Der Autor und Zeichner Neyestani gerät durch eine Bagatelle in die Fänge des Geheimdienstes: Er hat einer Kakerlake ein Wort in den Mund gelegt, das auf Persisch etwa "Wie bitte?" heisst. Die aserbaidschanische Minderheit im Iran, die sich von der Teheraner Regierung vernachlässigt fühlt, ist durch diesen Cartoon beleidigt. Es gibt Proteste, die zu Krawallen führen. Offensichtlich galt die Zeichnung als willkommener Aufhänger für aserbaidschanische Fundamentalisten. Der Karikaturist wird der Aufwiegelung beschuldigt und inhaftiert. Ein Monat Untersuchungshaft reicht nicht, die Odyssee durch die iranischen Gefängnisse geht weiter. In 16 Kapiteln beschreibt der Zeichner die Gräuel, die er in engen Einzelzellen erlebt, die Ängste, die er aussteht, und die Unsicherheiten, die auch seine Frau durchstehen muss. Einen Hafturlaub nutzen die beiden, um zu fliehen – über Dubai in die Türkei nach China und Malaysia, von wo aus sie lange vergeblich um Asyl in verschiedenen Ländern bitten.
Die Zeichnungen und Überlegungen von Neyestani führen ins Zentrum einer Verfolgungs- und Fluchtgeschichte und lassen einen die einzelnen Stationen dieses Albtraums, die der Autor immer wieder reflektiert, miterleben. Ein Buch, das auch formal und künstlerisch sehr überzeugt.
Mana Neyestani: Ein iranischer Albtraum. Aus dem Französischen von Marin Aeschbach und Wolfgang Bortlik. 200 Seiten, Edition Moderne, Zürich, 2013, CHF 33.90 Euro 24,00, ISBN 978-3-03731-106-6