Mount Everests Todeszone wird gesäubert
Ein Team von 20 nepalesischen Sherpas säubern seit Ende April die Todeszone des Mount Everest. Die Sherpas werden nicht nur Müll, sondern auch Leichen von verunglückten Bergsteigern jenseits der 8’000-Meter-Grenze ins Tal bringen. Die Zone über 8’000 Metern wird aufgrund der dünnen Luft und der tückischen Verhältnisse als Todeszone bezeichnet.
Die Bergsteiger – unter der Leitung des siebenfachen Everest-Bezwingers Namgyal Sherpa – wollen zumindest die beiden tödlich verunglückten Bergsteiger Schott Fisher und Gianni Goltz bergen. Die Expedition, die an diesem Wochenende von der nepalesischen Hauptstadt Katmandu ausgeht, wird am 1. Mai den Südpass des Everest erreichen. Dort werden die Sherpas knapp unter 8’000 Meter ein Camp errichten und anschließend zum Gipfel des höchsten Berges empor klettern. Beim Abstieg zurück zum Lager werden die Sherpas versuchen, soviel wie möglich einzusammeln.
Erstmals Müllsammlung in 8’000 Meter
"Bisher hat noch kein Mensch den Müll aus dieser Höhe wegtransportiert", so Namgyal. Es sei jedoch wichtig, die Umwelt am Berg sauber zu halten und den Aufstieg sicher zu machen. Namgyal kritisiert als Bergsteiger die wachsenden Müllmengen am höchsten Berg der Welt. Aufgrund der widrigen Umstände soll keiner der Bergsteiger der Expedition mehr als 20 Kilogramm Gepäck mitführen und länger als zwölf Stunden in Höhen von mehr als 8’000 Metern bleiben.
Insgesamt wollen die Bergsteiger eine Woche lang am Südpass bleiben und in mehreren einzelnen Aufstiegen den Berg vom Abfall befreien. Namgyal ist sich der Gefahr bewusst, doch das Team sei erfahren und zudem bemüht die Herausforderungen anzunehmen. Etwa 3’000 Kilo Abfälle – Zelte, Schnüre, leere Sauerstoffflaschen, Lebensmittelbehälter und Campingkocher – wollen die Bergsteiger ins Tal bringen.
Diskussionen um Opfer des Everest
Unklar ist, wie viele verunglückte Bergsteiger in der Todeszone liegen und ob sie alle geborgen werden können. Namgyal erklärte gegenüber BBC, dass einige der Familien der Toten darum gebeten hatten, die Leichen am Berg zu belassen. "Für uns Nepalesen ist der Everest ein heiliger Berg und wir wollen nicht, dass er zu einem Friedhof wird", so der Expeditions-Koordinator Chakra Karki. Auch die nepalesische Regierung verfolge die Politik, dass am Berg keine Toten liegen bleiben dürfen.
Ein weiteres Anliegen der Expeditionsteilnehmer ist die Sicherung bzw. die Entfernung alter Sicherheitsseile. Seit der Erstbesteigung im Jahr 1953 sind zahlreiche solcher Seile angebracht worden. Für viele Bergsteiger sei nicht klar ersichtlich, welche davon tatsächlich sicher sind und welche nicht. "Wenn Bergsteiger sich an den alten Seilen anhalten, können sie verunglücken", so Namgyal.
Strenge Regeln für Everest-Gipfelstürmer
Die nepalesische Regierung hat nun strenge Regeln für Bergsteiger erlassen, um sicherzugehen, dass kein Abfall zurückbleibt. Im Falle des Zuwiderhandelns droht den Bergsteigern der Verfall der 4’000- Dollar-Sicherheitsleistung, die vorab zu bezahlen sind.
"Der Staat Nepal hat 2011 zum Nationalen Fremdenverkehrsjahr erklärt. Mit touristischen Highlights ist unser Land reich gesegnet", so Nandini Lahe-Thapa, Direktorin des Tourism Marketing Nepal gegenüber pressetext. "Acht der welthöchsten Berge liegen im Himalaya-Staat, in dem 103 verschiedene Ethnien leben."
Reich ist auch Nepals Biodiversität. Zwei Prozent aller Blütenpflanzen der Welt, acht Prozent aller Vogelarten – insgesamt 850 Spezies – sowie vier Prozent aller Säugetiere und elf der 15 weltweit bekannten Schmetterlingsfamilien sind in Nepal heimisch. Zudem kommen noch 600 einheimische Pflanzenfamilien und 319 exotische Orchideenarten.