Reisebeschränkungen! In den 2020er-Jahren traute sich niemand, dieses Wort in den Mund zu nehmen. Zehn Jahre später setzt es sich durch. Es ging nicht anders. Denn bisher reisten drei Milliarden Menschen munter um die Welt und belagerten Sehenswürdigkeiten. Der Tourismus war verantwortlich für mehr als zehn Prozent der Treibhausgase. Technische oder freiweillige Maßnahmen, etwa Flugticketabgaben oder synthetische Treibstoffe, wirkten zu langsam. Der Meeresspiegel stieg, der Permafrost schmolz, Städte heizten sich auf. 

Also setzte das Kanzlerkandidatinnen-Duo der Öko-Christlich-Sozialen in den 2030er-Jahren das Teufelswort auf die Agenda. Doch wie beschränkt man Reisen? Müssten die sozialen und ökologischen Kosten im Reisepreis enthalten sein? Dann könnten sich nur noch Reiche das Reisen leisten. Dürften nur die reisen, die dem Planeten am wenigsten schaden – also alle rezyklierenden Veganer*innen, die für ihr Engagement "Reisepunkte" bekommen. Oder soll das Los entscheiden? Wer Glück hat, darf auf eine Reise, wer großes Glück hat, auf eine Flugreise. 

2035 hat sich eine Mischung all dieser Ansätze etabliert: Reisedauer und Reisen im eigenen Land werden nicht beschränkt. In die "Tourismusüberlastungszonen" im Ausland aber kommt man nicht mehr ohne Weiteres. Wer reisen darf, kostet das deshalb aus: reist langsam, lang und gibt mehr Geld aus. Es entstehen neue Reiseformen: Die Anreise wird zum Ziel. Geschäfts- und Ferienreisen verschmelzen. Unternehmen bieten ihren Mitarbeitenden "Busybaticals"; dabei reisen die zu Partnerunternehmen, arbeiten tageweise und erkunden das Land. Das funktioniert gut. So gut sogar, dass das öko-christlich-soziale Kanzlerduo 2037 bravourös wiedergewählt wird.