Navajo Nation lehnt Gondelbahn- und Hotel-Grossprojekt im Grand Canyon ab
Für die Navajo Nation ist wirtschaftliche Entwicklung dringend. Die Armut im Reservat gleicht derjenigen in einem Land der Dritten Welt. Über die Hälfte der rund 269.000 Einwohner lebt unterhalb der Armutsgrenze. Das durchschnittliche Jahreseinkommen liegt bei knapp 11.885 US-Dollar pro Kopf, rund ein Drittel von dem der übrigen USA. Die Arbeitslosenrate beträgt rund 40 Prozent. Die nicht erneuerbaren natürlichen Ressourcen wie Kohle und Gas schwinden und damit auch die Einkommen für die Kassen der Navajo Regierung.
Die Navajos haben eine eigene Regierung mit Exekutive, Legislative und Justiz, sowie eine eigene Polizei. In einer Sondersitzung im Oktober 2017 stimmte der Stammesrat der Navajo Nation stimmte mit 16 zu 2 Stimmen gegen das Multimillionen-Dollar-Projekt einer Gondelbahn, die zahlende BesucherInnen zu einer Uferpromenade im Grand Canyon bringen sollte. Einmal mehr hat der Stammesrat der Navajo damit Erhalt von Umwelt und Kultur den Vorrang über ein touristisches Grossprojekt gegeben, bei dem viele Arbeitsplätze versprochen worden waren.
Steuergelder werden woanders dringender gebraucht
Der Vorschlag war von den Gesetzgebern des grössten Indianerreservates des Landes schon vor der langen Debatte eher kühl aufgenommen worden. Das Reservat, das an den Grand-Canyon-Nationalpark angrenzt, sollte auf einer Fläche von 420 Hektar entwickelt werden. Das hätte erst einmal viel gekostet: 65 Millionen US Dollar hätten aus Steuergeldern der Navajo für Strassen, Wasser- und Stromleitungen sowie Kommunikation investiert werden müssen. Einige fürchteten, eine solche Entwicklung führe zu höheren öffentlichen Sicherheitsanforderungen, während andere anmahnten, dass Infrastrukturverbesserungen in den abgelegenen Gegenden anstehen.
Kern des Vorschlags unter dem Namen Grand Canyon Escalade, ist eine 2,6 Kilometer-Gondelbahn, die knapp einen Kilometer in den Canyon fällt und die Besucher von Krete zu Fluss in etwa 10 Minuten bringt. Phase 1 des 230 Millionen US-Dollar-Projekts wäre die Erstellung kommerzieller und Einzelhandelsflächen gewesen, ein Navajo Discovery Center, ein Multimedia-Komplex, eine Kläranlage, ein Flusslauf und ein Verwaltungsgebäude. Später wären Hotels, ein Wohnmobilstellplatz und ein Gemischtwarenladen dazugekommen.
Das Projekt hätte andere Entwicklungen innerhalb eines Radius von 15 Meilen und entlang der Zufahrtsstrassen verhindert. Vor der Abstimmung hatten Familien, die Weide- und Grundstücksverträge hatten, bei den Abgeordneten gegen das Projekt lobbyiert. Sie mahnten, das Gebiet sei heilig und die geplante Entwicklung würde die Landschaft zerstören, wo der Colorado River auf das blaugrüne Wasser des Little Colorado River trifft.
Heilige Stätte verteidigen
Nach der Abstimmung stiessen die Kritiker des Projekts vor der Ratskammer laute Jubelrufe aus. "Sie haben uns gehört", sagte Aktivistin Renae Yellowhorse über die Ratsmitglieder. "Wir mussten dort präsent sein, um sie wissen zu lassen, dass wir nicht weggehen werden. Wir werden immer hier sein, um unsere Mutter zu verteidigen und unsere heiligen Stätten zu verteidigen."
Auch Umweltschützer und Outdoor-Enthusiasten wehrten sich gegen das Projekt. Der Schauspieler Robert Redford, Initiant des Sundance-Filmfestivals in Utah, warb über ein Video und eine Online Petition mit Tausenden von Unterschriften gegen das Projekt.
Doch die Frage der wirtschaftlichen Entwicklung bleibt eine offene: 2018 ist ein Stammeswahljahr und das Jahr vor der Schliessung eines Kohlekraftwerks und einer Versorgungsmine, die Tausenden von Navajos eine Arbeitsstelle geboten hatte.
Fraglich ist auch, ob der Entscheid der Navajo Bestand hat: Am 4. Dezember 2017 ordnete Präsident Donald Trump an, die Schutzfläche des grössten nationalen Naturmonuments Grand Escalante nahezu zu halbieren und es in drei nur teilweise zusammenhängende Teile (units) aufzulösen. Als Begründung gab er an, die ursprüngliche Grenzziehung hätte nicht den Anforderungen der gesetzlichen Grundlage entsprochen sei und wesentlich zu gross. Die Berechtigung zur Verkleinerung eines National Monuments durch einen Erlass des Präsidenten ist umstritten und wird gerichtlich geklärt werden.