Auf dem Papier ist Thailands Naturschutz gegenüber anderen Ländern Ostasiens beispielhaft. 77 Nationalparks gibt es bereits heute, 24 weitere sollen in den nächsten sieben Jahren dazu kommen. In der Realität hingegen kämpfen die zuständigen Behörden (Forestry Department) meist aussichtslos gegen die Interessen einflussreicher Unternehmen. So sind auf den beiden geschützten Inseln Koh Samet und Koh Phi Phi illegal Bungalows und Hotels gebaut, im grossen Thaplan Nationalpark ist 80 Prozent des Baumbestandes abgeholzt worden und im 200 Kilometer nördlich von Bangkok gelegenen Khao Yai Park sind zwei Golfplätze – einer gehört dem staatlichen Tourismusamt (Tourism Authority of Thailand TAT) – in Betrieb. Es besteht ein breites Einverständnis, dass diese Missstände in den geschützten Gebieten behoben werden müssen. Doch gegen die Pläne, die Verwaltung der Nationalparks den staatlichen Tourismusbehörden TAT zu überlassen, gibt es seitens thailändischer UmweltschützerInnen Opposition. „TAT hat bezüglich Umweltschutz in den Küstengebieten bereits versagt, warum soll man ihnen die Parks geben?“ fragt ein thailändischer Umweltschützer. Für Chayant Pholpoke von der tourismuskritischen Organisation Thai Network on Tourism TNT ist die Propagierung eines im Trend liegenden „Ökotourismus“ schlicht eine neue Werbestrategie, um die seit Anfang der neunziger Jahre stagnierenden BesucherInnenzahlen wieder anzukurbeln: „Die Tourismusprodukte sind ausverkauft. Jetzt brauchen sie neue Produkte. Zuerst war es mit Pattaya vorbei, dann Phuket, Koh Samui und Chiang Mai.“

Far Eastern Economic Review 20.1.94/gf