Eine Untersuchung über Dimensionen, Strukturen, Wirkungen und Qualifizierungsansätze im Entwicklungsländer-Tourismus - unter besonderer Berücksichtigung des deutschen Urlaubsreisemarktes

    Reisen in sogenannte Entwicklungsländer haben über die letzten zehn Jahre markant zugelegt, von 130 Millionen auf 190 Millionen jährlich. Allein aus Deutschland haben 1999 rund 5,5 Millionen EinwohnerInnen (über 14 Jahre) eine Reise in ein Entwicklungsland unternommen, während es vor zwanzig Jahre gerade mal 800’000 waren. Rund ein Drittel der weltweiten Touristenankünfte werden mittlerweile in den Entwicklungsländern registriert. In jedem dritten Entwicklungsland ist der Tourismus inzwischen die Haupteinnahmequelle für Devisen, hält die Welttourismusorganisation (WTO) fest. Kein Wunder, haben marktwirtschaftliche Untersuchungen über Reiseverhalten und -absichten in den wichtigsten Entsendeländern einen hohen Stellenwert. Zu den umfassendsten gehört der vorliegende Band "Tourismus in Entwicklungsländer", den der Ammerlander Studienkreis für Tourismus und Entwicklung als Fortschreibung der 1993 im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) erschienen "Materialien zur Entwicklungspolitik Nr. 88" und der 1981 erschienenen "Materialien Nr. 67" herausgegeben hat. Die Kontinuität der soliden Datenerhebung ist aufschlussreich, der Trend zu mehr Fernreisen durch eine neue Kundschaft mit mittlerer oder niedriger formaler Bildung lässt sich klar ablesen, aber auch die soziokulturellen und ökologischen Beinträchtigungen der Ferienwelten. Aus dem reichen Fundus der gesammelten Daten und Ergebnisse der repräsentativen Untersuchungen sei hier die Erkenntnis herausgepickt, dass rund 50 Prozent der befragten Entwicklungsländer-Reisenden ein grosses Interesse an Begegnungen mit Menschen aus dem Urlaubsland manifestieren, sei es im Rahmen von organisierten Ausflügen (29%), sei es beim Reisen auf eigene Faust (21%). Nur gerade 25 Prozent der Reisenden sind für Begegnung mit Einheimischen oder gute Information über das Reiseland kaum oder nur schwer ansprechbar, da für sie ein erholungsorienties Ferienmachen im Vordergrund steht. Stark zugenommen hat auch die Bedeutung einer intakten Umwelt für die Entwicklungsländer-Reisenden sowie ihre Bereitschaft zu Eigenverantwortung, aber auch eine entsprechende Aufgabenzuweisung an den Reiseveranstalter. Es gibt, so ein Fazit des Ammerlander Studienkreises, ein beträchtliches Ansprechpotenzial auf Seiten der Urlauber für umwelt- und sozialverträglichere Reisen in Entwicklungsländer, das für Reiseveranstalter und ihre Partner in den betreffenden Zielländern Anreiz und Motivation sein soll, eine entsprechende Qualifzierung einzuleiten.

    Studienkreis für Tourismus und Entwicklung e.V. 2000, 248 Seiten, DM 39.-, ISBN 3-9804846-7-X
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