Lange, sehr lange dauerte der Konflikt an zwischen zwei kambodschanischen Luxusbetrieben der Raffles-Kette und den lokalen Hotelgewerkschaften des IUL-Mitgliedsverbandes „Cambodian Tourism and Service Workers Federation“ (CTSWF). Leidtragende des Streits waren Hunderte von ArbeitnehmerInnen und Gewerkschaftsmitglieder, die aufgrund einer unrühmlichen Vergeltungsmassnahme der Hotelleitungen des Raffles Le Royal in Phnom Penh und Raffles Hotel Angkor in Siem Reap entlassen worden waren. Die Beschäftigten hatten Anfangs April 2004 wegen Unnachgiebigkeit der Hotels ihre Arbeit für die Dauer einer Woche niedergelegt. Seit Jahren haben die Fünf-Sterne-Hotels in Kambodscha, die normalerweise für eine Übernachtung mehr berechnen, als ein Kambodschaner durchschnittlich in einem Jahr verdient, die 10 Prozent Bedienungszulage einbehalten, die sie auf alle Dienstleistungen erheben. Nach kambodschanischem Recht muss aber die Bedienungszulage in vollem Umfang monatlich an alle ArbeitnehmerInnen des Betriebs, in dem sie erhoben wurde, weitergegeben werden. Die Hotels pflegten dagegen nur einen Bruchteil der vereinnahmten Zulagen als gelegentliche „Prämien“ auszuschütten oder die Bedienungszulage überhaupt nicht weiterzugeben. Die CTSWF schätzt den Gesamtbetrag, der den Hotelangestellten allein in den letzten Jahren an Bedienungszulagen vorenthalten wurde, auf 3 Millionen US Dollar. Obwohl der kambodschanische Schiedsrat Raffles anwies, den Mindestlohn auf 50 US Dollar anzuheben und die Bedienungszulage in vollem Umfang monatlich auszuzahlen, setzte Raffles die Bedienungszulage weiterhin aus. Andere führende Hotels im ganzen Land bekundeten ebenfalls ihre Absicht, die Erhebung der Bedienungszulage einzustellen, und liessen damit der Gewerkschaft keine andere Wahl, als zu streiken. Die darauffolgende Massenentlassung oder Vergeltungsmassnahme stellte eine unmittelbare Verletzung der einstweiligen Verfügung des kambodschanischen Schiedsrats dar, mit der es den Arbeitgebern untersagt worden war, Massnahmen gegen ihre Arbeitnehmer im Zusammenhang mit einer Beteiligung an dem Streik zu treffen.
Der ausgebrochene Konflikt endete schließlich am 12. September. Aufgrund der unterzeichneten Vereinbarungen sind die meisten entlassenen Gewerkschaftsmitglieder, die wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren wollten, zu Bedingungen wiedereingestellt worden, die für alle Parteien akzeptabel sind. Entlassene Gewerkschaftsmitglieder werden ausserdem vorrangig berücksichtigt werden, wenn die Hotels wieder neues Personal einstellen. Die Hotelleitungen erkennen die jeweiligen Mitgliedsgewerkschaften der CTSWF als alleinige Gewerkschaftsvertretung an. In der ganzen Welt hatten Gewerkschaften ihre Solidarität mit der CTSWF bekundet, indem sie die internationale Kampagne der „Internationalen Union der Lebensmittel-, Landwirtschafts-, Hotel-, Restaurant-, Café- und Genussmittelarbeiter-Gewerkschaften“ (IUF) auf vielfältige Weise unterstützt hatten. IUF-Mitglieder demonstrierten weltweit vor Raffles-Hotel. „Wir sind glücklich darüber, eine Vereinbarung erzielt zu haben“, meint CTSWF-Präsident Ly Korm. Er erwartet nunmehr ein konstruktives Verhältnis zu den Hotels. Zur Raffles-Hotelgruppe mit Sitz in Singapur gehört auch Swissôtel (vier Hotels und Sitz in der Schweiz) sowie das Hotel Metropole in Genf. /lu

Quellen: Peter Rossmann von der IUF; www.iuf.org; www.etaiwannews.com, 18.08.2004