fairunterwegs-Coaching 7: Begegnungen – Treffen in der Mitte zwischen zwei Kulturen
"Wir neigen meist dazu, zunächst Fremdes auf uns bereits Bekanntes zurückzuführen", schreibt Eva Maria Bäcker in "Bienvenue en Afrique – interkulturelle Kompetenz für Gabun" – ihrem sehr empfehlenswerten Führer durch die Fallstricke der Verständigung zwischen Menschen verschiedener Kulturkreise. Die meisten Reisenden wissen, dass in muslimischen Gebieten kein Schweinefleisch und bei Hindus kein Rindfleisch gegessen wird – das offensichtlich Andere wird schnell erkannt. Aber, bemerkt Bäcker weiter: "Paradoxerweise sind es oft nicht die offenkundigen kulturellen Unterschiede, die zu Irritationen oder gar Konflikten führen, sondern die unterstellte oberflächliche Gleichartigkeit. Hier scheint das Verhalten der Beteiligten vertraut zu sein, ist aber möglicherweise mit völlig unterschiedlichen Motivationen oder Erwartungshaltungen verbunden." Als Beispiel dafür beschreibt sie den Deutschen, der empört ist und es als Respektlosigkeit empfindet, als der Gabuner viel später erscheint. Der wiederum ist entsetzt über die Respektlosigkeit des Deutschen, ihn dafür zu kritisieren – nach allem, was er für ihn getan hat.
Was also tun? Bäcker empfiehlt,
⇒ auf solche Situationen zu achten und bei Irritationen die Perspektive zu wechseln: Was sieht mein Gegenüber in mir? Wie bewertet es wohl die Situation?
Soziale Drehbücher und Dimensionen von Kulturen
Hilfreich ist dabei, ein paar Dimensionen der Kultur unseres Gegenübers zu kennen. Kultur wird hier verstanden als Orientierungsmuster, dass eine Gesellschaft miteinander teilt, und das hilft, im Alltag in einer sozialen Situation schneller zu verstehen, wie etwas gemeint ist und wie es jetzt weitergehen soll. Viele dieser sozialen Drehbücher, die wir von anderen abschauen und lernen, sind uns gar nicht bewusst.
⇒ Überlegen Sie sich, wie sich Ihre Kultur und die der Menschen Ihres Reisezieles bei den folgenden Dimensionen verorten lassen:
- Zeit: Wir begreifen Zeit in der Regel als ein Zeitstrahl, der von uns weg in die Zukunft führt. Entsprechen setzen wir in der Zukunft Termine, auf die wir präzise hinsteuern. In anderen Kulturen läuft der Zeitstrahl von der Vergangenheit auf den Menschen zu. Entsprechend ist die Zeitplanung weniger konkret.
- Regelorientierung: Wir pflegen Regeln als verbindlich zu betrachten, in anderen Kulturen sind Regeln eher relativ.
- Lebensbereiche: Wir laden auch mal einen Geschäftspartner nach Hause ein. Anderswo wird Persönliches und Geschäftliches stärker getrennt.
- Identifizierung: Hier gilt Individualismus als Tugend, anderswo ist das Kollektiv wichtiger als der Einzelne.
⇒ Üben Sie die Bereitschaft, Befremdung auszuhalten. Sie hilft uns, uns selbst besser zu verstehen. Als Inspiration dazu liest Martin Dean im folgenden Video ein Kapitel aus seinem Buch "Verbeugung vor Spiegeln".
Wir wünschen Ihnen viele gute Begegnungen!