Nach Palästina reisen – und die Sicherheit?
Basel, 22.01.2009, akte/ Das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten EDA warnt vor Reisen in die palästinensischen Gebiete. Seit dem 30. Dezember 2008 rät das EDA wie die Aussenministerien anderer europäischer Länder auch wieder von Reisen ins gesamte Westjordanland ab, nachdem die Sicherheitshinweise für gewisse Orte wie Bethlehem, Ostjerusalem, Jericho und Ramallah in den letzten Monaten gelockert worden waren.
Unsere Partner aus Bethlehem berichten hingegen, dass Reisende in Palästina jederzeit sicher und willkommen seien. Vor allem jetzt setze ihre Anwesenheit auch ein wichtiges Zeichen der Solidarität mit den Menschen, die unter der israelischen Besatzung lebten. Aus den westlichen Medienberichten könne schnell gefolgert werden, dass ganz Palästina im Kriegszustand sei. Doch das Westjordanland liege in beachtlicher Distanz zum kriegsversehrten Gazastreifen, ohne direkte Verbindung. Es sei den PalästinenserInnen ein grosses Anliegen, dass sich Menschen aus der ganzen Welt jetzt im direkten Kontakt und Austausch mit ihnen selber ein Bild machen könnten von der realen Situation in Palästina.
Was nun? Erboste Leser bezichtigen uns bereits des "verantwortungslosen Handelns", wenn wir schon nur die Informationen unserer Partner aus Palästina verbreiten. Uns liegt es indessen fern, Reisende mutwillig zum Besuch von Kriegsgebieten aufzufordern. Im Gegenteil. Von unserer Geschäftsstelle des arbeitskreises tourismus & entwicklung in Basel aus können und wollen wir keine Beurteilungen zur Sicherheit von Reisenden abgeben – weder für Palästina unter israelischer Besatzung, noch für andere Reiseziele. Sicherheit auf Reisen ist ein vielschichtiges Thema – allein opulente Luxusherbergen und von TouristInnen offen zur Schau getragener westlicher Lebensstil können in Entwicklungsländern für Zündstoff sorgen. Wir stellen jedoch Tipps und fundierte Hintergrundinformationen zusammen und wollen dabei auch Stimmen aus den Destinationen Gehör verschaffen, um Reisenden bei ihrem Entscheid eine griffige Orientierungshilfe zu bieten.
Wer sich für Palästina interessiert, vielleicht schon hingereist ist oder eine Reise plant, wird sich jetzt durch den Aufruf unsere Partner der Initiative für einen verantwortungsvollen Tourismus in Palästina bestärkt fühlen, die Kontakte zu pflegen und neue zu knüpfen, um Informationen aus erster Hand einzuholen. BesucherInnen werden sicher mit offenen Armen empfangen und bedeuten eine willkommene Öffnung für all die Menschen in Palästina, die abgeschottet hinter der neun Meter hohen Mauer und unzähligen israelischen Checkpoints keine Chance auf einen Austausch mit dem Rest der Welt haben. Denn für die PalästinenserInnen geht das Leben weiter – auch während und nach den Angriffen auf Gaza. Viele Palästina-Reisende haben selber erfahren, wie sehr in Krisenzeiten ihr Besuch geschätzt wurde und ihnen einzigartige Begegnungen bescherte. Viele fühlten sich gerade dann auch in Palästina besonders geborgen und gut aufgehoben. Nicht zu Unrecht: Seit dem Ausbruch der zweiten Intifada im Jahr 2000 sind gemäss dem palästinensischen Tourismusministerium keine TouristInnen in Palästina bei politisch bedingten Ereignissen zu Schaden gekommen. Ganz im Gegenteil zu den Nachbarländern Israel oder Ägypten, wo Reisende bei Attentaten in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Wer jetzt eine Reise nach Palästina plant, muss aber auch wissen, dass die offiziellen Reisewarnungen des EDA versicherungsrechtliche Folgen haben: Muss die Reise aufgrund kriegerischer Handlungen annulliert oder die Rückreise verschoben werden oder entsteht daraus unterwegs ein Schadensfall, wird die Reiseversicherung zwar Unterstützung leisten, aber keine Kosten übernehmen. Deshalb gilt es unbedingt, die Sicherheitshinweise des EDA wie auch die Versicherungslage vor Reiseantritt genau abzuklären.