Perlen, die im Verborgenen arbeiten
Zwischen 40’000 und 100’000 Personen ohne geregelten Aufenthalt (Sans-Papiers) arbeiten in der Schweiz in Privathaushalten. Über 90 Prozent von ihnen sind Frauen. Eine Studie der ETH-Konjunkturforschungsstelle von 2010 erbrachte den Nachweis, dass in Zürich jeder siebzehnte Haushalt eine Sans-Papiers-Hausarbeiterin beschäftigt. Die meisten Frauen kommen aus Drittstaaten ausserhalb der EU. Sie erledigen Hausarbeit, kümmern sich um Kinder oder betreuen ältere oder kranke Menschen. Naturgemäss sind Zahlen und Fakten über diese Frauen schwer zu erhalten, denn sie leben und arbeiten im Verborgenen. Neben Informationen von Sans-Papiers-Anlaufstellen und einigen Studien gibt es aber weitere Indikatoren, die die Bedeutung von Hausarbeiterinnen und die grosse Nachfrage nach ihnen zeigen. So wird festgestellt, dass die Anzahl osteuropäischer Vermittlungsagenturen für Frauen zur Arbeit in der Privatpflege in den letzten Jahren zugenommen hat. Die Hintergründe und Arbeitsalltage der Hausarbeiterinnen sind sehr unterschiedlich. Manche von ihnen leben beim Arbeitgeber und stehen ihm oder ihr 24 Stunden zur Verfügung, sogenannte Live-ins. Andere kumulieren eine Vielzahl von räumlich weit auseinander liegenden Arbeitsaufträgen mit langen, unbezahlten Arbeitswegen. Weitere wiederum haben einen einigermassen geregelten Arbeitsalltag und Arbeitgeber, zu denen sie in einem Vertrauensverhältnis stehen. Sie alle haben aber gemeinsam, dass sie über keine soziale Absicherung wie Mutterschafts- oder Krankenversicherungen verfügen. Ihr Alltag ist geprägt von der permanenten Angst entdeckt und ausgewiesen zu werden. Viele von ihnen leben sehr isoliert.
Unverzichtbare Hilfe
Auf diese Hausarbeiterinnen wird aus Not, Luxus oder Bequemlichkeit zurückgegriffen, um in der Hausarbeit oder der Betreuung von Kindern oder älteren Menschen entlastet zu werden. Sie sind praktisch, verfügbar und aus vielen Bereichen des Schweizer Alltages nicht mehr wegzudenken. Sie tragen dazu bei, das Leben vieler Menschen in der Schweiz zu erleichtern und in vielen Fällen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen. Sie schliessen Betreuungslücken, die der Staat nicht abdeckt. Ihre Anerkennung ist jedoch gering, was wohl auch mit der Geringschätzung von Hausarbeit überhaupt zusammenhängt.
Keine Hausarbeiterin ist illegal
Zu ihrer Unterstützung wurde letzten März die schweizweite Kampagne "Keine Hausarbeiterin ist illegal" lanciert, an der terre des hommes schweiz und weitere rund 30 Organisationen beteiligt sind. Die Kampagne setzt sich für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Sans-Papiers-Hausarbeiterinnen ein. Sie sollen Zugang zu Arbeitsgerichten und sozialem Schutz erhalten, ohne Risiko einer Ausweisung. Gefordert wird auch eine Lockerung der ausländerrechtlichen Bestimmung und die Vergabe von Aufenthaltsbewilligungen. Ein wichtiges Instrument der Kampagne ist eine Petition, die auf www.khii.ch online unterschrieben oder von www.terredeshommesschweiz.ch.