Hinter dem leicht zwiespältigen Namen „Pro-Poor Tourism“ (PPT) verbirgt sich eine interessante Initiative des britischen Entwicklungsdienstes, „UK Department for International Deve-lopment“ (DFID). Ausgehend von einem 1999 erstellten Grundlagenbericht über Tourismus und Armutsbekämpfung erarbeitet DFID eine Serie von Fallstudien über verschiedenste Tourismusformen aus allen Kontinenten mit dem Ziel, Prinzipien zu definieren, wie dieser Wirt-schaftszweig ganz spezifisch benachteiligten Bevölkerungsschichten zugute kommen kann. Dies – wie der Name besagt – in Anlehnung an die von der Weltbank/IDA entwickelte „pro poor sustainable growth“-Strategie. Die Arbeit des DFID basiert auf der längst bekannten Einsicht, dass das Wirtschaftswachstum für eine nachhaltige Armutsverminderung notwendige, aber ohne flankierende Massnahmen keineswegs ausreichende Voraussetzung darstellt. So hat die Weltbank anhand empirischer Daten festgestellt, dass eine Volkswirtschaft mit einer gerechteren Einkommensverteilung die Armut im gleichen Zeitraum auch mit einer geringeren Wachstumsrate des Bruttosozialproduktes abzubauen vermag als eine Volkswirtschaft mit einem hohen Ungleichheitsgrad. Die flankierenden Massnahmen müssen deshalb auf die Ver-minderung der sozialen Ungleichheiten abzielen, auf die Rahmenbedingungen, welche Armut und Ausgrenzung verursachen, sei es die Missachtung der Menschenrechte und fehlende Demokratie, sei es mangelnder Zugang zu Land, Ressourcen, Bildung etc.
PPT-Strategien bauen auf einer bereits bestehenden touristischen Infrastruktur auf und sehen je nach Örtlichkeiten und Form des Tourismus eine Reihe von Interventionen vor, damit arme Menschen daran teilhaben können: Gezielte Ausbildung und Förderung von Benachteiligten in Tourismusaktivitäten, aber auch Dorfentwicklung, Revision von Land- und Eigentumsrechten, allgemeine Bildung und Gesundheitsversorgung, gezielter Ausbau der politischen Beteiligung der Betroffenen in Planung und Entscheiden bezüglich Tourismus. Adressaten der PPT-Strategien sind nebst der Zielgruppe vor allem auch die Behörden auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene sowie Geschäftsleute aus dem Tourismus und Nichtregierungsorganisatio-nen. Die detaillierten Fallstudien aus Südafrika, Nepal, Ecuador, Namibia, Uganda sowie St. Lucia zeigen, wie verschieden die spezifische Hilfestellung für die Benachteiligten aussehen kann, wie unterschiedlich die Menschen, die zu den Ärmsten der Bevölkerung gehören, da-von profitieren, wie wichtig aber auch die enge Zusammenarbeit aller Involvierten für den Erfolg des PPT-Programmes ist. Noch verfügt PPT über wenig Erfahrung mit der Umsetzung der Strategien. Ein gravierendes Defizit weist jedoch die ansonsten vielversprechende PPT-Initiative auf: Sie sieht kaum Interventionen auf der Ebene der internationalen Rahmenbedingungen des Tourismus vor. Doch diese sind im eng verflochtenen globalen Wirtschaftzweig Tourismus oft ausschlaggebend dafür, dass Staaten, Regionen, Gemeinden eine nachhaltige Entwicklung zu Gunsten der Ärmsten überhaupt fördern können. /plus

Quellen: Umfassende Unterlagen auf: www.propoortourism.org.uk;