Im Oktober 2004 legten sowohl Kuoni wie TUI ihre neuesten Umweltberichte vor – bei Kuoni ist es seit der Schaffung der Umweltabteilung im 2002 der zweite; die TUI, die bereits anfangs der 90er Jahre eine Umweltabteilung eröffnet hat, erstattet seit 1996 in schriftlicher Form regelmässig Bericht über ihre Bemühungen, nachhaltig zu wirtschaften. Da bleibt die Leserschaft – erst mal ohne wenn und aber – einfach beeindruckt von der Vielfalt der eingeleiteten Massnahmen, der Resultate und dem Engagement der Umweltabteilungen. Schade bloss, dass dies in der Öffentlichkeit und bei Reisenden noch immer viel zu wenig bekannt ist. Die beiden Unternehmen haben zu völlig anderen Zeitpunkten sehr unterschiedliche Umweltmanagementsysteme eingeführt. Was an Resultaten ausgewiesen wird, lässt sich denn auch nicht einfach vergleichen und nur anhand vertiefter Recherchen effektiv auf den Gehalt der Aussagen überprüfen. Umso willkommener die Studie von Rolf Gurtner, der im Rahmen seiner Lizentiatsarbeit am Berner Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) die Nachhaltigkeitsbestrebungen der „Big Players“ im Tourismus generell unter die Lupe genommen hat. 27 Tourismusunternehmen aus Tour Operating, Hotellerie und Flugverkehr hat er insgesamt in die Studie einbezogen; davon konnte er 12 Unternehmen im Detail befragen. Der Arbeit zugrunde liegt eine sorgfältige Marktanalyse zum Tourismus, welche den Stellenwert der befragten „Big Players“ und ihren Massnahmen einordnen hilft. Von allen 27 untersuchten Unternehmen, hält Rolf Gurtner fest, haben nur gerade British Airways, Lufthansa und TUI eigenständige soziale und/oder nachhaltige Aspekte in den Unternehmensgrundsätzen und/oder im Leitbild verankert. Die Veröffentlichung eines Umwelt-, Sozial- oder Nachhaltigkeitsberichtes erfolgt nur bei der Hälfte der befragten Unternehmen. TUI und Kuoni gehören, wie eingangs gesehen, dazu. Sie legen beide auch Wert auf die Sensibilisierung der Kundschaft und stellen geeignete Informationsmaterialien bereit. Beide multinationalen Konzerne haben sich gemäss ihren Umweltberichten zum Ziel gesetzt, die Umwelt- bzw. Nachhaltigkeitsziele künftig auch besser in ihren „Sub-Unternehmen“ zu verankern. Aufgrund seiner Untersuchungen hält Rolf Gurtner indessen fest, dass die von den „Big Players“ im Tourismus anvisierten Ziele der Nachhaltigen Entwicklung im Tourismus wenig konkret sind und oft schwammig bleiben, ge-rade auch bezüglich der Massnahmen zur Implementierung. Bei allen Unternehmen dominieren Einzelmassnahmen, die umgesetzt werden, wenn sie nicht zu Komforteinbussen bei den Gästen führen und möglichst wenig kosten. Die nachhaltigen Massnahmen müssen in erster Linie rentieren, ökologische Interessen werden untergeordnet. Soziale Aspekte so Rolf Gurtner weiter, sind in den derzeitigen Nachhaltigkeitsbestrebungen noch kaum berücksichtigt. Das bezeugen auch recht freimütig die beiden Umweltberichte von Kuoni und TUI und geloben dahingehend Besserung. Kuoni weist im Bereich der Mitarbeitenden des Konzerns ein recht fortschrittliches frauenfreundliches Konzept vor, das sich entschieden gegen jegliche Diskriminierung am Arbeitsplatz einsetzt. Bloss – was wird davon auch bei den Geschäftspartnern von Kuoni umgesetzt, deren Angebote Kuoni letztlich verkauft bzw. an die Kundschaft bringt? Zudem erwähnt Kuoni im Umweltbericht verschiedentlich sein Engagement für soziale Projekte in den Tourismusdestination oder gegenüber Hilfswerken wie namentlich Helvetas. Schön und gut für Helvetas. Besser wäre noch, wenn Kuoni im Sinne der „Corporate Social Responsibility“ (CSR) klare soziale Richtlinien für die eigene Unternehmensführung, inklusive natürlich der Zusammenarbeit mit seinen Partnern in den Empfängerländern, entwickeln und umsetzen würde. Im TUI-Bericht liegt der Schwerpunkt klar auf den konkreten Massnahmen im angestammten Umweltbereich, doch werden soziale Anliegen und CSR angetippt, ohne allerdings die Konturen eines CSR-Managements im Tourismus nach OECD- oder EU-Vorgaben, die heute die Mindestanforderungen im Bereich der sozialen Unternehmensverantwortung darstellen, weiter auszuführen. /plus

Quellen: Nachhaltig wirtschaften in der World of TUI: Konzern-Umweltberichterstattung 2003/2004, www.tui-umwelt.com; Kuoni: Umweltreport 2004, www.kuoni.ch; Rolf Gurtner: Nachhaltigkeitsbestrebungen der touristischen „Big Players“, Lizentiatsarbeit am Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF), Bern, 2004, www.fif.unibe.ch