Nautilus Schweiz unzufrieden mit Flusskreuzfahrt Branche
Der Boom der Schweizer Flusskreuzfahrt ist ungebrochen. Die Schweizer Flotte ist längst die grösste in Europa mit bald 10’000 Beschäftigten. Doch leider geht dieser Boom nach wie vor oftmals an den Beschäftigten vorbei. Bei der Gewerkschaft Nautilus gehen regelmässig Klagen ein über überlange, unentschädigte Arbeitszeiten, niedrige Löhne oder Verletzungen von Arbeitnehmerrechten. Dabei, so Nautilus, handle es sich keineswegs nur um Einzelfälle.
SRF hat dazu auch den Reedereibesitzer Willem de Zeeuw befragt, der dieser Darstellung widerspricht: "Wir erbringen eine Dienstleistung und sind auf motiviertes Personal angewiesen. Würden wir unsere Leute schlecht behandeln, wären diese sofort demotiviert und die Kunden unzufrieden."
Nautilus führte im vergangenen Jahr Gespräche mit dem Ziel, verbindliche Vereinbarungen über Arbeitsstandards ab 2020 zu schliessen. Der Gewerkschaft sei sehr daran gelegen, zusammen mit den Firmen den Ruf einer zukunftsträchtigen Branche mit zu entwickeln, mit guten Arbeitsplätzen, die mittelfristig auch für westeuropäische Arbeitskräfte attraktiv sein werden und nicht wie derzeit in der Regel nur für Menschen aus Osteuropa sowie aus sogenannten Drittstaaten (z. B. Asien). Doch leider sei dieser Schwung je mehr verblasst, je konkreter es werden sollte. So hätten die Firmen die Gespräche mit vagen Einlassungen einschlafen lassen oder sich einfach nicht mehr gemeldet.
Schlechte Arbeitsbedingungen sind im Transportsektor notorisch. Eine einjährige Kampagne für bessere Arbeitsbedingungen im Verkehrssektor erreichte ihren Höhepunkt am 27. März. 5’000 ArbeitnehmerInnen aus verschiedenen Ländern und Verkehrsbereichen zogen durch die Strassen Brüssels hielten eine Kundgebung vor der Europäischen Kommission ab. Die Demo folgte auf mehr als 100 Proteste und Veranstaltungen in 20 Ländern Europas.
Arbeitsbedingungen im Transportsektor – ein aktuelles Thema
Chaos bei Ryanair. Kämpfe um Uber. Missbrauchsskandale beim Trucking. Automatisierung in Häfen und auf Schiffen. Privatisierung von Schienenverkehrsdiensten. Belästigung in den Lagerhallen. Menschenhandel auf Flusskreuzfahrten. Enttäuschung über die "Soziale Säule" der EU und Pattsituation bei den Reformen des EU-Mobilitätspakets.
Zu Lande, zu Wasser und in der Luft arbeiten mehr als 10 Millionen EuropäerInnen im Verkehr. Sie bieten lebenswichtige Dienstleistungen, doch ihre Arbeitsrechte werden attackiert. "Die Arbeitgeber versuchen, ArbeitnehmerInnen aus verschiedenen Ländern und Berufen zu trennen, um die Löhne und Bedingungen zu senken. Die meisten nationalen Regierungen verschliessen die Augen, und die EU tut zu wenig, um die TransportarbeiterInnen vor diesem Sozialdumping und dieser Ausbeutung zu schützen", sagt Frank Moreels, Präsident der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF). "Die Folge sind Arbeitsplatzverluste, gefährliche Beschäftigungsbedingungen, ungerechte Bezahlung und prekäre Verträge. Es ist in ganz Europa die gleiche Geschichte, und sie schafft einen fruchtbaren Boden für politische Ressentiments und Populismus. Jetzt senden wir eine starke Botschaft, dass Europa es besser machen muss!"
Das Manifest
Im Hinblick auf die EU-Wahlen fordern die Transportgewerkschaften verschiedener Länder, die Vision für einen fairen Verkehr umzusetzen. In einem Manifest haben sie ihre Vorschläge festgehalten, darunter:
- Ein sozialeres Europa mit fairen, gut durchgesetzten Regeln und einem starken Recht aufm Tarifverhandlungen
- Zugang zu zuverlässigen, erschwinglichen öffentlichen Verkehrsmitteln für jeden Bürger
- Massnahmen gegen geschlechtsspezifische Gewalt am Arbeitsplatz
- Ein humaner Ansatz für die Automatisierung im Transportwesen