Gesundheit ist eine Frage des Masses. Diese Binsenwahrheit gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für die Erde. Eine Gruppe von WissenschaftlerInnen um den schwedischen Resilienzforscher Johan Rockström hat neun Belastbarkeitsgrenzen für die Erde identifiziert: Bleiben wir unter diesen Schwellenwerten, erhalten wir unseren Handlungsspielraum und die Erde bleibt gesund. Überschreiten wir sie, engen wir ihn ein und die Erde erkrankt. Die Werte wurden aufgrund von Modellrechnungen identifiziert, welche die Interaktion zwischen neun für das Ökosystem der Erde entscheidenden Bereichen berücksichtigen (siehe Bild). 
Bereits 2015 warnten ForscherInnen, dass vier der neun Belastbarkeitsgrenzen bereits überschritten seien: Beim Klimawandel, der Landnutzung, dem Artensterben und dem Stickstoff-/Phosphorkreislauf hat die Menschheit den sicheren Handlungsspielraum verlassen. Die Schweiz hat 2015 ihren planetaren Fussabdruck berechnet und ist auf ein alarmierendes Resultat gekommen: Bei den Kohlenstoffemissionen überschreiten die SchweizerInnen das ihnen bei fairer Aufteilung zustehende Mass um das 23- beziehungsweise 14.5-Fache, beim Stickstoffeintrag ums Doppelte.
Überschreitungen der Belastbarkeitsgrenze können rückgängig gemacht werden, ist der politische Wille vorhanden – wie der Rückgang des Ozonlochs dank Verbot von FCKW-Stoffen zeigt. Doch bislang hatten in der Schweiz Ansätze für eine Politik, welche die planetaren Grenzen zur Grundlage des Handelns macht, keine Chance. Der Gesetzesvorschlag zur Grünen Wirtschaft wurde 2015 vom Parlament knapp abgelehnt, die Initiative "für eine nachhaltige und ressourceneffiziente Wirtschaft" vom Volk deutlich verworfen. Anders in Deutschland. Dort hat es der Begriff der planetaren Grenzen inzwischen bis in die Bundesregierung geschafft. In ihrer gerade neu aufgelegten Nachhaltigkeitsstrategie wird das Prinzip, die planetaren Grenzen einzuhalten, zur Grundlage politischen Handelns erklärt. Bis heute konzentrieren sich die internationalen Verhandlungen primär auf den Klimawandel, die anderen Bereiche erhalten nicht die gleiche Aufmerksamkeit. Höchste Zeit also, den wissenschaftlich fundierten Weckruf an die Menschheit breiter bekanntzumachen und besser zu hören. Immerhin wurde an der Ozeankonferenz – der ersten Konferenz zu einem der globalen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 – im Juni auch die Versauerung der Ozeane und damit eine weitere Systemgrenze international verhandelt.