Mut zur Veränderung – Uganda als LGBTQI*-Reiseziel
Doch wie auch in vielen anderen Ländern der Welt lässt sich das ändern – durch grosse Anstrengungen im Bildungswesen, durch Dialog und persönlichen Austausch im Tourismus und in der Geschäftswelt. Uganda hat noch einen langen Weg vor sich, um den Bürgerrechten aller LGBTQI*-Personen (Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und Intersexuellen, sowie allen anderen, die nicht der Heteronormativität entsprechen) Geltung zu verschaffen. Doch ein Anfang ist gemacht, und es gibt bereits einige Fortschritte.
Artikel 21 der Verfassung Ugandas macht eine klare Aussage zu Gleichheit und Freiheit von Diskriminierung. Er garantiert allen Bürger*innen Schutz vor diskriminierender Gesetzgebung. Doch trotz dieses eindeutigen Verfassungsmandats erleben wir, wie die Regierung die LGBTQI*-Gemeinschaft in Uganda weiter unterdrückt, zum Beispiel mit dem berüchtigten Entwurf eines Anti-Homosexuellen-Gesetzes (der sogenannten “Kill the Gays-Bill”), der 2014 in Kraft trat, jedoch noch im selben Jahr vom Verfassungsgericht Ugandas für nichtig erklärt wurde. Es galt tatsächlich für einen kurzen Zeitraum die Todesstrafe. Sie wurde jedoch nicht vollstreckt.
Das ugandische Strafgesetz geht noch auf die Kolonialzeit zurück. Der ‘Penal Code Act 1950‘, Abschnitt 145-147, bezeichnet gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen als “gegen die Natur” und stellt sie unter Strafe. Wer gegen dieses Gesetz verstösst, kann zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe verurteilt werden. Die Regierung hat klargestellt, dass sie keine Absicht hat, neue Gesetze gegen Homosexuelle einzuführen, da ein anwendbares Gesetz bereits existiere.
Trotz des geltenden Strafrechts und der vorherrschenden negativen Einstellungen der Menschen in Uganda kämpft die LGBTQI*-Gemeinschaft weiter für ihre Rechte. Es gibt eine wachsende, starke Zivilgesellschaft in Uganda, die sich unermüdlich für die Rechte von LGBTQI*-Personen auf Zugang zu Gesundheitsdiensten, zum Rechtssystem und zu Wissen um ihre Rechte vor dem Gesetz einsetzt.
Doch es gibt auch Rückschläge. Kürzlich wurden innerhalb von drei Monaten vier Mitglieder der LGBTQI*-Gemeinschaft ermordet. 16 Mitglieder einer LGBTQI*-Basisorganisation wurden in Haft genommen, als sie von einem Mob angegriffen wurden. Die Polizei, die gerufen wurde, um ihnen zu helfen, hat sie stattdessen letztendlich verhaftet.
Homophobie beeinträchtigt den Tourismus
Zwar ist die ugandische Regierung dafür bekannt, dass sie sowohl im Inland als auch im Ausland den Tourismus fördert, doch ihre Haltung gegenüber der LGBTQI*-Gemeinschaft schadet dem Tourismusgeschäft erheblich. Als der Präsident 2014 den Gesetzentwurf gegen Homosexualität unterschrieb und ihm so Rechtskraft verlieh, verschoben viele Tourist*innen ihre Reise nach Uganda, andere stornierten ganz. Es fühlte sich für sie nicht richtig an, in einem Land, das Menschen diskriminiert, ihr Geld auszugeben und damit die Wirtschaft dieses Landes zu unterstützen. Auch jetzt stornieren wieder Reisende in Folge der negativen Medienberichte ihren Urlaub.
Als ich mein Reiseunternehmen gründete, wollte ich damit bedürftigen älteren Menschen ebenso helfen wie Jugendlichen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Mit einer Stiftung, die durch das Unternehmen und durch Spenden finanziert wird, kümmern wir uns um die Gesundheitsversorgung älterer Menschen, wir beraten sie und helfen, ihre Grundbedürfnisse zu decken. Für junge Leute ist es nicht einfach, in Uganda einen Arbeitsplatz zu finden, wenn sie als Teil der LGBTQI*-Gemeinschaft abgestempelt werden. Deshalb bieten wir marginalisierten Personen Jobs und Ausbildungsplätze, und LGBTQI*-Mitgliedern ein sicheres Arbeitsumfeld, sowohl im Reiseunternehmen als auch in der Stiftung.
Auch die Gäste müssen sich sicher fühlen können. Vor und während ihrer Reise beraten wir unsere Kund*innen entsprechend. Auch sprechen wir mit touristischen Dienstleistern, um sicherzustellen, dass unsere Gäste in den Hotels und Lodges, wo sie übernachten, sicher sind. In Uganda tauscht man üblicherweise in der Öffentlichkeit keine Zärtlichkeiten aus. Also raten wir den Reisenden, so etwas zu unterlassen, da es nicht Teil unserer Kultur ist, auch nicht bei heterosexuellen Paaren.
Reiseveranstalter*innen arbeiten zusammen mit Aktivist*innen aus der LGBTQI*-Bewegung daran, ein sicheres Umfeld für LGBTQI*-Reisende im Land zu gewährleisten. Dank kontinuierlicher Fürsprache beim ugandischen Fremdenverkehrsamt und Tourismusministerium gibt es Zusagen, dass alle Gäste geschützt werden und willkommen sind. Die ‘International LGBT+ Travel Association‘ (IGLTA) hilft, mehr Verbündete in der Tourismusbranche zu gewinnen, damit Uganda für LGBTQI*-Reisende ein Urlaubsziel sein kann.
Wenn sich mehr LGBTQI*-Reisende zu uns aufmachen, werden die Menschen in Uganda aus erster Hand lernen, wie der LGBTQI*-Tourismus ihnen nur nützen kann. Interaktionen und Gespräche zwischen Reisenden und Guides oder Mitarbeitenden in Hotels, Restaurants und Geschäften werden in Uganda langsam aber sicher zu einem Umdenken führen. Ich sage oft (ironisch) zu den Leuten: „Homosexuelle sind ja so schlecht für Uganda! Sie schaffen Arbeitsplätze, geben Bedürftigen Lebensmittel und Kleidung, zahlen Steuern an den Staat und kümmern sich um die Gesundheitsversorgung der Armen.“ Damit will ich deutlich machen, was Homosexuelle alles Positives bewirken, egal, wer sie sind oder wen sie lieben.
Auch die Reisenden lernen mehr über Uganda und wie die Menschen leben, und sie haben großen Einfluss auf die Gesellschaften, die sie besuchen. Die ‘International LGBT+ Travel Association‘ hat schon weltweit Verbesserungen bewirkt. Auch in Uganda wird das passieren.
Der Autor leitet ein Tourismusunternehmen, was Touren in Uganda anbietet und alle Reisenden – LGBTQI* und andere – willkommen heisst.
Übersetzung aus dem Englischen: Christina Kamp