Formentera
Die BewohnerInnen Formenteras haben sich in mehreren massiven Protestaktionen gegen einen neuen Campingplatz für fast 1000 Zelte in Ca Mari ausgesprochen. Sie wollen ein eigenes Tourismusmodell entwickeln, das auf die Erhaltung der Landschaft und der derzeitigen touristischen Infrastruktur setzt und der Zerstörung der Insel durch den Massentourismus vorbeugen will. Ob sie ihre vitalen Interessen zu verteidigen vermögen, ist allerdings noch offen. Denn die Unternehmer des Camping-Projektes, Formentera Club S.A., gehen nicht gerade zimperlich vor, wenn es um ihre Interessen geht. Als ihnen keine Baugenehmigung ausgestellt wurde, klagten sie gegen die vier Lokalpolitiker, welche die Volksmeinung vertraten, auf Schadenersatz, den sie aus privater Tasche begleichen sollten. Das Gericht in Ibiza sprach die Politiker in der ersten Instanz frei, doch nun liegt der Fall beim Tribunal Supremo in Palma, das als erste Massnahme die Beschlagnahme des Privatbesitzes der vier Gemeindepolitiker veranlasste. Derweil starteten die Unternehmer in Palma eine Werbekampagne für das Projekt, das nicht nur Reichtum bringen und das Image Formenteras verbessern würde, sondern auch ein «ökologischer Tourismus» darstelle, denn ZelttouristInnen verbrächten ihren Urlaub ja in direktem Kontakt mit der Natur.

Ibiza
Als «ökologisches Projekt» bezeichnet das Promotionsunternehmen Calas del Mediterraneo S.A. ihre geplante Überbauung von insgesamt 760’000 m2 Fläche in Cala D’Hort. Die 610’000 m2 für den Golfplatz würden schliesslich Grünfläche bleiben, und die 150’000 m2 für einen touristischen Komplex mit 150 dreistöckigen Gebäuden und einem Apartmenthotel für 450 Gäste stellten nur einen geringen landschaftlichen und ökologischen Eingriff dar. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung des Projektes, das an den geschützten Küstenstreifen und an ein Naturschutzgebiet angrenzt, scheint allerdings noch nicht vorzuliegen. Auch die Bewässerungsfrage ist noch nicht geklärt, machen Umweltorganisationen und die Bürgervereinigung Plataforma Ciutadana de Sant Josep geltend, die sich energisch gegen das Vorhaben wehren. Die Sorge der BewohnerInnen ist mehr als berechtigt, leidet doch die Balearen-Insel unter chronischem Wassermangel. So musste im September 1993 gar der erste und bislang einzige Golfplatz Ibizias geschlossen werden, weil der Rasen verdorrt war. Mit der vorläufigen Rückweisung des Projektes durch die Comision Insular de Urbanismo hat die Bevölkerung im Juli 94 einen ersten, aber fragilen Teilsieg errungen, ist die Calas del Mediterraneo S.A. doch entschlossen, den Fall bis vor nationale Instanzen weiterzuziehen.

Kulturmagazin Insel Juli 94; Ibiza Now July 94,June 94; Ibiza Heute Mai 94; Ibiza Now 23.9.93/cp