Basel, 10.10.2012, akte/ Der Konkurrenzdruck zwischen Destinationen ist hoch und der starke Franken eine Herausforderung. Damit sich eine Destination verkauft, braucht es einerseits ein attraktives, vernetztes und kundenorientiertes Angebot und andererseits eine gute Vermarktung. Dazu wurden in der Schweiz verschiedene so genannte Destinationsmanagement-Organisationen (DMO) geschaffen, die von der öffentlichen Hand wesentlich unterstützt werden: Bis zu 69 Prozent der Einnahmen von DMO kommen von Kurtaxen, Tourismusfördergeldern und Finanzbeiträgen von Gemeinden und Kantonen. Weitere 14 Prozent stammen von Partnern und Mitgliedern der DMO.
Ein Vergleich von vier städtischen und drei alpinen DMO
Eine DMO ist noch kein Garant dafür, dass die Destination auch Erfolg hat. Denn dieser ist von einer Reihe auch äusserer Bedingungen abhängig. Wie lässt sich also die Qualität einer DMO feststellen? Dieser Frage ist das Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) der Universität Bern nachgegangen. Im Auftrag der Stadt Bern sowie unterstützt durch Innotour, das Förderprogramm des Staatssekretariats für Wirtschaft wurde ein Benchmarking für DMO aufgebaut. Ziel war es, ein Indikatorensystem zu entwickeln, mit dem die Effizienz und Effektivität der Arbeit der DMO evaluiert und Verbesserungspotenziale offengelegt werden können. In einem ersten Schritt wurden die Städte Basel, Bern, Lausanne und Luzern evaluiert. Der Zwischenbericht dazu erschien im Mai 2010. Anschliessend wurde das System mit den drei Feriendestinationen Brig-Belalp, Lenk-Simmental und Savognin-Surses auf DMO in alpinen Feriendestinationen ausgeweitet. Das Instrument soll abschliessend der Basler Arbeitsgruppe für Konjunkturforschung BAK zur Weiterführung übergeben werden. Das Benchmarking-Instrument schliesst eine Lücke bei den bestehenden Instrumenten zur Bewertung von DMO oder von Destinationen, indem es die Effizienz und Effektivität des Mitteleinsatzes einer DMO in Bezug setzt zur Performance der Destination.
Keine Definition von Best Practice
Der Bericht belegt, dass die anhand der von Berger entwickelten 78 Indikatoren gemessenen Schweizer DMO viele Aufgaben sehr professionell angehen, innovativ und gut vernetzt mit Politik und Wirtschaft arbeiten, attraktive Angebote bieten und gute Öffentlichkeitsarbeit leisten. Entsprechend können alle sieben Destinationen eine Zunahme der Logiernächte zwischen 2004 und 2009 verzeichnen. Er legt aber auch eine Reihe interessanter Verbesserungspotenziale offen: Ein Frauenanteil von 25 Prozent sähe Berger eigentlich als Benchmarkvorgabe. Doch in der Schweiz liegt dieser bei knapp elf Prozent. Echte Nachhaltigkeitsstrategien kann Berger bei keiner der untersuchten DMO ausmachen – auch wenn sich eine "gelebte" ökologische Nachhaltigkeit feststellen lasse und immerhin drei der städtischen DMO die Nachhaltigkeitscharta des Schweizer Tourismus unterzeichnet hätten.
Ein Benchmark-Vergleich sollte in der Regel zu einer Rangliste der DMO führen. In diesem Projekt wurde aber davon abgesehen. Zwar beurteilen die teilnehmenden DMO die Indikatorenliste als relevant für eine umfassende und alle wesentlichen Bereiche abdeckende Bewertung ihrer Arbeit. Doch es sei schwieriger gewesen als erwartet, so Berger, eine Best Practice zu definieren – was verständlich ist gerade wegen der Vielfalt an unterschiedlichen Indikatoren, die einen abschliessenden Vergleich erschweren.
Empfehlungen an die DMO sowie ein Leitfaden für die Durchführung eines Benchmarkings runden den ebenso komplexen wie relevanten Bericht ab.
Philipp Berger: Benchmarking für Destinationsmanagement. Instrumentarium zur Bewertung von Strukturen, Prozessen und Leistungen. Schriftenreihe "Berner Studien zu Freizeit und Tourismus" Heft 57, Bern 2012, 35 Seiten, CHF 48.00, ISBN 978-3-905666-2 17-5
Erhältlich bei: FIF-Verlag, Universität Bern, Schanzeneckstrasse 1, Postfach 8573, CH-3001 Bern, Tel. 031 631 37 11/12, Fax: 031 631 34 15, E-Mail: fif@fif.unibe.ch, www.fif.unibe.ch