Nicolas Bouvier: Blätter von unterwegs
„Eine Reise braucht keine Beweggründe. Sie beweist sehr rasch, dass sie sich selbst genug ist. Man glaubt, dass man eine Reise machen wird, doch bald stellt sich heraus, dass die Reise einen macht – oder kaputt macht“, schreibt Bouvier im Vorwort zu seinem ersten Buch „Die Erfahrung der Welt“. Diese Erzählung einer epischen, fast zweijährigen Reise in den fünfziger Jahren, die via Balkan, Türkei und Iran nach Afghanistan führte, machte den Genfer Schriftsteller und Fotograf Nicolas Bouvier zum Kultautor einer ganzen Generation von Reisenden und Reiseschriftstellern. Nun beglückt uns der Basler Lenos Verlag mit drei weiteren Reiseerzählungen von Bouvier, trefflich übersetzt aus dem unverkennbaren, oft tiefgründig-vieldeutigen Französisch Bouviers von Regula Renschler, der Journalistin und Entwicklungsexpertin, die vor 25 Jahren den Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung aus der Taufe gehoben hat. In „Blättern von unterwegs“ erfährt Bouvier die irischen Aran-Inseln, Tschedschu im Süden Koreas und das chinesische Sian, vielmehr da die Begegnung mit dem aussergewöhnlichen Monsieur X, der als Fremdenführer eine Reisegruppe durch Sian führt. Bouvier beschönigt nie, dass seine Art von Reisen – oft auf sich gestellt und mit wenig Geld – auch aufreibend und beschwerlich sind. Doch sein Blick auf Landschaften und Gegebenheiten, seine Begegnung mit Menschen und seine Kunst, diese Offenheit uns zu vermitteln – sie eröffnen uns eine ganze Welt. Das macht enorm Lust, diese Art von Reisen, „die sich selbst genug ist“, wieder zu entdecken.
Lenos Verlag Basel 2003, 176 Seiten, SFr. 34.- , ISBN 3-85787-346-9