Die Nationalpärke waren mit die schönsten und grossartigsten Landschaften, die wir während unserer Alpentour durchwandern durften. Das hat einen einfachen Grund: Die Kategorie "Nationalpark" gibt den Verantwortlichen ein Instrument in die Hand, mit dem sie den Naturschutz und die Landschaftsentwicklung aktiv steuern können. In all diesen Nationalpärken konnte den Plänen für neue Skigebiete, grosse Stauseen und unnötige Strassenbauten frühzeitig ein Riegel geschoben werden. So bieten sie weiterhin Raum für eine reiche Tier- und Pflanzenwelt ermöglichen den Wandenden schöne Erlebnisse in einer intakten Umgebung.
Im ganzen Alpenraum gibt es heute 15 Nationalpärke, in der Schweiz hingegen nur einen, der bekanntlich seit über hundert Jahren besteht. Dass es hierzulande so schwierig ist, einen zweiten Nationalpark zu schaffen, hat verschiedene Gründe. Einer davon liegt in unserem föderalistischen System begründet, nach dem in jeder einzelnen Gemeinde eine Abstimmung durchgeführt werden muss. Das ist in keinem anderen Alpenland der Fall. Ein weiterer Grund sind die unterschiedlichen Besitzverhältnisse. Während es in Gebieten wie Adula oder Locarnese unzählige Grundbesitzer gibt, hatte Österreich  früher einen feudalen Grossgrundbesitz, der dann in vielen Fällen an den Staat überging. Heute bezahlt die öffentliche Hand den Österreichischen Bundesforsten eine Pacht dafür, dass auf ihrem Grund Nationalpärke betrieben werden können.

Während unserer Alpentour haben wir das Gebiet des verhinderten Adula-Nationalparks besucht. Wir diskutierten mit Einheimischen darüber, warum das Projekt gescheitert ist. Dabei ist deutlich geworden, dass sich in der Schweiz ohne die klare Zustimmung der lokalen Bevölkerung ein neuer Nationalpark nicht realisieren lässt. Das dürfte auch für den Parco Nazionale della Locarnese gelten, der im nächsten Juni zur Abstimmung kommen wird. Darum ist es wichtig, den Menschen ihre Ängste davor zu nehmen, dass mit dem neuen Nationalpark eine "Käseglocke" über ihre Talschaften gelegt würde. Das Gegenteil ist der Fall und die grosse Chance, die sich mit einem neuen Nationalpark für die Randregionen des Locarnese eröffnen, muss deutlich kommuniziert werden.
Wir haben es in den anderen Nationalpärken in den Alpen gesehen: Chancen liegen nicht nur in neuen Angeboten für den naturnahen Tourismus, sondern auch in der Stärkung der Gesellschaft in diesen Tälern, ihrer Kultur, ihrer Landwirtschaft und ihres Gewerbes. Wenn wir heute von der notwendigen Solidarität zwischen Unterland und Berggebiet sprechen, so sollte diese in beide Richtungen gehen. Der Bund muss Gebieten wie den Talschaften des Locarnese auch in Zukunft stark unter die Arme greifen. Aber gleichzeitig braucht es die Bereitschaft der Bevölkerung dieser Gebiete, die Schaffung eines zweiten Nationalparks als ein Vorhaben von nationaler Bedeutung konstruktiv und zukunftsgerichtet zu unterstützen. Sollte diese Solidarität zwischen Stadt und Land künftig nicht mehr spielen, sehe ich ziemlich schwarz für die Zukunft unseres Landes.  

Naturfreund Dominik SiegristDominik Siegrist leitet das Institut für Landschaft und Freiraum an der Hochschule für Technik Rapperswil. Von 2004 bis 2014 war er Präsident der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA. Er ist Mitinitiant von whatsalp Wien – Nice 2017 und war bereits 1992 an der Alpendurchquerung TransALPedes dabei.

Während unserer Alpentour haben wir das Gebiet des verhinderten Adula-Nationalparks besucht. Wir diskutierten mit Einheimischen darüber, warum das Projekt gescheitert ist. Dabei ist deutlich geworden, dass sich in der Schweiz ohne die klare Zustimmung der lokalen Bevölkerung ein neuer Nationalpark nicht realisieren lässt. Das dürfte auch für den Parco Nazionale della Locarnese gelten, der im nächsten Juni zur Abstimmung kommen wird. Darum ist es wichtig, den Menschen ihre Ängste davor zu nehmen, dass mit dem neuen Nationalpark eine "Käseglocke" über ihre Talschaften gelegt würde. Das Gegenteil ist der Fall und die grosse Chance, die sich mit einem neuen Nationalpark für die Randregionen des Locarnese eröffnen, muss deutlich kommuniziert werden.
Wir haben es in den anderen Nationalpärken in den Alpen gesehen: Chancen liegen nicht nur in neuen Angeboten für den naturnahen Tourismus, sondern auch in der Stärkung der Gesellschaft in diesen Tälern, ihrer Kultur, ihrer Landwirtschaft und ihres Gewerbes. Wenn wir heute von der notwendigen Solidarität zwischen Unterland und Berggebiet sprechen, so sollte diese in beide Richtungen gehen. Der Bund muss Gebieten wie den Talschaften des Locarnese auch in Zukunft stark unter die Arme greifen. Aber gleichzeitig braucht es die Bereitschaft der Bevölkerung dieser Gebiete, die Schaffung eines zweiten Nationalparks als ein Vorhaben von nationaler Bedeutung konstruktiv und zukunftsgerichtet zu unterstützen. Sollte diese Solidarität zwischen Stadt und Land künftig nicht mehr spielen, sehe ich ziemlich schwarz für die Zukunft unseres Landes.  

Naturfreund Dominik SiegristDominik Siegrist leitet das Institut für Landschaft und Freiraum an der Hochschule für Technik Rapperswil. Von 2004 bis 2014 war er Präsident der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA. Er ist Mitinitiant von whatsalp Wien – Nice 2017 und war bereits 1992 an der Alpendurchquerung TransALPedes dabei.