News – 9. März 2017
Politische Bildung ist ein Auftrag an alle Bildungsstufen
Ständerat Andrea Caroni (FDP) hat ein Postulat für eine Strategie der politischen Bildung in der Schweiz eingereicht. Darin wird der Bundesrat beauftragt, eine umfassende Strategie zur politischen Bildung zu entwickeln. Die Bildungskoalition NGO unterstützt den Vorstoss. Sie erwartet von der Politik endlich einen sichtbaren Durchbruch und integralen Ansatz zur Förderung der politischen Bildung – auf allen Bildungsstufen, bei den ausserschulischen Angeboten und in der lokalen Agenda.
- Mitwirkungsrechte der Kinder und Jugendlichen:
Mit der Ratifizierung der UN-Kinderrechtskonvention hat sich die Schweiz 1997 verpflichtet, dem Kind, das fähig ist, sich eine eigene Meinung zu bilden, das Recht zuzusichern, diese Meinung in allen es berührenden Angelegenheiten frei zu äussern, und die Meinung des Kindes angemessen und entsprechend seinem Alter und seiner Reife zu berücksichtigen. Der Bundesrat und die EDK sind aufgefordert, in einer neuen Erklärung zum Bildungsraum Schweiz die politische Bildung in den Katalog der prioritären bildungspolitischen Zielsetzungen zu verankern. Von der EDK erwartet die Bildungskoalition NGO die formelle und explizite Anerkennung der UN-Kinderrechtskonvention.
Mit dem neuen Bundesgesetz über die Zusammenarbeit des Bundes mit den Kantonen im Bildungsraum Schweiz besteht die Möglichkeit, ein nationales Aktionsprogramm zur politischen Bildung zu beschliessen.
- Lehrplan 21 und PER
Bei der Umsetzung der sprachregionalen Lehrpläne sind die Kantone in der Pflicht, Kompetenzen zur politischen Mitgestaltung und Mitwirkung der Schülerinnen und Schüler durch erprobte kantonale Modelle der Schülerpartizipation kantonsübergreifend zu stärken. Schülerparlamente und gemeinsam beschlossene Schulprojekte zu einer nachhaltigen Entwicklung stärken die konkrete Erlebniswelt zur politischen Bildung.
- Initiativen ausserhalb des Schulunterrichts
Ein grosses und sehr wirksames Potential an politischer Bildung liegt in der besseren Förderung und Anerkennung von ausserschulischen Programmen wie der Jugendsession, der Jugend- und Schülerparlamente, Projekten wie „Schulen nach Bern“, „Jugend debattiert“, „Campus Demokratie“, „Bildungslandschaften“, „euforia“, easyvote.ch u.a.
- Politische Bildung in der Berufsbildung
Im Bericht des Bundesrates zum Staatskundeunterricht auf Sekundarstufe II vom Juni 2016 schneiden die Lehrpläne der beruflichen Grundbildung mit integriertem ABU im Vergleich zu anderen Kantons- und Schullehrplänen schlechter ab. Der Bund kann jedoch gestützt auf Art. 55 BBG Beiträge für besondere Leistungen im öffentlichen Interesse unterstützen. Wir laden das SBFI ein, gemeinsam mit Akteuren in der Praxis Projekte zur Förderung der politischen Bildung in der Berufsbildung zu finanzieren. Darunter fallen namentlich auch Projekte zur Förderung des Jugendurlaubs.
- Politische Bildung in der Hochschulförderung
Im Art. 59 des Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetzes HFKG wird der Mitwirkung der Studierenden eine „gesamtschweizerisch hochschulpolitische Bedeutung“ zugemessen. Das SBFI und die Schweizerische Hochschulkonferenz SHK schenken bei der Verteilung der Fördergelder bisher den Projekten zur Partizipation der Studierenden wenig Beachtung.
- Politische Bildung als Grundkompetenz in der Weiterbildung
Bei der Umsetzung des Weiterbildungsgesetzes sind Bund und Kantone angehalten, die Förderung der politischen Mündigkeit als Basis zur Stärkung von Grundkompetenzen von Erwachsenen anzuwenden. Die kantonalen Förderprogramme sollen diesem Aspekt in der Praxis Beachtung schenken.