21,2 Milliarden Schweizer Franken: So viel will der Bund in den nächsten vier Jahren für Bildung, Forschung und Innovation (BFI) ausgeben. Die Gelder fliessen in die Berufsbildung, den ETH-Bereich, die Fachhochschulen, die Universitäten und den Nationalfonds. Damit soll gelehrt und geforscht werden, was in der Schweiz einst Zukunft sein wird. Nur für eine nachhaltige Entwicklung – also für die Lebensgrundlagen der Zukunft – ist kein eigener Posten vorgesehen (z.B. für die Raumfahrt aber schon)
Dies obwohl die nachhaltige Entwicklung in der Bundesverfassung (Art. 2 und 73) verankert ist. Auch hat der Bundesrat in seiner Strategie «Nachhaltige Entwicklung» Bildung als Element sowie die 2000-Watt-Gesellschaft als Vision aufgeführt und die uNO-Dekade «Bildung für nachhaltige Entwicklung 2005 bis 2014» unterschrieben: Trotzdem soll kein Rappen zweckgebunden in eine «Bildung für nachhaltige Entwicklung» fliessen. Weder findet sich ein Aktionsprogramm für Nachhaltigkeit noch die 2000-Watt-Gesellschaft als Klimaschutzvision in der bundesrätlichen BFI-Botschaft. Die NGO-Bildungskoalition versucht das zu ändern und hat ebendiese Anliegen zur Aufnahme vorgeschlagen. Der Ball liegt beim Parlament, das bis Ende Jahr den Grosskredit verabschieden wird. Der Erfolg der Koalition ist freilich ziemlich unsicher.
Gesichert dagegen sind unter anderen folgende Erfolge.

  • Ins Berufsbildungsgesetz 2002 wurde ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit als Aufgabe der Berufsbildung aufgenommen (Art. 15, Abs.c).
  • Auf dieser Grundlage konnte bei den Reformen einiger Berufe Einfluss genommen werden: Die Elektrobranche, der Detailhandel, der Fleischfachverband, der Kaufmännische Verband und sogar der Fahrlehrerverband haben verbindliche Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Berufsbilder integriert. So versteht beispielweise ein Verkäufer die Bedeutung der Nachhalitkeitslabels und eine Elektrikerin weiss über Stromeffizienz Bescheid – weil das nun in ihren jeweiligen Lehrplänen steht. Und zur KV-Ausbildung gehört neu, dass "…betriebliche Umweltschutzmassnahmen (…) angewendet und Verbresserungen erkannt" werden.
  • Alle Fachhochschulen müssen von nun an ein Nachhaltigkeitsmanagement betreiben und Rechenschaft über Nachhaltigkeit in Studiengängen, Forschung und Dienstleistungen abelgen. Dies, weil solche Vorgaben in die Akkreditierungsrichtlinien und Nachhaltigkeitskriterien in Fachhochschulgesetz aufgenommen wurden.

Wozu Bildungs-Lobbying?
Jedes einzelne Schul- und Jugendprojekt zu Umwelt, Entwicklung, Menschenrechten, Frieden etc. ist wertvoll und wichtig. Fast alle gehen indes auf die Initiative einzelner Lehrkräfte zurück. Es muss aber darum gehen, dass solche Projekte und Arbeiten nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind; dass sie gewissermassen zur Unterrichts-Plficht werden, zur Pflkicht auf Zukunft. Einzelne Projekt-Pflänzchen zu hegen und zu pflegen ist gut. Den bildungsgesetzlichen Boden ganz allgemein fruchtbar zu machen, besser. Die Nachhaltigkeitsdebatte im Bildungswesen hat erst begonnen, angeheizt durch die Klimaerwärmung. Handlungsfelder sind die Harmonisierung der Volksschul-Lehrpläne (HarmoS), das neue Hochschulrahmen-Gesetz, die Reform der Technologieförderung und der oben erwähnte Einatz der BFI-Milliarden. Es ist Zeit, dass aus Papier Handlung wird.

Die Bildungscharta der NGOs
Die Initiative, eine NGO-Charta «Bildung für eine nachhaltige Entwicklung» zu verfassen, geht auf das Jahr 2001 und die Idee von Greenpeace und WWF zurück. Im Oktober 2002 wurde sie von 5 Umweltverbänden, 5 Hilfswerken und dem Jugend-Dachverband unterzeichnet. Die Charta wurde im Hinblick auf die UNO-Dekade «Bildung für eine nachhaltige Entwicklung 205-2014» erarbeitet und weist in eine zukunftsfähige Schweiz, in der die Lebensgrundlagen künftiger Generationen von den heutigen nicht zerstört werden.
Unter Federführung des Bildungszentrums WWF haben in wechselnder Besetzung in der Bildungskoalition mitgearbeitet: arbeitskreis tourismus & entwicklung (akte), Brot für Alle, Equiterre, Erklärung von Bern, Greenpeace, Helvetas, Pro Juventute, Pro Natura, Sanu, Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SAJV), Swissaid, Terres des Hommes, Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) und Verkehrsclub der Schweiz (VCS) . Noch ist nicht gelungen, eine Hilfswerkvertretung kontinuierlich einzubinden.