Basel, 23.08.2012, akte/ Namibia ist ein Land voller Gegensätze und Kontraste. Sein Facettenreichtum ist auf vielen Ebenen sichtbar: Da ist zum einen die endlose Weite der Namib-Wüste mit ihrem unbarmherzigen Klima. Dann ein vielfältiges Nebeneinander von Völkern und Kulturen. Und schliesslich sind da noch die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche, die seit Erlangen der Unabhängigkeit 1990 rasant vonstattengehen.
Der Herausgeber Hans-Ulrich Stauffer hat dieses breite Spektrum in einem kompakten Taschenbuch vereinigt. 18 Geschichten von ebenso vielen AutorInnen europäischer, afrikanischer und US-amerikanischer Herkunft bringen verschiedene Zeitabschnitte und Standorte der Schreibenden zum Ausdruck. Die Themen sind so mannigfaltig wie das Land selbst. Die LeserInnen begleiten Nomaden eines Stammes der namibischen Urbevölkerung auf ihrer Suche nach Wasser durch die Wüste und werden ZeugInnen der Schwierigkeiten der ersten deutschen Siedler bei der Besetzung des Landes. Begegnungen mit wilden Tieren und das Überleben in der unwirtlichen und gefährlichen Natur sowie die Suche nach den enormen Diamantenvorkommen werden behandelt.
In starkem Kontrast dazu stehen die Geschichten über den Herero-Aufstand sowie den Unabhängigkeitskampf und die Befreiungsbewegung, wie die ursprüngliche namibische Bevölkerung Schritte unternahm, sich vom Joch der deutschen Kolonialherrschaft und des südafrikanischen Apartheid-Regimes zu befreien.
"Namibia fürs Handgepäck" ist eine wertvolle Ergänzung und Vertiefung zum Reiseführer. Es bietet LeserInnen einen vielseitigen, zum Teil überraschenden Zugang zu Geschichte und Natur dieses Landes. Zwischen der Kolonialisierung von "Südwest" und dem Zusammenbruch des Deutschen Reichs nach dem zweiten Weltkrieg liegen nur 50 Jahre, doch dieses halbe Jahrhundert prägt das Land noch heute. Erst seit 1990 ist Namibia ein unabhängiges Land. Vielleicht deshalb ist das Angebot an namibischer Literatur bisher vergleichsweise karg. Viel Raum nehmen daher die Erzählungen von Deutschen zum Finden und Verlieren ihrer neuen Heimat in Afrika ein – die zum Teil feinfühlige Stimmungsbilder des damaligen Lebens geben – aber auch Beiträge ausländischer BesucherInnen. Das Ungleichgewicht der Stimmen von Schwarz und Weiss spricht aber auch für die Realitäten im Land: Die Gleichberechtigung der verschiedenen Ethnien in Namibia ist ein Ziel der gegenwärtigen Regierung, doch sie hat noch einen weiten Weg vor sich.
Hans-Ulrich Stauffer (Hrsg.): Namibia fürs Handgepäck. Unionsverlag, Zürich 2012; 191 Seiten, CHF 19.90; EUR 13.95, ISBN 978-3-293-20553-6