Eine Gruppe von 27 Delegierten – TheologInnen, TourismusaktivistInnen und VertreterInnen politischer Organisationen sowie palästinensische christliche AktivistInnen und Reiseveranstalter aus 14 Ländern – rufen christliche Pilgerreisende auf, ihren Glauben während ihrer Reisen ins Heilige Land zu leben. Sie sollen nicht nur die alten Gedenkstätten besuchen, sondern sich auch um die dort lebenden Palästinenserinnen und Palästinenser sorgen, deren Leben durch die israelische Besetzung ihres Landes schwer beeinträchtigt ist.
"Gerechtigkeitstourismus konzentriert sich auf politische Realitäten. Nur indem Besucher erleben, was die PalästinenserInnen tagtäglich erfahren, können sie die Ungerechtigkeiten erkennen, die deren tägliches Brot sind. Mit diesem Verständnis kommt der Wunsch zu helfen, die Anhäufung von Ungerechtigkeiten in Palästina zu beenden", sagte Rami Kassis, Geschäftsführer von Alternative Tourism Group.
Die Versammlung appelliert ausserdem an Pilgernde, sich mit den palästinensischen ChristInnen solidarisch zu zeigen, deren 2’000-jährige Präsenz im Land stetig rückläufig sei, weil die mit der Besetzung verbundenen Nöte sie zur Emigration trieben.
Mainstream-Pilgerreisen, die sich auf die von Israel organisierten Touren ausrichten, können das Problem verschärfen, indem sie das palästinensische Volk ignorieren, nur die israelische Erzählweise hören und diese damit stärken, schloss die Gruppe. "Sie meinen, sie bringen Hoffnung, dabei nehmen sie eigentlich der ganzen Region die Hoffnung", sagte Rifas Kassis, der Delegierte von Kairos Palästina, einer palästinensisch-christlichen Initiative nach Vorbild von Kairos Südafrika, das die theologische Grundlage für die Handlungsempfehlungen für einen gerechten Frieden liefert.
Die Versammlung nahm den Tourismus nach Palästina als eine Gelegenheit für eine "Pilgerreise der Umwandlung" wahr, eine tiefere christliche Erfahrung, die Pilgernde zu einer echten Begegnung mit dem Leib Christi einlädt, indem sie sich mit den PalästinenserInnen und Palästinensern im Glauben verbinden. Als wichtige Reiseempfehlung wird den Pilgernden mitgegeben, sie sollen sich an den Verhaltenskodex für den Tourismus im Heiligen Land halten. Das Dokument wurde von einem palästinensischen Netzwerk verfasst und gibt Anleitung für die Vorbereitung, das Verhalten und mögliche Handlungen nach der Reise.
Die Delegierten drückten ihre ernste Besorgnis über das israelische Monopol über den Tourismus ins Heilige Land aus, sowie über die lähmenden Restriktionen, die Israel über palästinensische Veranstalter, Hotels und Reiseführer verhängt und die eine Entwicklung dieses Schlüsselsektors der palästinensischen Wirtschaft begrenzen.
Die israelische Besetzung hat eine drastische Wirkung auf das Leben der PalästinenserInnen: 400 Checkpoints des israelischen Militärs sind über die Westbank verteilt und hindern die PalästinenserInnen, an ihre Arbeitsstelle, in die Schule oder zur Gesundheitsversorgung zu gelangen. Die "Apartheidmauer" als breite Schneise durch palästinensisches Land trennt PalästinenserInnen von einander und von Ostjerusalem, dem traditionellen Zentrum des religiösen, kulturellen und geschäftlichen Lebens Palästinas. Die israelischen Behörden blockieren auch den palästinensischen ChristInnen, deren Familien normalerweise Ostern und andere christliche Feste mit Gottesdiensten in Jerusalem feiern würden, den Weg in die Stadt.
Berichten zufolge ist der palästinensische Tourismussektor trotz aller Behinderungen dennoch dynamisch und wachsend und bietet authentische und einzigartige Erfahrungen und eine Palette von Reise- und Freizeitangeboten für verschiedene Interessen. Der Weg zur Geburtskirche beispielsweise führt Pilgernde von Nazareth nach Bethlehem, und entlang des Weges tauschen sie sich aus mit palästinensischen ChristInnen, Beduininnen und anderen Gemeinschaften.
Das Treffen wurde von Alternative Tourism Group (ATG) in Zusammenarbeit mit dem Palästinensisch-Israelischen ökumenischen Forum des Ökumenischen Rats der Kirchen (WCC-PIEF), der Ecumenical Coalition on Tourism (ECOT) sowie Kairos Palestin organisiert.
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