myclimate geht in die Offensive: Kampagne für den Klimaschutz im Flugverkehr
Die Klimaschutz-Organisation myclimate bringt Bewegung in die längst überfällige Debatte zur Flugverkehrs- und Klimapolitik. Als ein Standbein ihrer Aktivitäten baut sie die Öffentlichkeitsarbeit über die Auswirkungen des Flugverkehrs auf das Klima aus und stellt politische Forderungen zur Diskussion. Anlässlich des diesjährigen internationalen Energieforums sun21 in Liestal bei Basel diskutierten am 23. Juni auf Einladung von myclimate prominente Vertreter von Bund, Wirtschaft und NGOs über Lösungsansätze für den Klimaschutz im Flugverkehr. Nicht einig waren sich die ReferentInnen über das Ausmass der CO2-Emissionen, die auf den Flugverkehr zurückzuführen sind. Dr. Andreas Waibel, Umweltbeauftragter von Lufthansa, sieht genauso wenig Handlungsbedarf wie Paul Kurrus von SWISS. Der Flugverkehr würde bloss 2-4 Prozent der globalen CO2-Emissionen ausmachen. Für Dr. Patrick Hofstetter waren nicht die globalen sondern die Zahlen für die Schweiz massgebend, wo der Flugverkehr für 20-30 Prozent der Auswirkungen aufgrund der CO2-Emissionen verantwortlich seien. Derweil sich die Vertreter der Fluggesellschaften vehement gegen eine Kerosin-Besteuerung wehrten, scheint ein Emissionshandel sowohl für sie als auch für das WWF, das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), den ETH-Professor Johannes Stähelin und das Öko-Institut e.V. ein gangbarer und wirkungsvoller Weg zur Schadstoff-Reduktion im Luftverkehr zu sein.
Der Beitrag von myclimate zur Flugverkehrs- und Klimapolitik und zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit bringt die notwendige Ergänzung zu der von ihr initiierten Aktion „myclimate ticket“, die ohne begleitende politische Massnahmen in der Kritik eines allzu simplen „Ablasshandel“ steht (siehe akte-Kurznachrichten 2/2003 und 2/2001). Wer nicht auf das Fliegen verzichten kann oder will, kann heute ein Klimaticket kaufen, in der Schweiz eben bei myclimate oder bei der Stiftung CLiPP, die jedoch auf ergänzende politische Arbeit verzichtet. Mit den Einnahmen eines solchen freiwilligen Klimatickets werden die Emissionen des jeweiligen Fluggastes kompensiert, die er mit seiner Reise verursacht hat. myclimate tut dies ausschliesslich im Ausland, zum Beispiel in Eritrea, wo myclimate im letzten Jahr 200 Solarkollektoren installieren liess. Die junge, aus der ETH-Zürich hervorgegangene Organisation konnte bereits mit etlichen Reiseanbietern eine Partnerschaft abschliessen. Am 15. Januar verkündete sie den bislang bedeutendsten Coup: Es gelang ihr, die Reisebaumeister-Gruppe (RBM) als Partner zu gewinnen – immerhin der viertgrösste Reiseveranstalter der Schweiz. Die RBM-Gruppe hat nicht nur in ihren Katalogen ein ganzseitiges Inserat von myclimate platziert sondern händigt zusätzlich all ihren KundInnen eine Broschüre von myclimate aus. Spontan versprach an der Sun21-Veranstaltung auch Paul Kurrus, sich bei der Swiss für eine Zusammenarbeit mit myclimate einzusetzen. Das freiwillige Vorangehen von Reise- und Flugunternehmen ist sicher zu begrüssen, solange keine verbindlichen politischen Rahmenbedingungen für den Klimaschutz im Flugverkehr existieren. Es ist aber zu hoffen, dass die Aktion von myclimate nicht bloss das Bewusstsein der Reisenden für die schädigenden Klimaauswirkungen des Fliegens schärft, sondern weitere Kreise aus dem Umweltschutz die Kampagne zum Flugverkehr, der sich als „heilige Kuh“ in der Klimapolitik ausnimmt, aufgreifen und auf baldige verbindliche Normen pochen. /na
Quellen: Veranstaltung: Wie verleihen wir dem Klimaschutz Flügel? 23.6.2004, Liestal; Jahresbericht und weitere Informationen von myclimate, www.myclimate.ch; Schweizer Touristik, 2/2004.