Der sogenannte Maya-Zug mit geschätzten Baukosten von umgerechnet 7 Milliarden Euro bringe dem armen Süden des Landes Entwicklung, verspricht Präsident Obrador. Mit bis zu 160 km/h soll der Zug Urlauber von den Badeorten Cancún und der Riviera Maya an der karibischen Küste zu den archäologischen Pyramidenstätten wie Palenque im Landesinneren befördern.

Die geplante 1’525 Kilometer lange Zugtrasse soll dazu quer durch einzigartige Regenwaldgebiete in fünf mexikanischen Bundesstaaten gebaut werden. Die Länge entspricht ungefähr der Distanz zwischen Hamburg und Rom.

Zufahrtspisten für schwere Maschinen und Baumaterialien sowie Arbeitersiedlungen müssen in die sensiblen Ökosysteme geschlagen, Millionen Tonnen Erdreich und Gestein bewegt, Unmengen Beton und Stahl verbaut werden.

Die Zugstrecke droht Biosphärenreservate der Selva Maya zu durchschneiden, Heimat von Jaguar, Tapir und Brüllaffe. Die Arten benötigen grosse zusammenhängende Waldgebiete, um sich bewegen, ernähren und vermehren zu können. Der Bau einiger Tunnel und Brücken reicht nicht aus, um den Tierarten ihre Wanderungen zu ermöglichen.

Auch die Gemeinden der indigenen Maya auf der Halbinsel Yucatan sind von dem Projekt betroffen – und lehnen es daher ab.

"Der Maya-Zug hat weder etwas mit den indigenen Maya zu tun, noch nützt der Massentourismus der Maya-Bevölkerung. Wir wollen kein neues Cancún oder Rivera Maya sein, wo internationale Hotelketten, Reiseunternehmen und Restaurantketten die einzigen Begünstigten sind", schreiben die Einwohner an den mexikanischen Präsidenten Lopez Obrador.

Sie bitten ihn, keine Zugstrecke durch die Biosphärenreservate und indigenen Gebiete zu bauen. 

Selva Maya

Die Selva Maya ist eine Tropenwaldregion im Dreiländereck von Belize, dem Norden Guatemalas und dem Südosten Mexikos. Mit über vier Millionen Hektar geschütztem Land handelt es sich um den grössten tropischen Regenwald in Mesoamerika.

Die Selva Maya verfügt über eine aussergewöhnliche biologische Vielfalt. Über 20 verschiedene Ökosysteme gehören dazu. Sie reichen von den immergrünen Regenwäldern des Petén in Guatemala über Bergwälder bis zu den Trockenwäldern der nördlichen Halbinsel von Yucatán.

Reaktionen auf das Projekt "Maya-Zug"

Verschiedene Initiativen lehnen das Projekt "Maya-Zug" ab, darunter "Unir Fuerzas para la Defensa del Territorio“, die ein Kommuniqué herausgegeben haben. Das Projekt verfügt bereits über ein "Budget, Angebotsverfahren, eine Trassenführung und ein Startdatum" ohne das die einheimische Bevölkerung jemals dazu konsultiert wurde. Die Planung wurde hinter ihrem Rücken durchgeführt.

In einem kürzlich abgehaltenen Seminar von Otros Mundos stellte Professor León Enrique Ávila von der Interkulturellen Universität Chiapas seinen Standpunkt zum May-Zug dar: "Es bedeutet eine erhebliche Zerstörung des Urwalds in Mexiko", erklärte er.

Rogelio Jiménez Pons, Leiter des Nationalfonds für Tourismusentwicklung (Fonatur), gab seinerseits bekannt, dass Unternehmen wie Bombardier aus Kanada, Alstom aus Frankreich und Altstätten aus der Schweiz bereits für den Bau der Wagen des Maya-Zuges ausgewählt wurden.

Die indigenen Maya sind schon jetzt schwer durch die Enteignung ihres angestammten Landes an der Riviera Maya, wo die internationalen Tourismuszentren Cancún, Cozumel, Majahual und Chetumal liegen, betroffen. Das Land wurde den Bauern zum Bau von Hotels und durch die Immobilienspekulation genommen. Dabei wurden auch Tausende Hektar Urwald zerstört.