Der Plan, ein riesiges Gebiet südlich von Maputo in einen Natur‑ und Freizeitpark für internationale TouristInnen zu verwandeln, geht auf die schillernde Figur eines amerikanischen Multimillionärs zurück. James Ulysses Blanchard III will 800 Millionen US‑Dollar investieren, um auf der Halbinsel Santa Maria, die südlich der Insel Inhaca liegt, mehrere Fünfstern‑Lodges zu bauen, Grosswild wiederan­zusiedeln und das Gebiet mit dem Maputo‑Elefantenpark zu einem gegen 200,000 Hektaren umfassenden zusammenhängenden Naturreservat auszubauen. Es han­delt sich um ein gigantisches Projekt‑. Vorgesehen sind direkte Verbindungen per Luftkissen‑ oder Tragflügelbooten zwischen dem Flughafen in Maputo und den Hotels auf der Halbinsel, ein schwimmendes Kasino, eine 18‑Loch Golfanlage, Sportfischen, Tiefseetauchen entlang der Korallenriffe sowie der Bau einer Eisen­bahnlinie quer durch das Grosswildreservat, auf welcher dereinst eine antike Dampflokomotive verkehren soll. Die Ausgestaltung des touristischen Grossprojekts stammt von einem Unternehmen, das Anlagen wie The Lost City und Boro Boro in Tahiti konzipiert hat. Eine südafrikanische Firma erhielt zudem den Auftrag, für eine rasche Wiederbe­lebung des Maputo‑Elefantenparks zu sorgen, was voraussichtlich 200 Millionen US‑Dollar kosten wird. Geplant ist eine Umzäunung, die Aufstockung der Tiere sowie eine Erweiterung des Naturschutzgebiets bis hinunter zum Tembe‑Elefan­tenpark in KwaZulu‑Natal. Dem Projekt stehen jedoch noch einige Hindernisse im Weg. Da sind zum einen die Absichten des südafrikanischen Forstunternehmens Sappi, im Gebiet zwischen dem Maputo‑Elefantenpark und der Grenze zu KwaZulu Natal auf 32’000 Hektaren eine Eukalyptus‑Plantange anzulegen. In dieses Vorhaben, das auf ein Ab­kommen aus den achtziger Jahren zwischen Sappi und der damaligen Frelimo-­Regierung zurückgeht, wurden bereits über 2 Millionen Rand investiert, und die Bepflanzung hätte im Dezember beginnen sollen. Nachdem der Multimillionär Blanchard versucht hatte, Mozambiques Regierung davon zu überzeugen, dass die Plantage das touristische Potential der Region gefährde und es am besten wäre, auf dieses Projekt zu verzichten, soll er nun versucht haben, mit dem Forstunternehmen ins Gespräch zu kommen. Die geplante Eukalyptus‑Plantage wirft in Mozambique hohe Wellen, da das Gebiet, in welches sie zu liegen käme, reich an Feuchtgebieten ist und eine grosse Anzahl endemischer Pflanzenarten be­heimatet. Um den Einwänden der UmweltschützerInnen zu begegnen, hatte das südafrikanische Forstunternehmen eine unabhängige Umweltverträglichkeitsprü­fung, durchgeführt vom Institut für natürliche Ressourcen in KwaZulu Natal, ver­anlasst. Die Ergebnisse besagen, dass empfindliche Zonen entlang der Seen an der Küste durch das Projekt bedroht würden, und dass eine kleine Dorfgemeinschaft ihre Einkommensquelle, die Produktion von Palmwein für lokale Märkte, verlöre. Sappi zeigt sich nun bereit, die empfindlichen Zonen auszusparen, sowie Forstprogramme auf Gemeindeebene zu initiieren, um Arbeitsplätze für die be­troffenen BewohnerInnen der Region zu schaffen. Der Umweltbeauftragte für Sappi, John Scotcher, weist darauf hin, dass in den Plänen zu Blanchards Natur­parkprojekt jegliche Ausführungen über die Folgen einer Wiederansiedlung von Grosswild für die Umwelt und die ansässige Bevölkerung fehlen. Überhaupt scheinen die im Gebiet lebenden Menschen weder konsultiert noch in die Planung miteinbezogen worden zu sein. Die Tourismuspromotoren stehen nun unter Zug­zwang und haben ihrerseits verschiedene Impact‑Studien angekündigt. Der Ent­scheid liegt schliesslich bei der Regierung in Maputo. Obwohl die Regierung von Präsident Joaquim Chissano Investitionen in Millio­nenhöhe dringend benötigt, trifft das Naturparkprojekt nicht auf einhellige Zu­stimmung. Kritische Stimmen lassen verlauten, dass die 800 Millionen‑Offerte nur dazu diene, ein grosses Stück vom Wertvollsten was Afrika besitzt, seine Natur, zu kolonialisieren.
Open Africa Nov.95, Dez, 95/kg