…nur will es in der Praxis noch nicht so recht gelingen. Das zeigt die Auswertung der vom GfS-Forschungsinstitut durchgeführten repräsentativen Befragung, die das Forschungsinstut für Freizeit und Tourismus (FIF) der Universität Bern im Auftrag der Hans Imholz-Stiftung und des „Switzerland Travel Writer & Tourism Journalists Club“ (STW) Ende März 2001 vor-gelegt hat: Für 57 Prozent der Befragten spielt die Umwelt eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit ihren Ferien, 78 Prozent davon bekräftigten, dass sie sich auch entsprechend verhal-ten. 74 Prozent von ihnen erklärten sich bereit, für Umweltschutz einen höheren Preis in Kauf zu nehmen, immerhin noch mehr als die Hälfte würden auf Komfort verzichten.
Gegenüber einer ähnlichen Marktstudie vor vier Jahren (vgl. akte-Kuna 2/96) wird deutlich: Das Potenzial bei der Schweizer Reisekundschaft, das für einen umweltgerechten Urlaub mehr zu bezahlen bereit ist, wächst. Jetzt braucht es dringend ein entsprechendes, attraktives und transparent deklariertes Angebot, damit die sensibilisierte Kundschaft ihre Absicht in Tat umsetzen kann! Und dazu sind explizit die Reiseveranstalter gefordert. Denn mit der Umsetzung der guten Vorhaben hapert’s beim Schweizer Reisevolk: So gaben bei der neuen Umfrage des FIF nur etwa ein Drittel der Befragten an, dass Umweltaspekte eine gewisse Rolle bei der Gestaltung ihrer letzten Hauptferienreise gespielt hätten; dabei schaute man auf die Wahl der Verkehrsmittel oder des Zielgebietes. Beachtliche 7 Prozent der Befragten hatten aus Umweltgründen sogar auf eine Überseereise verzichtet. Doch für über 60 Prozent der Ferienreisenden spielt die Umwelt trotz aller „Umweltsensibilisierung“ bei der konkreten Ferienwahl keine Rolle. Leider erfährt man aus dieser Umfrage nicht, was diese Reisewilligen denn genau brauchen würden, um ihrer Sorge um die Umwelt auch in den Ferien Rechnung zu tragen. Hingegen zeigt die Umfrage, dass umweltverträglicheres Reisen innerhalb der Schweiz am ehesten angestrebt wird; je weiter aber die Reise geht, desto weniger spielt offenbar die Umwelt eine Rolle. Besser betuchte Bevölkerungsschichten mit höherer Schulbildung unternehmen überproportional viele Fernreisen –  diese Erkenntnis ist nicht neu, die Frage deshalb nicht weniger dringlich, was sie denn eigentlich mit ihrem Wissen anfangen. Die Kluft zwischen Wissen und Verhalten scheint abgrundtief. Und hier sind nicht nur die FerienmacherInnen gefordert, verträgliche Angebote über die Schweiz oder den Mittelmeerraum hinaus überzeugend auf den Markt zu bringen. Notwendig sind zudem eingängigere, auf die Bedürfnisse der sensibilisierten Reisekundschaft zugeschnittene Informationen, welche die Zusammenhänge beispielsweise zwischen Flugreisen und der drastischen Verschlechterung des globalen Klimas mit seinen vielfältigen Folgen klar vor Augen führen. Klar heisst hier, den Bezug zwischen dem eigenen Verhalten und den Folgen herstellen. Und Alternativen aufzeigen. Verantwortung für diese Aufklärungsarbeit liegt auch bei den ReisejournalistInnen, die ihre Berichterstattung noch allzu oft als PR für die Sponsoren ihrer Reisen ausrichten. Hier könnte bestimmt der STW, der die wichtige neue Studie mit in Auftrag gegeben hat, Impulse setzen. Und auch wir fühlen uns gefordert, mehr noch: ermutigt, einmal mehr an geeigneter Stelle vorzusprechen, dass die dringend notwendige, kundengerecht zugeschnittene Informa-tion über Ferienreisen nicht allein von gelegentlichen Auftragsarbeiten von universitären Instituten und den zwei Teilzeitstellen des Arbeitskreises Tourismus & Entwicklung, auf den in diesem Zusammenhang so gern verwiesen wird, aufbereitet werden kann. Überrascht an der neuen Studie hat uns, dass 95 Prozent der befragten Ferienreisenden – das heisst fast alle – dem Respekt vor den Lebensweisen und Traditionen der Einheimischen am meisten Bedeutung zumessen, erst an zweiter Stelle gefolgt von 93 Prozent der Befragten, die (auch) eine intakte Umwelt für ihre Ferienzufriedenheit als wichtig erachten. Das ist für uns ein klarer Hinweis darauf, dass die soziale bzw. sozio-kulturelle Dimension der Nachhaltigkeit in die Informationsarbeit zu verträglicheren Ferien einbezogen werden muss. Technische Daten zur Wasserqualität sind schlecht merkbar; wie es aber den Menschen in unseren Feriengebieten geht, wenn sie kein Wasser für ihren Haushalt und ihre Felder mehr haben, wenn ihr Acker zum Golfplatz wird und sie zum Caddy auf dem Golfplatz – das leuchtet ein. Deshalb: Wir bleiben dran! Und Sie?

Christine Plüss

Quellen: Tourismus und Umweltverhalten, Befragung zum Reiseverhalten 2000, H.R. Müller und A. Landes, Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF), Hans Imholz-Stiftung, Switzerland Travel Writers & Tourism Journalists Club Zürich (STW), Bern März 2000; Diskussion am Fachforum „Tourismus und Umweltverhalten“ der Hans Imholz-Stiftung und des STW vom 20.3.2001

Die Studie kostet SFr. 20.- und ist zu beziehen bei: FIF, Engehaldenstr. 4, 3012 Bern, Tel. +41 (0)31 631 37 11, Fax +41 (0)31 631 34 15, eMail: fif@fif.unibe.ch