On-the-Job-Training im Hotel Embassy in Quito / Ecuador
Hier leisten die Senior Experten von Swisscontact einen wichtigen Beitrag. Erfahrene Fachkräfte unterstützen kleinere und mittlere Unternehmen, die sich keine kostenpflichtige Beratung leisten können, bei der Verbesserung ihrer Produkte, Dienstleistungen und Strukturen und tragen so zum Erhalt und zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei. Vor zwei Jahren leistete der gestandene Hotelier Rolf Jäggi einen Experteneinsatz im Hotel Embassy in Quito. Er blickt zurück auf eine für beide Seiten fruchtbare Zeit.
Rolf Jäggi durchlief eine klassische Karriere in der Gastronomie und Hotellerie. Er absolvierte eine Koch- und Servicelehre, eine kaufmännische Ausbildung und eine Weiterbildung in Unternehmensführung. Bis zu seiner Pensionierung mit 68 Jahren war er in verschiedenen traditionsreichen Sternehotels an bekannten touristischen Destinationen in der Schweiz und im Ausland tätig und leitete drei Betriebe. Dann beschloss er, das Wichtigste, was er zu geben hatte – Zeit, Fachwissen und Erfahrung –, BerufskollegInnen anderswo zur Verfügung zu stellen und sie bei der Lösung technischer und betrieblicher Probleme zu unterstützen. Freunde gaben ihm den Tipp, sich bei Swisscontact als Senior Experte zu bewerben. Sein erster Auftrag führte ihn nach Quito.
"In früheren Zeiten war das Embassy ein Vorzeigehotel, doch mittlerweile ist es etwas in die Jahre gekommen", berichtet er. Der Besitzer hatte seine Nichte als Geschäftsleiterin eingesetzt. Eine intelligente junge Frau, die eine Ausbildung an der Militärakademie abgeschlossen hatte und über keinerlei Hotellerie-Erfahrung verfügte. Die jüngeren Angestellten verliessen binnen drei bis sechs Monaten das Hotel, weil sie keine berufliche Perspektive sahen. Die älteren Mitarbeitenden blieben. Anfänglich begegneten sie Rolf Jäggi mit grosser Skepsis und Zurückhaltung. Sie gaben ihm kaum oder nur vage Auskunft über ihre Aufgaben und Tätigkeiten. Wie sie ihm später sagten, fürchteten sie, er würde ihnen die Arbeit wegnehmen.
Die Angestellten hatten fixe Arbeitszeiten, unabhängig von der Auslastung des Hauses. Als erstes erstellte Rolf Jäggi einen Personalbedarfsplan und Stellenbeschreibungen. Anfänglich staunten die Mitarbeitenden, was alles zu ihrem Aufgabenbereich gehören sollte. Doch bald fand er bei ihnen grosse Akzeptanz und wurde zu einem gefragten Ansprechpartner. Entsprechend lang wurden seine Arbeitstage. Die Direktorin hielt er stets über alles auf dem Laufenden und bezog sie in alle wichtigen Entscheidungen ein. So erhielt sie sozusagen ein "on-the-Job-Training". Sie lernte schnell, nahm die Mitarbeitenden und ihre Bedürfnisse wahr und konnte bald ein vertrauensvolleres Verhältnis zu ihnen aufbauen.
Es gab jedoch auch verschiedene Schwierigkeiten und Hindernisse kultureller und sozialer Art. Nicht alle Verbesserungsvorschläge wurden positiv aufgenommen. Ab und zu sei er wohl etwas zu weit gegangen, meint Rolf Jäggi zurückblickend. Doch im Grossen und Ganzen sei sein Einsatz erfolgreich gewesen. Die Geschäftsführerin konnte das Hotel erfolgreich neu positionieren und ist mittlerweile selbst als Unternehmensberaterin für kleinere Hotels tätig. "Am wichtigsten ist es, gut zuzuhören und nicht autoritär aufzutreten oder besserwisserisch zu wirken. Kurz: Man muss die Menschen mögen", resumiert Jäggi. Besonders freute es ihn, dass die KollegInnen und die Direktorin ihn sehr oft einluden und ihm das schöne Quito zeigen wollten. Ihre Gastfreundschaft fand er überwältigend. Noch immer pflegt er sehr gute Kontakte zur Geschäftsleiterin und zum Team.
Ecuador fand er äusserst spannend. Besonders faszinierten ihn die Gegensätze, die vielfältigen Landschaften und die abwechslungsreiche Vegetation. Und die Stadt Quito auf einer Höhe von etwa 2800 Metern mit Blick auf schneebedeckte Andengipfel, in der Bougainvilleen, Strelitzien und viele verschiedene exotische Früchte wachsen und Menschen aus vielen verschiedenen Kulturen leben, die zufriedener zu sein scheinen als in europäischen Grossstädten.
Für Rolf Jäggi war klar, dass dies nicht sein letzter Einsatz als Senior Experte sein würde. 2012 beriet er ein Resort-Hotel mit eigener Hotelfachschule im südlichen Indien und soeben ist er aus Nicaragua zurückgekehrt, wo er verschiedene Hotels betreute.
Das Senior Expert Corps – Fachwissen weitergeben
Das Senior Expert Corps (SEC) von Swisscontact leistet einen praktischen Beitrag zur Schaffung und Erhaltung von Arbeit und Einkommen in Entwicklungsländern und Osteuropa. Die pensionierten Fachleute des Senior Expert Corps stehen kleinen und mittleren Unternehmen in diesen Regionen auf ehrenamtlicher Basis als ProblemlöserInnen zur Verfügung. Die gut qualifizierten und hochmotivierten ExpertInnen leisten schnelle praxisorientierte Unterstützung bei der Lösung technischer und betrieblicher Probleme vor Ort und fördern die beruflich-fachliche Qualifizierung von Personal und Führungskräften. Sie geben jedoch nicht nur ihr Fachwissen zum Nutzen anderer weiter, sondern lernen ihr Einsatzland und die Lebensrealität seiner Bevölkerung auf eine besondere Weise kennen. Ihre Einsätze dauern maximal drei Monate.
Swisscontact ist Förderpartner des Reiseportals fairunterwegs.org.