Neuer Tourismusplan für Koh Chang, Thailand: «Nachhaltiger Ökotourismus» gefährdet Artenvielfalt
Wissenschaftler warnen davor, dass der Tourismusentwicklungsplan (vgl. akte-Kuna 2/2002) für die thailändische Insel Koh Chang die reiche biologische Vielfalt gefährden und tiefgehende ökologische Schäden hinterlassen werde. 85 Prozent der Insel steht unter Naturschutz. Der Tourismusplan wurde im vergangenen November lanciert. Er ist eine von Premierminister Thaksin Shinawatra initiierte Massnahme, um Koh Chang in ein „zweites Phuket“, in „eine Weltklasse-Touristendestination“ zu verwandeln.
Das Leben auf Koh Chang erinnert mit seinen Sandstränden, dem sauberen Meerwasser und den 50 beinahe unberührten Nachbarinseln an Koh Samui vor 20 Jahren. Das soll sich jetzt ändern. Die jährliche Zahl Touristen soll bis in 20 Jahren auf 800’000 verdoppelt, die bisherigen Rucksacktouristen sollen durch reiche Reisende ersetzt werden. Das Tourismusent-wicklungs-Komitee von Koh Chang hat 12,5 Millionen US-Dollar bewilligt, um die örtliche Infrastruktur auszubauen, insbesondere mit einem Flughafen, aber auch mit Casinos.
Obwohl Thailand jährlich rund 10 Millionen Besucher anlockt, so argumentieren thailändische Tourismusverantwortliche, verbringen sie nur wenig Zeit dort und lassen entsprechend wenig Geld im Land. Dieser „Falle von billigen Preisen und profitlosem Wachstum“ wollen die Behörden auf Koh Chang mit dem Entwicklungsplan begegnen, der gezielt reichere Besucher anlocken soll. Die Behörden hätten dabei die Meinungen und Informationen von BiologInnen und UmweltexpertInnen nicht zur Kenntnis genommen, kritisiert Chaweewan Hutachareon, Leiterin der Waldforschungsabteilung des Forstwirtschaftsdepartements. Diese betonen, dass die über 1’500 zum Teil sehr raren Spezies durch die Touristenentwicklung stark bedroht seien. Dem widerspricht Plodprasop Suraswadee, Sekretär des Ministeriums für natürliche Ressourcen und Entwicklung und gleichzeitig Mitglied des Tourismusentwick-lungs-Komitees von Koh Chang. Die biologischen Ressourcen der zweitgrössten Insel Thailands seien gut geschützt, denn die Regierung fokussiere auf Ökotourismus.
Nichtsdestotrotz werden Schneisen in den Regenwald gehauen, Ressorts in Mangroven und an Steilhänge gesetzt sowie Strände und Lagunen ausgebaggert. Landpreise schnellten unter dem Andrang der Spekulanten in die Höhe. Die Provincial Waterworks Authority (PWA) warnt schon jetzt vor Wasserknappheit aufgrund touristischer Verschwendung. Den Protesten der lokalen Bevölkerung, die jetzt mit einem vielfältigen Angebot am Tourismus beteiligt ist, schenkt die Regierung kein Gehör. Vielmehr versucht sie, die Bedürfnisse der reichen Touristen zu befriedigen: Klimatisierte Räume, Minibars, Golfplätze und Casinos. Mittlerweile hat der Gouverneur der Trat-Provinz, zu der Koh Chang gehört, Kontakte zum südafrikanischen Casinobetreiber „Sun City“ bestätigt. Dieser, wie auch amerikanische Konzerne, prüfen die Möglichkeit einer Investition in Koh Chang. /na
Quellen: Bangkok Post 13.4.2003; New Frontiers (http://www.twnside.org.sg) 2002 Nr. 2, 3 u. 4, 2003 Nr. 1; Schweizer Touristik 19/2002; Informationen von Anita Pleumarom, Bangkok