Namibia baut auf kommunale Tourismusprojekte
Ohne Ökotourismus gibt es keine Chance für Namibia, vertrat der Vorsitzende des namibischen Reise- und Safariverbandes Dieter Glaue auf einer Tagung überTourismus und Naturschutz in Namibia, zu der die Deutsch-Namibische Gesellschaft und die Thomas-Morus-Akademie kürzlich ins Bergische Land eingeladen hatte. Namibia brauche den Tourismus, doch es könne nicht angehen,dass die Tourismusindustrie nur die Einnahmen aus dem Reisegeschäft einstecke und sich nicht um die negativen Auswirkungen des Massentourismus kümmere. Mitdem Ökotourismus könnte der Schaden, den der Tourismus im Zielgebiet verursacht, entschieden vermindert werden.
Der Tourismus, als schnellst wachsender Wirtschaftszweig Namibias, soll weiter ausgebaut werden. In der namibischen Einkommensstatistik fungiert er an dritter Stelle. Von den 1,8 Millionen Namibiern arbeiten derzeit ungefähr 20.000 im touristischen Sektor und in Zukunft sollen durch den Tourismus noch erheblich mehr Arbeitsplätze geschaffen werden, hofft der namibische Botschafter Hinyangerwa P. Asheeke.
Ausbau und Zunahme des Tourismus sei sehr wohl erwünscht, erläutert Glaue den 150 TeilnehmerInnen, doch die einzigartige Natur in Namibia müsse unbedingt geschützt werden, damit sich das Land seine Anziehungskraft als Urlaubsparadies erhalten könne. Wirksamer Naturschutz setze aber die Unterstützung durch die BewohnerInnen des Landes voraus. Für den deutschstämmigen Reiseunternehmer aus Windhoek ist daher erfolgreicher Ökotourismus eng mit der Entwicklung kommunaler Tourismusprojekte (community-based tourism projects) verknüpft. Die Bevölkerung in den ländlichen Regionen einschliesslich der indigenen Bevölkerungsgruppen müsste gleichermassen vom Naturschutz und vom Tourismus profitieren können.
Minister für Tourismus und Umwelt Dirk Hanekorn gibt einer Strategie Vorrang, bei der Tourismus den Dörfern Nutzen und Einkommen beschert und die Menschen in den ländlichen Regionen – insbesondere die indigenen Bevölkerungsgruppen – sensibel auf den Tourismus vorbereitet und an die Bedürfnisse der TouristInnen heran geführt werden. Cbt-Projekte sollen zu einem festen Bestandteil der namibischen Tourismusindustrie werden. Die Frage, ob überhaupt die Gemeinden Tourismus wollen, steht demzufolge nicht zur Debatte. Der Geograph Professor Heinrich Lampin plädierte dagegen für eine eigenständige Entwicklung der Dörfer. Dies könnte seiner Meinung nach bedeuten, dass den Tourismus ablehnende Ovahimbas weiterhin als Steinewerfer akzeptiert werden müssten.
Mehrfach wurde die unzureichende Vermarktung der cbt-Projekte bemängelt. Durch die Förderung von cbt-Projekten würden bei der indigenen Bevölkerung unerfüllbare Hoffnungen geschürt. Die Konsequenzen blieben nicht aus. Einige der Referenten entschlossen sich daher, zusammen mit dem namibischen Fremdenverkehrsamt in Bad Homburg eine Karte herauszugeben, in der die cbt-Projekte eingezeichnet und beschrieben sind.
Mechtild Maurer