Basel, 27.09.2011, akte/ Während kambodschanische Regierungsbeamte darüber nachdenken, was man denn unter "intelligentem" Tourismus nach Angkor überhaupt verstehen könnte, tauchen Berichte über ein Mega-Resort von Schwindel erregendem Ausmass auf, das in der Nähe des weltberühmten Tempelkomplexes erstellt werden soll.
Bei den Reisenden ist Kambodscha vor allem wegen des sagenhaften Angkor Wat mit seinen unzähligen wunderschönen Tempeln bekannt. Irgendwann in den nächsten zwanzig Jahren könnte Kambodscha für die "Angkor Hügel" bekannt werden.
Das Projekt ist das neuste Kind des kambodschanischen Geschäftsmanns Okhna Soth Sambath. Der umgängliche Mann hat den Ruf, enge Verbindungen mit den Spitzen der kambodschanischen Politik zu pflegen, was die offizielle Unterstützung der Regierung für dieses neue Projekt zu erklärt.
Man stelle sich ungefähr in der Mitte zwischen Thailand und Siem Reap ein riesiges Stück Land von zunächst einmal 361 Hektaren vor. Das künftige Touristenresort wäre etwa 30 Kilometer von den Tempeln von Angkor und etwa 100 Kilometer von der thailändischen Grenze Poipet/Sisophon entfernt gelegen. Dazu bräuchte es eine Autobahn, welche beide Gebiete miteinander verbindet und damit das Resort für BesucherInnen gut zugänglich macht.
Weiter stelle man sich dutzende moderner Gebäude vor, den Stupas, Chedis, Flachreliefs und Umrissen der Tempelanlage nachempfunden, umgeben von Reisfeldern und Wäldern. Das ist Angkor Hills City, ein gigantisches modernes Resort, das mitten im offenen Feld gebaut werden soll, umgeben von geschwungenen Grünanlagen. Das Projekt wurde im Juli 2010 offiziell lanciert und stösst gemäss Soth Sambath bei Investoren in China, Katar, Macao, Saudiarabien und den Vereinigten Arabische Emiraten auf grosses Interesse. Tatsächlich wurde das Gebiet bereits erschlossen, von der Agostine & Raphael-Gruppe, einer Internationalen Entwicklungs- und Beratungsfirma mit Sitz in Dubai.
Ein Projekt nach dem Geschmack vieler Investoren
Das ist kein Zufall. Angkor Hills City soll ganz offensichtlich mit den grössenwahnsinnigen Projekten in Dubai mithalten können. In der Kunststadt sollen in der Endphase der Realisierung ein riesiges Konferenzzentrum sowie Residenzen und Anlagen mit Eigentumswohnungen, ein Dutzend Luxushotels, ein Shoppingcenter, eine Golfanlage, ein Wellness-Center und ein Meditationszentrum gebaut werden. Ausserdem eine Reihe von privaten Villen. So soll beispielswese das Buddha Hotel mit Wellnessbereich entstehen, ein Fünfstern-Anwesen in der Form des Bayon-Tempels mit seinen grossen Köpfen. Das Heritage Hotel wird der ummauerten Stadt, umgeben mit Wasserfällen und Kanälen, nachempfunden. Es wird aussehen wie eine Mischung aus Disneyland und Las Vegas – made in Kambodscha.
"Wir werden mit dem Konferenzzentrum und zwei oder drei Hotels anfangen. Aber bis zum Schluss wird es eine Stadt mit bis zu 20’000 BewohnerInnen, die als Touristenmagnet der gesamten Region wirkt, inklusive dem angrenzenden Thailand", erklärte Soth Sambath. Natürlich beteuerte Sambath auch, dass die neue Anlage sich streng an Umweltstandards halten werde. Die Realisierungszeit für das Projekt veranschlagt Sambath auf fünf bis acht Jahre, der Spatenstich soll schon vor Ende dieses Jahres erfolgen.
Wenig wahrscheinlich, dass diese Art von Tourismusprojekt Armut lindern wird
Wird diese Investition helfen, die Armut zu lindern, und der verarmten Region wirtschaftliche Vorteile bringen? Ist eine Ferienstadt à la Las Vegas wirklich das, was das Königreich für seine Entwicklung braucht? "Unverfroren, wer so etwas fragt", meinen die einen, "irrelevant" finden die anderen. In dem Land, das 2009 ein Pro-Kopf-Bruttoinlandprodukt von 800 Dollar erwirtschaftete, ist es wahrscheinlich, dass Angkor Hills City eine sichtbare Grenze ziehen wird zwischen Verlumpten und Betuchten.
Quellen: South East Asia Tourism Monitor, Juni/Juli 2011, eTurboNews 22.05.2011