Hintergrund der gewalttätigen Übergriffe war der Tod eines Singhalesen nach einem Streit mit einer Gruppe von Muslimen in einem Vorort von Kandy, im Innern des Landes. Der zunächst lokale Streit wandelte sich innert kürzester Zeit in einen überregionalen Konflikt, es kam zu Attacken auf muslimische Einrichtungen in 24 Gemeinden. Dabei handelte es sich um organisierte und gezielte Angriffe von militanten buddhistischen Banden, welche auf nationaler Ebene koordiniert wurden. Ausserdem weisen Filmaufnahmen und Zeugenaussagen darauf hin, dass Polizisten die Angreifer gewähren liessen und sich sogar daran beteiligten. Zudem soll ein singhalesischer Arzt sich geweigert haben einen verletzten Muslim zu behandeln. Es gab jedoch auch buddhistische Mönche, welche Musliminnen und Muslime vor den Angriffen schützten und ihnen in ihren Tempeln Unterschlupf gewährten. Die Regierung verurteilte die Übergriffe, rief den Ausnahmezustand aus und liess mehrere mutmassliche Täter verhaften. Zusätzlich wurde der Zugang zu sozialen Medien in Sri Lanka für einige Zeit eingeschränkt oder teilweise ganz gesperrt. Damit versuchte man die Verbreitung von Hassreden zu unterbinden. Dies führte jedoch auch dazu, dass es nur sehr schwierig möglich war, an Informationen aus den Krisengebieten zu gelangen.

Übergriffe waren kein Einzelfall

Bereits im Februar kam es in Ampara im Osten des Landes zu Attacken auf Moscheen und muslimische Geschäfte. Vorausgegangen war diesen eine Behauptung, dass in einem lokalen muslimischen Restaurant "Sterilisationspillen" ins Essen gemischt wurden. Im November 2017 gab es in Gintota im Süden des Landes nach einem Verkehrsunfall Angriffe von buddhistischen Nationalisten auf muslimische Einrichtungen. Bereits im Juni 2014 haben buddhistisch-militante Gruppen, unter den Augen der Polizei, ein zweitägiges Pogrom gegen die muslimische Gemeinschaft durchgeführt. Es gab vier Tote sowie unzählige verbrannte Häuser und Geschäfte und mehrere zerstörten Moscheen. Die mutmasslichen Täter wurden nicht verurteilt. 

Bedrohte Minderheiten

Angehörige muslimischer Gemeinschaften machen ungefähr zehn Prozent der Gesamtbevölkerung in Sri Lanka aus. Viele Singhalesinnen und Singhalesen befürchten seit Jahrzehnten, dass der buddhistische und singhalesische Charakter der Insel bedroht sei durch die Minderheiten im Land. Dies führte zunächst zu einer Unterdrückung der tamilischen Minderheit, welche rund 15 Prozent der Bevölkerung ausmacht. Die Unterdrückung gipfelte in einen 26 Jahre langen Bürgerkrieg mit mutmasslichen Kriegsverbrechen und Besetzungen von Land, welches von Tamilinnen und Tamilen bewohnt war.
Obwohl sie meist eng mit den jeweiligen Regierungen zusammenarbeitete und auch Geheimdienstarbeiten für die Sicherheitskräfte übernahm, wurde die muslimische Minderheit nach dem Ende des Krieges als Bedrohung wahrgenommen. In der Folge entstanden mehrere buddhistisch-singhalesische Gruppen, welche Hassreden gegen Muslime verbreiten und ein Verbot von Halal-Fleisch fordern. Um die Gewalt gegen Minderheiten einzudämmen ist es entscheidend, dass Sri Lanka entschlossen gegen diese Gruppen vorgeht und die Täter keine Straffreiheit geniessen. 
Dieser Beitrag erschien im Juni 2018 in der VOICE – Die Zeitschrift der GfbV, Nummer 2. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.