Nördlich von Natal: Bald Schluss mit der Idylle?
Die Geschichte des Leonardo Heydmann, einem jungen Historiker und ehemaligen Regierungsberater in Brasilia, der heute in seinem Geburtsort Natal lebt, liest sich ähnlich wie diejenige des Schweizers Rene Schärer. Heydmann kaufte noch als Jugendlicher nördlich von Natal ein grösseres Grundstück an der Küste, das Immobilienspek‑ulanten später für ein grosses Investitionsprojekt erwerben wollten. Und dabei war ihnen jedes Mittel recht: Heydmann sah sich zeitweise gezwungen, vor den mit Gewalt drohenden Schergen der Spekulanten unterzutauchen. Jetzt, nachdem die Bundesstrasse BR 117 kurz vor ihrer Fertigstellung steht, wird im Norden des brasiliansichen Tellstaates Rio Grande do Norte der grosse Bauboom ausbrechen. Mit Mitteln der regionalen Entwicklungsbank versucht die Staatsregierung, Investoren in grossem Stil anzulocken. An den nur noch wenige Kilometer von der modernen Bundesstrasse entfernten Küstenstreifen sind grosse Tourismuskomplexe geplant, und der Wert von Heydmanns leerstehendem Grundstück ist dadurch rapide angestiegen. Der junge Historiker möchte aber – im Gegensatz zu den andern Projekten – gänzlich auf Grossspurigkeiten verzichten und seine Vision eines sanften Tourismus trotz aller Hindernisse realisieren. Er plant, schrittweise ein Projekt zu verwirklichen, das den Gästen das Leben in und am Meer näher bringt und dabei ausschliesslich auf lokale Ressourcen und Alternativenergien (Wind und Sonne) zurückgreift. In einem kleinen Pilotprojekt an einer Lagune konnte Heydmann seit Beginn dieses Jahres bereits erste, positive Erfahrungen sammeln: Bungalows aus lokalen Baustoffen, sauberes Wasser und einfache Kanus vermögen offenbar auch die an mehr Luxus gewohnten brasilianischen TouristInnen zu entzücken. Was dem Junguntemehmer derzeit noch fehlt, sind genügend Kapital und Projektpartner, die mit ihrem Knowhow das Projekt «Punau» begleiten würden. Zwei Dinge übrigens, die dem Nachbarprojekt «Pitangui» kaum fehlen: Dort plant ein Konsortium mit Hilfe der Regierung und der Interamerikanischen Entwicklungsbank auf l’000 Hektaren ein 350 Millionen Dollar schweres Tenter for Ecological and Adventure Tourism»!