Thema barrierefreie Ferien befasst und identifiziert.
Die Kosten einer Zertifizierung sind mit 650 bis 1620 Franken je nach Grösse des Betriebes verträglich. Dazu Geschäftsführer Marcus Rocca: "Wir wollen mit dem Qualitätslabel nicht die Individualität der Betriebe mit überrissenen Vorgaben und übermässigen Richtlinien stören. Wir schauen jedes Angebot einzeln an und geben Tipps und Hinweise, wie etwas verbessert werden kann, und wenn nötig müssen Anpassungen vorgenommen werden. Vor allem dann, wenn es die Sicherheit der Gäste tangiert."
Quelle: Pressekonferenz und Pressemappe zur Lancierung von "Ferien für alle" vom 26.08.2009