Die Deklaration "Transforming Tourism" setzt ein klares Zeichen im "UN Jahr des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung 2017": Tourismus kann nicht weiter einfach als Motor für nachhaltige Entwicklung und als Hoffnungsträger für alle darbenden Regionen der Welt gehandelt werden, wie dies die UN Welttourismusorganisation und Regierungen rund um den Globus vertreten. "Obwohl der Tourismus einer der am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweige ist, haben nach wie vor nur einige wenige die Möglichkeit zu reisen, während die Mehrheit der Weltbevölkerung direkt oder indirekt von seinen Auswirkungen betroffen ist", hält die Deklaration unmissverständlich fest. Den Menschen in den Destinationen bringe der Tourismus oft Ausbeutung statt faire neue Einkommen, die Verschandelung ihres Lebensraums, Konflikte um die knappen Ressourcen wie Wasser und Land und den Ausverkauf ihrer Kultur. Besonders gefährdet seien die Rechte von Frauen, Kindern, Minderheiten und indigenen Gemeinschaften.
"Weiter wie bisher" ist keine Option, soll der Tourismus effektiv zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 beitragen. Doch Regierungen, Tourismuswirtschaft und Reisende sind träge, wenn es darum geht, vom "Business-as-usual" wegzukommen, solange ihnen das Wasser nicht bis zum Hals steht. Das tut es ihnen eigentlich bereits heute, was ungern erkannt und gern überspielt wird: Beliebte Strände kämpfen wegen der Klimaerwärmung gegen die Erosion, beliebte Skigebiete gegen den Schneemangel. Immer mehr Destinationen wehren sich gegen "Overtourism" – Barcelona, Mallorca, Venedig ebenso wie die Backwaters in Kerala oder das Welterbe von Machu Picchu. Wieder andere Zielgebiete werden aufgrund von Sicherheitsrisiken von der touristischen Landkarte gestrichen, was die Menschen in den Abgrund treibt, die aufgrund der Versprechungen aus Politik und Branche auf Tourismus gesetzt haben.

Kleine Initiativen weisen den Weg

Es braucht jetzt – und nicht erst, wenn Land schon unter ist – die tiefgreifende Transformation von Politik, Tourismuswirtschaft und Reiseverhalten, wie sie die Agenda 2030 vorzeichnet. Voraussetzung dafür ist: Regierungen müssen ihre Pflicht und die Wirtschaft muss ihre Verantwortung für den Respekt der Menschenrechte und die Gestaltung einer zukunftsfähigen Entwicklung wahrnehmen. Das bedingt, dass Betroffene von Tourismusentwicklungen ihre eigenen Vorstellungen über ihre Zukunft zum Tragen bringen können. Wie dies möglich ist, leben viele kleine Initiativen in der Praxis vor – oft überzeugender als manche Best-Practice-Beispiele der internationalen Tourismusförderung:
In Mothakkara, einer Gemeinde im südindischen Kerala, haben Anfang 2017 auf Einladung der lokalen Organisation "Kabani – the other direction" Dorfgemeinschaften in einer Erklärung festgehalten, wie sie die Partizipation aller Gemeindemitglieder am Tourismus gewährleisten wollen. Um die Bedingungen dazu zu verbessern, gelte es die Investitionsanreize und die Steuerpolitik gegenüber der Branche zu ändern und Sensibilisierung und Bildung zu stärken. Die Gemeinde selbst, noch vor zwei Jahren sehr kritisch gegenüber dem Tourismus eingestellt, hat inzwischen schon zukunftsträchtige Initiativen lanciert wie etwa neue Einkommensmöglichkeiten für Frauen als Homestay-Betreiberinnen, Guides oder Riksha-Fahrerinnen.
In Uganda sensibilisiert die Basisorganisation "Kibale Association for Rural and Environmental Development" (KAFRED) seit über 25 Jahren Dorfgemeinschaften rund um den Kibale Nationalpark für Chancen und Gefahren der Tourismusentwicklung. Sie fördert gezielt die Partizipation an Entscheiden und die Bildung. Aus dem Tourismus konnten Mittel für Wasserversorgung, Gesundheit, Energie, Ressourcenschutz und Bildung generiert werden. Dafür wurde KAFRED 2017 mit dem TODO-Preis für sozialverantwortlichen Tourismus ausgezeichnet.