„Acht Touristen aus verschiedenen Ländern treffen im palästinensischen Flüchtlingslager Balata in der Westbank ein.“ So eröffnete kürzlich der bekannte israelische Journalist Tom Segev seinen Bericht für die Zeitung Ha’aretz. Touristen seien es aber nur dem Einreisevisum nach gewesen, schreibt er weiter; denn die acht Frauen und Männer, von denen einige später bei einer Aktion der israelischen Armee im Lager verhaftet wurden, waren auf einer „politischen Mission“. Der eigentliche Tourismus in Palästina existiert, abgesehen von ein paar versprengten Pilgern, nicht mehr. Noch sieben von ehemals 137 Hotels stehen überhaupt offen. Die Menschen, die jetzt reisen, wollen im Konflikt ihre Solidarität mit der zivilen Bevölkerung ausdrücken und sich an internationalen Beobachtungsmissionen beteiligen. Beobachtungsdelegationen waren in den letzten Monaten der Gewalt unter anderem in Flüchtlingslagern und in Arafats Amtssitz stationiert und schafften es in einigen Städten, trotz Ausgangssperren Verletzte ins Krankenhaus zu begleiten oder Medikamente an die richtige Adresse zu bringen. Diese bisher über 1’500 Menschen vor Ort seien der positivste Beitrag, den die internationale Gemeinschaft im Moment für die Bevölkerung leiste, meinte Mustafa Barghouthi, der bekannte Leiter einer grossen palästinensischen NGO im Gesundheitsbereich. Die Solidaritätsmissionen entfalten ihre Wirkung auch in den Herkunftsländern der TeilnehmerInnen: Dort wird Öffentlichkeitsarbeit geleistet und der Welt aufgezeigt, dass die Intervention von aussen zur Eindämmung der massiven Menschenrechtsverletzungen und einer weiteren Eskalation des Konflikts immer unabdingbarer wird.

Matthias Hui
Fachstelle OeME Bern

Auch in der Schweiz gibt es zwei einander ergänzende Projekte:

In der Romandie hat ein Netzwerk verschiedener Organisationen bereits zwei Solidaritätsdelegationen nach Palästina entsandt. Vom 26. Juni bis 5. Juli 2002 ist zum ersten Mal eine deutschschweizerische zivile Mission aus dem Umfeld der GsoA in Palästina, weitere sollen folgen. Vor Ort ist Grassroot International Protection For The Palestinian People (GIPP) verantwortlich, ein Zusammenschluss so unterschiedlicher Verbände wie des Christlichen Vereins Junger Menschen (YMCA), des Netzwerkes der palästinensischen NGOs (PNGO) oder des International Solidarity Mouvement (ISM).
Kontakt: Stefan Luzi, Tel +41 (0)1 273 01 00, +41 (0)79 377 42 80, stefan@gsoa.ch, und Tobia Schnebli, Tel +41 (0)76 392 32 42, tobia@gsoa.ch
Informationen zu bereits durchgeführten Missionen unter www.pngo.net/GIPP.

Kirchliche Hilfswerke und Organisationen bereiten sich derzeit in der Schweiz darauf vor, sich mit Delegationen kontinuierlich an einem internationalen Ökumenischen Begleitprogramm in Palästina/Israel zu beteiligen, das vom Ökumenischen Rat der Kirchen koordiniert wird. Diese Einsätze werden etwa drei Monate dauern und eine intensivere Vorbereitung beinhalten. Vor Ort werden die DelegationsteilnehmerInnen von den palästinensischen Kirchen und ebenfalls den oben erwähnten NGOs eingesetzt.
Koordination: Emile Stricker, Horyzon/CVJM, Tel +41 (0)62 296 62 68, emile@horyzon.ch
Informationen: www.wcc-coe.org/wcc/what/international/palestine/eap.html