Pedro Juan Gutiérrez: Der König von Havanna. Roman
(El Rey de la Habana, 1999. Aus dem Spanischen von Harald Riemann)
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2003
287 S., EUR 19.90, SFr. 33.60
ISBN 3-455-02544-7
Rey wohnt mit seiner Familie in einem Verschlag auf einer Dachterrasse. Da ereignet sich ein grosses Unglück: Der Bruder gibt der Mutter einen Stoss. Sie fällt unglücklich und verletzt sich tödlich. Aus Angst stürzt sich der Bruder vom Dach und der Grossmutter bleibt vor Schreck das Herz stehen. Rey steht nun mit 12 Jahren plötzlich alleine da. Weil er verdächtigt wird, das Unglück verursacht zu haben, kommt er in ein Jugendgefängnis. Drei Jahre später gelingt ihm die Flucht in die Freiheit. Aber was ist das für eine Freiheit, die er erreicht? Ständig muss er sich vor der Polizei verstecken und mit Betteln kann er knapp überleben, bis er Magda trifft. Sein grosser Penis macht ihn bei den Frauen zum König von Havanna. Sex, Drogen, Gewalt und Kriminalität bestimmen Rey’s Leben. Immer wieder möchte man hoffen, dass er es schafft, aus dem Elend herauszufinden. Aber das Ende ist grauenvoll und schrecklich.
Was ist dieser in einer ordinären Sprache geschriebene Roman, der inhaltlich und stilistisch an das letzte Buch „Schmutzige Havanna Trilogie“ desselben Autors anschliesst? Eine Korrektur eines romantisierenden Kuba-Bildes? Eine soziologische Studie über das Elend in Havanna? Eine Kritik des sozialistischen Gesellschafts- und Menschenbildes? Eine ekelerregende Ansammlung pornographischer Scheusslichkeiten? Oder ein wirkliches Bild des Lebens im verfallenden Kuba? Tatsache ist, dass Juan Gutiérrez eine gewisse Zeit als Polizeireporter gearbeitet hat und vieles, was er an Schrecklichem schildert, aus eigener Anschauung kennt. Obschon seine Bücher in Kuba verboten sind, will er bewusst in Kuba bleiben.
Michael Schwarz
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