Neuorientierung in Kenyas Tourismus?
Seit Herbst 2000 ist die Zahl der TouristInnen in den Küstenregionen Kenyas und im Nationalpark Lake Nakuru markant gestiegen. Ursache ist vor allem die wachsende Zahl einheimischer TouristInnen, die in einigen der über die Festtage ausgebuchten Küstenhotels bis zu 80 Prozent der Gäste ausmachten. Die Zukunft gehört dem Binnentourismus, ist Robert Kinyua, Vorsitzender der „North Coast Kenya Association of Hotelkeepers and Caterers“, überzeugt. Der Einbruch der kenyanischen Tourismusindustrie, der durch gewalttätige politische Zusammenstösse 1997 ausgelöst worden sei und zu zahlreichen Hotelschliessungen und Entlassungen geführt habe, hätte viele Tourismusverantwortliche gelehrt, sich nicht zu stark auf die Märkte in Übersee zu verlassen. Viele Hotels – so Kinyua – seien heute vom lokalen Markt abhängig. Künftig gälte es, den eigenen Landsleuten erschwingliche Reisepakete anzubieten und die Landverkehrswege zu verbessern.
Kenyas Wirtschaftswachstum ist seit mehreren Jahren rückläufig und die Regierung immer mehr von Weltbank, IWF und bilateraler Hilfe abhängig. 1999 gingen zwanzig Prozent aller Exporterlöse auf das Konto des Tourismus; gleichzeitig wurden vierzehn Prozent aller Importe für den Tourismus getätigt. Seit 1994 ist die Zahl der Übernachtungen europäischer TouristInnen stark schwankend und tendenziell abnehmend. Den Nachfrageeinbruch erklären Veranstalter vor allem mit der politischen Instabilität, der steigenden Kriminalität und den Überfällen auf TouristInnen in den Nationalparks Kenyas. Dazu kamen neue attraktive Tourismusdestinationen im südlichen Afrika.
Inzwischen ist einiges unternommen worden, um die Sicherheit der TouristInnen und das Image von Kenya zu verbessern. Die Ende der neunziger Jahre gegründete „Kenya Tourist Federation“ hat ein Büro für Sicherheit und Kommunikation eröffnet, das rund um die Uhr geöffnet ist. Zudem wurde die Visa-Pflicht für BürgerInnen traditioneller Entsendeländer Europas 1999 aufgehoben. Dennoch lassen immer mehr Fluggesellschaften Nairobi links liegen, titelte die kenyanische Monatszeitschrift „The Analyst“ im Januar 2000. Drei Airlines – darunter die Lufthansa – hätten ihre Passagierflüge nach Nairobi 1999 eingestellt; immer mehr Flüge führten direkt nach Kampala und Dar-es-Salaam. Rashid Ali, stellvertretender Sekretär des Ministeriums für Handel, Industrie und Tourismus, gab im September 2000 bekannt, dass sich Kenyas Tourismus aus seiner einseitigen Ausrichtung auf Strände und Tierwelt lösen müsse. Künftig sollen verstärkt historische Stätten, kulturelle Attraktionen und topografisch interessante Gebiete vermarktet werden, um mehr Reisende in lokale Touristenklasse-Hotels zu bringen. Zudem gälte es, den Standard der kenyanischen Tourismusindustrie zu verbessern. Sowohl die Infrastruktur generell als auch die Attraktivität der wichtigsten Nationalparks und Reservate hat sich in den neunziger Jahren stark verschlechtert. In der Folge sind immer mehr private „Wildtier-Ranches“ für gut betuchte Reisende entstanden, von denen die lokalen Gemeinschaften und Kenyas Staatshaushalt wenig profitieren. Viele der meist weissen Ranch-BesitzerInnen sind Mitglied der „Ecotourism Society of Kenya“. Diese will mit Unterstützung des „Kenya Tourism Board“ ein „Eco-Performance-Rating“ erarbeiten, das touristische Anbieter danach beurteilt, wie umweltfreundlich sie operieren und wieviel Rücksicht sie dabei auf die Bedürfnisse der Lokalbevölkerung nehmen. /frei
Quellen: The Nation, 29.9., 27.12. , 28.12.2000; The East African, 16.10.2000, 4.1.2001; The Analyst, Jan. , April 2000; Associated Press, 27.2.2000; Contours, März 1999; Fischer Almanach 2000